Die beiden Windräder an der Münchener Allianz Arena, Schauplatz des „Experience Day“ des chinesischen Wechselrichter-, Speicher- und Ladestationen-Herstellers Sungrow, stehen nahezu still, und auch die großen Photovoltaik-Anlagen auf den benachbarten Gewerbebauten dürften an diesem nebelverhangenen, windstillen Tag kaum Strom liefern. Dunkelflauten-Wetter – „darüber freut man sich als Betreiber eines Großspeichers“, sagt Christian Jochemich, Geschäftsführer von W Power, der den rund 100 Teilnehmern der Kunden- und Partner-Veranstaltung von Sungrow ein Speicherprojekt im thüringischen Ohrdruf vorstellte.
W Power hat dort im vergangenen August nach gut einem halben Jahr Bauzeit einen Großspeicher mit 10,3 Megawatt Leistung und gut 13 Megawattstunden Kapazität in Betrieb genommen. Der mit Sungrow-Technologie realisierte Speicher wird für Arbitrage-Geschäfte eingesetzt und stellt zudem Regelleistung bereit. „Wir brauchen den Multi-Use-Einsatz für die Wirtschaftlichkeit des Projekts“, erklärt Jochemich. Mit einer Fläche von 670 Quadratmetern ist die Anlage sehr kompakt gestaltet.
„Wille zur konstruktiven Zusammenarbeit als zentraler Erfolgsfaktor“
Jochemich nutzt die Gelegenheit, den Teilnehmern die Erfahrungen weiterzugeben, die das Projektteam während der Realisierung des Großspeichers gemacht hat. Die Kompetenz des Bauleiters zum Beispiel ist ein ganz wichtiger Faktor, um ein Projekt dieser Art schnell und reibungslos über die Bühne zu bringen, berichtet der W-Power-Chef. Man dürfe nicht vergessen, dass bei Schwerlasttransporten am Wochenende hierzulande eine Ausnahmegenehmigung nötig ist. Schotterrasen auf den Freiflächen könne die Genehmigung vereinfachen. Und bei der Zeitplanung solle man in Kopf behalten, dass es jederzeit zu unerwarteten Ereignissen kommen könne – im Fall des thüringischen Speichers der Angriff von Huthi-Rebellen im Roten Meer, der Transporte verzögert hat.
Vor allem aber legt Jochemich seinem Auditorium nahe, mit Projektpartnern stets eng und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. „Ein stabiles Partner-Ökosystem und etablierte Schnittstellen erhöhen das Tempo bei der Realisierung enorm“, erklärt er. Maximale Transparenz sei geboten, wozu auch gehöre, Unterlagen frei zu teilen. Und nicht zuletzt: „Der vielleicht wichtigste Erfolgsfaktor ist der gemeinsame Wille, jederzeit konstruktiv an Lösungen zu arbeiten.“
„Kunden wollen ein Gesamtpaket, nicht drei Anbieter im Alleingang“
Auch andere Speaker betonen in ihren Beiträgen die Notwendigkeit einer engen unternehmensübergreifenden Kooperation. Matthias Suttner zum Beispiel, Head of Wholesale Sales & Partnermanagement bei The Mobility House, weist darauf hin, dass viele Kunden heute ganzheitliche Lösungen nachfragen – etwa eine Ladeinfrastruktur mit Photovoltaik und Speicher. „Sie wollen ein Gesamtpaket und nicht drei Anbieter, die jeweils im Alleingang agieren“, sagt Suttner.
Ahmad Talaat, Senior Grid Connection Manager bei Sunotec, plädiert dafür, auch gegenüber der Politik geeint aufzutreten. „Wir brauchen bessere regulatorische Bedingungen für Speicher. Dazu bedarf es einer Koalition von Photovoltaik- und Speicherunternehmen“, erklärt Talaat. Marion Jäger, Geschäftsführerin von Ignis Energy, ist überzeugt, dass mehr Kooperation auch mit Blick auf die Genehmigungspraxis von Vorteil ist, etwa bei Photovoltaik-Speicher-Projekten.
Einige Speaker verbinden ihre Beiträge mit Appellen an die Politik, schnell die regulatorischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Dringender Handlungsbedarf besteht nach Ansicht von Matthias Suttner zum Beispiel beim bidirektionalen Laden. „Gerade mit Blick auf die Netzbetreiber ist die Politik gefordert, hier endlich gesetzlich Klarheit zu schaffen“, sagt der Experte. „Die Technologie ist da weiter als die Regulatorik.“ Suttner kritisiert zudem, dass Smart Meter für die Verbraucher teurer werden sollen. Das gehe in die völlig falsche Richtung, da dynamische Stromtarife damit unattraktiver würden.
Auch Marion Jäger wünscht sich mehr Engagement von der Politik. „Wir brauchen vereinfachte, schnelle Entscheidungsprozesse“, sagt die Ignis-Energy-Geschäftsführerin. „Gebt uns endlich die Möglichkeit, dass wir mit unserer günstigen Energie die Industrie stützen!“
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Konstruktive Zusammenarbeit hat es in der PV-Branche noch nie gegeben. Bis heute werden ständig neue Verbände gegründet die sich gegenseitig die Mitglieder missgönnen und anders als bei den meisten anderen Branchen gibt es keine einheitliche und schlagkräftige Interessenvertretung im politischen Berlin.
Das Ganze setzt sich bis auf die lokale Ebene fort, wo Solar-Hansel dem Solar-Seppel aus dem Nachbardorf die Butter auf dem Brot nicht gönnt und beide sich beim Kunden bis auf die Knochen runter handeln lassen, nur damit der andere nicht gewinnt.
Dazu kann ich nur sagen: Von Automobil und Chemie lernen heißt siegen lernen! Ansonsten heißt es bald: Gute Nacht, Solar-Deutschland!