Solar Solutions in Bremen erfolgreich gestartet – EWS sieht Aufbruch durch das „Solarpaket 1“

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Am Mittwoch, dem ersten Messetag, haben Messebesucher und Aussteller 3121 Mal einen Kontakt ausgetauscht. Das meldet der Veranstalter anhand der Lead Scans, die Aussteller bei Standbesuchen durchführen. Dafür, dass die Messe in Bremen zum ersten Mal stattfand, äußerten sich etliche Aussteller sehr positiv über das Ergebnis und auch die Messeflure machten bereits kurz nach der Eröffnung einen belebten Eindruck.

Kai Lippert, Geschäftsführer des Großhändlers EWS, Austeller und Silber-Sponsor, ist sehr überzeugt von dem Konzept, solche Messen in geografischer Nähe der Installationsbetriebe und bewusst auf diese ausgerichtet durchzuführen. Anders als bei großen internationalen Solarmessen finde der Handerker dort schneller alles, was er braucht. Und besonders in Bremen ist das Ausstellungsgelände einfach zu erreichen – nämlich fußläufig vom Bahnhof. Am ersten Tag ist sein Eindruck sehr gut. Die 16 EWS-Kundenberater am Messestand seien durchgehend beschäftigt gewesen, so Lippert.

EWS war auch schon vor eineinhalb Jahren in Düsseldorf dabei, als Solar Solutions die Expansion nach Deutschland startete. Dort im Rheinland ist die Messe vom ersten auf das zweite Jahr bereits deutlich gewachsen, auf über 12.000 Besucher bei mehr als 200 Ausstellern.

Ein positiver Eindruck, den Felix Siry von Huawei teilt. Der Hersteller von Leistungselektronik hat auf den Abend des ersten Messetags sogar eine Partnerveranstaltung mit 150 Registrierungen gelegt. Für viele Installateure sei es ein Punkt, so der Senior Digital Manager, dass die Anreise zur Intersolar/The smarter E in München weit sei. Das ist zwar für viel der Treffpunkt überhaupt. Doch vor allem während der Messezeit sind die Übernachtungskosten für Installationsbetriebe hoch. „Für mich macht der Ansatz zu regionalen Messen Sinn“, sagt er.

Solar Solutions ist in Deutschland ein Joint Venture der belgischen Xpo Group und des niederländischen Unternehmens „Good! Events & Media“, das seit Jahren die Solar Solutions-Messe in Amsterdam ausrichtet und das das Ehepaar Henriette Vrisekoop und Peter Groot gemeinsam als CEOs und Eigentümer führen.

Es gehört etwas Mut dazu, nach Deutschland zu expandieren, Heimatland von Solar Promotion, dem Veranstalter der The smarter E. Das dürfte mit über 100.000 Besuchern in 2023 immerhin die größte Solarmesse der westlichen Welt sein, und sie expandiert ja auch schon seit etlichen Jahren in andere Regionen.

„Wir haben ein ganz anderes Konzept als die gtoßen internationalen Messen“, erläutert Peter Groot. „Wir präsentieren nur Endprodukte und Handel.“ Die Ehepartner betonen den Aspekt Familienunternehmen, auch Tochter Nina Groot ist in der Geschäftsführung, und wie wichtig ihnen die Beziehungen zu den Ausstellern sind. Sie gingen die neuen Veranstaltungsorte auch mit besonders verbundenen Unternehmen an, wie zum Beispiel EWS, die gleich das erste Jahr mitkommen. Wenn es läuft, kommen im zweiten Jahr auch andere wichtige Unternehmen dazu. Die Geschäftsführer wollen aber aus besagten Gründen aufpassen, dass die Messen nicht zu groß werden. Von den marktbekannten Firmen waren in Bremen schon einige dabei, wie etwa Huawei und Longi aus China oder Fenecon und Krannich aus Deutschland. Doch andere wie etwa Trina, SMA oder E3/DC fehlten.

Neuheiten in Bremen

Kai Lippert hält auch den Zeitpunkt der Messe für gut gewählt, da sich jetzt schon einigermaßen absehen lasse, was das Jahr bringt.

Auf dem Messestand von Huawei war unter anderem der Speicher „Luna 2000 S1“ zu sehen, wie auch schon vor fast elf Monaten auf der The smarter E. Doch ab Mai würden die ersten ausgeliefert und im August gehe es dann „richtig los“. Das sei eine Ergänzung zum bisherigen Speicher „Luna 6000 S0“, mit einer höheren Kapazität und einer längeren Garantiezeit von 15 Jahren über 60 Prozent Restkapazität. Mit derei Batteriemodulen erreicht man 21 Kilowattstunden Kapazität, und kann sie damit auch für Kleingewerbe und Mehrfamilienhäuser einsetzen. Mit dem ensprechenden Wechselrichter lassen sich vier Batterietürme gleichzeitig betreiben und die Batteriekapazität weiter skalieren.

