BEE und Green Planet Energy sehen Weiterentwicklungsbedarf bei Optionen für künftiges Strommarktdesign

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Anfang August präsentierte das Bundeswirtschaftsministerium seine vier Optionen für das „Strommarktdesgin der Zukunft“. Bis Ende August konnte jeder dazu Stellung beziehen und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) und Green Planet Energy veröffentlichten am Freitag, was sie von den Vorschlägen halten.

Nach Ansicht des BEE gilt es, die „Entfesselung von Flexibiliäten“ in den Mittelpunkt der Strommarktreform zu rücken, allerdings müssten Schnellschüsse und Systembrüche gleichzeitig vermieden werden. „Das aktuelle Stromsystem leidet unter einem Mangel an flexiblen Erzeuger-, Verbrauchs- und Speicherkapazitäten, infolgedessen die zunehmende Abregelung von grünem Strom sowie eine Zunahme an Zeiten mit negativen Strompreisen stehen. Flexibilität ist daher die Leitwährung für ein versorgungssicheres und bezahlbares klimaneutrales Stromsystem“, erklärte BEE-Präsidentin Simone Peter.

Von den vier vorgeschlagenen Optionen sind folgende: Option 1 wäre eine Ergänzung des aktuellen Systems um einen Refinanzierungsbeitrag als Rückzahlungsinstrument. Option 2 sieht die Einführung zweiseitiger produktionsabhängiger Differenzkontrakte und Option 3 die Einführung zweiseitiger produktionsunabhängiger Differenzkontrakte vor. Option 4 beinhaltet die Einführung von Kapazitätszahlungen in Verbindung mit einem produktionsunabhängigen Refinanzierungsbeitrag.

Der Verband präferiert Nummer eins und zwei, da sie weiterhin eine verlässliche Finanzierung für die Erneuerbaren bieten würden und kurzfristig umzusetzen seien. Allerdings bestehe bei Option 2 die Gefahr, dass sich ohne ein “Cap & Floor” Investitionen in ein markt- und netzdienliches Verhalten kaum refinanzieren ließen. „Somit bliebe Option 1 als das aus pragmatischen Gründen zielführendste Modell“, erklärt der BEE.  Zur Begründung heißt es: Es liegen statt errechneten, fiktiven Schätzwerten die tatsächlich eingespeisten Strommengen zugrunde und ein Marktwertkorridor würde dazu beitragen, dass die Anlagen innerhalb dieses Korridors den Marktpreissignalen voll entsprechen könnten. „Die Weiterentwicklung der Option 1 (produktionsabhängiger CfD mit Marktwertkorridor) in Bezug auf eine Abschöpfung der realen Erlöse bei gleichzeitiger Umstellung von einer Zeit- auf eine mengenbasierte Absicherung, die negative Strompreise verhindert, sei der geeignetste Weg“, so der Verband. Mit einem solchen Modell könnten die Risiken für die Erneuerbaren-Anlagen verringert und gleichzeitig die Marktintegration verbessert werden.Eine Ausnahmeregelung sollte es für CfDs bei Kleinstanlagen geben und zudem müssten etwaige Kostensteigerungen berücksichtigt werden.

Von der produktionsunabhängigen Optionen 3 und 4 warnt der BEE. Sie basierten nur auf theoretischen Modellen, die Auswirkungen seien weitgehend unbekannt. Der Verband sieht dadurch die Dynamik beim weiteren Ausbau der Erneuerbaren gefährdet.

Bei der Finanzierung von steuerbaren Elementen würden – anders als bei fluktuierenden Anlagen – sowohl die rein marktlichen Optionen 1 und 2 als auch die Option 3 eines zentralen Kapazitätsmarkts Vor- und Nachteile mit sich bringen. Diesbezüglich schlägt der BEE eine Weiterentwicklung von Option 4 vor, wobei hier die genaue Ausgestaltung für eine abschließende Bewertung entscheidend sei. “Steuerbare Erneuerbare Energien brauchen einen Rahmen, der die höheren Betriebskosten und ihre Stärken im Stromsystem berücksichtigt. Ein Kapazitätsmechanismus alleine ist hier nicht ausreichend, auch sie brauchen einen Investitionsanreiz. Ein Level-Playing-Field muss daher dringend mitgedacht werden”, sagte Peter.

In eine ähnliche Richtung geht auch die Einordnung von Green Planet Energy. „Ohne Korrekturen bedrohen die Vorschläge des Wirtschaftsministeriums die bisherigen Erfolge bei der Marktintegration Erneuerbarer Energien und die Akteursvielfalt der Energiewende. Denn im Optionenpapier fehlt ein zentraler Punkt: das Zusammenspiel von staatlicher Absicherung über Contracts for Difference (CfDs) und der marktlichen Finanzierung über Grünstrom-Direktverträge, sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs)“, erklärt Carolin Dähling, Leiterin Politik und Kommunikation. „Wenn Anlagenbetreiber, wie jetzt vom BMWK vorgesehen, nicht mehr zwischen marktlicher und staatlicher Finanzierung wechseln können, stellt das ein enormes Investitionsrisiko dar. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen wäre es dann nicht mehr möglich, über ein PPA direkt grünen Strom zu beziehen.“

Akteursvielfalt und Akzeptanz der Energiewende dürften durch das neue Strommarktdesign nicht aufs Spiel gesetzt werden. „Wir setzen uns daher für eine Lösung ein, die CfDs mit der marktlichen Absicherung über PPAs vereinbar macht“, so Dähling weiter. Dazu werde das Unternehmen in Kürze auch ein eigenes Modell vorstellen.

Green Planet Energy begrüßt ebenfalls, die wachsende Bedeutung, die den Flexibilitäten im neuen Strommarktdesign zugemessen werden soll. „Dies muss auch bei der Ausgestaltung der Kapazitätsmärkte zwingend berücksichtigt werden. Ein zentraler Kapazitätsmarkt ist nicht in der Lage, die Potenziale dezentraler Flexibilitäten wie Elektroautos oder Batteriespeichern zu heben.“ Dezentrale Flexibilitäten sollten dabei Vorrang haben.

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