Ricarda Gutsch, Vertriebs- und Marketingmanagerin bei Futurasun, präsentierte an einer breiteren Wand Module in Grün- und Rottönen, insbesondere für denkmalgeschützte Gebäude. Solche Module gab es auch schon vor zwei Jahren, doch jetzt sei der Leistungsabschlag im Vergleich zu schwarzen Standardmodulen signifikant gesunken. Habe der Verlust damals noch bei 30 Prozent gelegen, liege er jetzt bei circa 10 Prozent. Ein rötliches n-Typ-Modul hat beispielsweise eine Leistung von 370 Watt, wo das schwarze Äquivalent bei 420 Watt liegt. Gutsch ist gerade von Italien nach Berlin gezogen und hat dort das Deutschland-Büro des italienischen Herstellers eröffnet. Auch sie ist positiv überrascht vom Andrang am Messestand.

Fabian Ferda vom Großhändler Energy 3000 neben dem Heimspeicher von Sigenergy. Das dritte Modul von unten enthält den bidirektionalen DC-Charger, der optional eingesetzt und auch nachgerüstet werden kann.

Foto: pv magazine

Der Großhändler Energy 3000 aus Österreich drängt auf den deutschen Markt und sieht in Bremen die Chance, seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Auf dem Messestand war eine der ersten bidirektionalen DC-Wallboxen in live zu sehen, die direkt an das Batteriespeichersystem angekoppelt wird. Das Produkt stammt von dem chinesischen Hersteller Sigenergy, der seit einem knappen Jahr aktiv ist. „Die Speichersysteme werden nachgefragt“, sagt Fabian Ferda, Area Sales Manager Germany. Die DC-Wallbox finde viel Interesse, und er habe auch schon ein paar verkauft, aber der Markt steht erst am Anfang. Das dürfte auch daran liegen, dass noch nicht klar ist, mit welchen Fahrzeugen die Wallbox bereits harmoniert. Sie ist auch in der pv magazine Wallbox-Marktübersicht zu finden (Premium Selection 2023).

Push für den Photovoltaik-Markt

Die kürzlich erfolgte Einigung auf das „Solarpaket 1“ und dessen bevorstehende Verabschiedung war auf der Messe naturgemäß auch ein großes Thema, da sich noch nicht alle Details herumgesprochen haben.

Der monatliche Photovoltaik-Zubau im Dachanlagen-Segment ist seit August 2023 deutlich zurückgegangen. Klicken Sie hier, um die Grafik zu vergrößern.

Grafik: EWS

Kai Lippert sieht darin den positiven Anstoß, der der Markt jetzt brauche. Er erinnert, dass seit August 2023 der Dachanlagenmarkt auf das Niveau vom August 2022 eingebrochen ist. Über die Ursachen ist schon viel geschrieben worden und auch pv magazine hat auf Basis seiner Installateursumfrage ausführlich darüber berichtet. Die Politik versprach bessere Bedingungen, die Zinsen sind gestiegen, die Strompreise sind gesunken und manche Komponentenpreise sanken aufgrund der Verwerfungen in den Lieferketten. Alles zusammen führte zu eine abwartenden Haltung der Kunden.

„Jetzt gibt es keinen Grund mehr mit Investitionen in Photovoltaik-Anlagen zu warten“, sagt Lippert. Die Preise fallen nicht weiter, im Gegenteil, man hört schon wieder von leichten Steigerungen bei manchen Komponenten, wann Zinssenkungen kommen ist nicht absehbar, und die Politik handelt jetzt mit „Solarpaket 1“.

Das Gewerbesegment war im übrigen selbst während der Boomphase vor einem Jahr ein Sorgenkind. Das Segment ab 40 Kilowatt könnte jetzt von der mit dem Solarpaket erhöhten Einspeisevergütung profitieren.

Das „Solarpaket 1“ scheint bereits mental zu wirken. Die Partner, die am EWS-Messestand vorbeigeschaut haben, hätten angegeben, nicht zuletzt durch das Solarpaket positiv nach vorne zu schauen, so Lippert.

Die nächsten Solar Solutions in Deutschland finden am 27. Und 28. November in Düsseldorf und am 29. und 30. Januar in Leipzig statt. Im belgischen Kortrijik liegt die Messe am 2. und 3. Oktober. Und über eine Veranstaltung in Italien denken die Veranstalter auch schon nach.

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