pv magazine highlight top innovation für Airteam: Drohnen-Dachmaß für Photovoltaik-Anlagen

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Wenn Tobias Bernhardts Team zur Dachvermessung fährt, kommen manchmal, so erzählt er, Kinder aus der Nachbarschaft mit großen Augen aus dem Haus. Denn statt mit Leiter und Maßband auf das Dach zu klettern, holen seine Vertriebsmitarbeiter nur ein schwarzes Köfferchen aus dem Lieferwagen heraus. In dem Köfferchen befindet sich eine Drohne. Ausgestattet mit einer Kamera fliegt die Drohne in Kreisen über das Dach und vermisst es so präzise. Tobias Bernhardt ist Geschäftsführer von 1Komma5°-Rosenheim, ehemals als Ibeko Solar GmbH bekannt. Seit etwas mehr als zwei Jahren kommen in dem Installationsbetrieb Drohnen für das Dachaufmaß, so nennen Fachleute die Vermessung des Daches, zum Einsatz.

Betriebe, die eine Photovoltaikanlage auf einem Hausdach errichten, brauchen dafür die genauen Abmessungen des Daches. Firsthöhe, Trauflänge, Dachneigung, Fenster und Kamin; erst mit den richtigen Maßen kann das Dach in einem Planungstool, wie Pylon oder PV*Sol, mit Modulen und der Unterkonstruktion virtuell belegt werden. Um diese Maße zu nehmen, gehen die Handwerker auf das Dach und nehmen mit einem Maßband die Maße. Seit einiger Zeit gibt es auch Anbieter, die mittels Fotogrammetrie die Kamerabilder der handelsüblichen Drohnenkamera zu einem 3-D-Modell verarbeiten könnten. Das spare Zeit, sei genauer und sicherer, sagen die Anbieter der Technologie.

Highlights und spotlights

Preis für gute Ideen:

In der September-Runde zeichnet pv magazine eine Einreichung als highlight top innovation und eine als highlight top business model aus.

Das sagt die Jury:

Airteam: Genaues Dachmaß mit Drohnen spart Installateuren Zeit

Das Dachmaß steht bei Aufdach-Photovoltaikanlagen am Beginn der Planungsphase. Oft wird es zunächst aus Satelliten­daten bestimmt, später muss ein Handwerker auf dem Dach genau nachmessen. Im schlechtesten Fall passt es unter Umständen nicht so gut oder es muss nachjustiert werden. Airteam hat eine Software entwickelt, die mit Hilfe von Drohnenbildern und künstlicher Intelligenz die genauen Abmessungen für Auslegungsprogramme bereitstellt. Das kann Solar-Installateuren unter Umständen viel Zeit und risikoreiches Klettern auf dem Dach ersparen, gegen den Fachkräftemangel wirken und Anlagen günstiger machen. Die Jury vergibt daher das Prädikat top innovation.

Die Juroren: Volker Quaschning ist Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Hans Urban ist langjähriger Experte und Consultant für Photovoltaik, Speicher und E-Mobilität. Winfried Wahl ist Senior Director Product Management bei Hithium und seit 15 Jahren im Bereich erneuerbare Energien tätig.

Mehr Infos, bisherige Preisträger (seit 2014) und alles zur Bewerbung unter: www.pv-magazine.de/highlights

Einsendeschluss für die nächste Runde: 8. Oktober 2023

Wer keine Drohne hat, nimmt die Maße händisch und notiert sie auf einem Zettel. Gegebenenfalls entsteht dabei eine grobe Skizze des Daches. Wichtig sind dabei auch die genauen Positionen von Gauben, Fenstern, Schornsteinen und anderen Dachauslässen. Mit Hilfe der Skizze kann dann ein Handwerker die Daten in ein Planungstool einpflegen. Das kostet Zeit.

Zeit und Geld gespart

Zum einen müssen immer zwei Personen auf das Dach klettern. Eine Drohne hingegen kann ein einzelner Mensch bedienen. Zum anderen dauert der Einsatz auf dem Dach deutlich länger. „Die digitalen 3-D-Gebäudedaten sparen Zeit und Geld beim Aufmaß und der Planung“, sagt Thomas Bücheler, Gründer und Geschäftsführer von Airteam. Er glaubt, dass pro Aufmaß bis zu einer Stunde Arbeitszeit gespart werden kann. Ein Aufmaß koste 24 Euro oder 150 Euro pro Monat als Flatrate. Für die Softwarelösung, mit der Airteam die 3-D-Drohnen­daten für Solarplaner effizient nutzbar macht, verleiht die hightlight-Jury von pv magazine das Prädikat top innovation.

Noch bevor es Anbieter für 3-D-Dachaufmaße durch Drohnen­aufnahmen gab, nutzte Bernhardt bereits Drohnen in seiner Firma. Damit fotografierte er die Dächer, um dann in aller Ruhe am Computer Ziegel zählen zu können – eine gängige Methode, die gerade bei kleinen Satteldächern zum Einsatz kommt. Mit Drohnenbildern geht es einfacher, sagt Bernhard. Das war 2019. Airteam startete 2018 und bot sich zunächst vor allem Dachdeckern an. Erst seit 2020 hat Airteam eine integrierte Photovoltaikplanungsfunktion und drängt in diese Branche vor. Seit 2021 nutzt Bernhardts Team die Drohnen für 3-D-Modelle. Airteam entwickelt die Software stetig weiter. Seit März dieses Jahres ist die neueste Version Fast Fusion Solar erhältlich. Sie kann gleich zur 3-D-Planung genutzt werden, anstatt nur ein 3-D-Modell zu exportieren. Das soll laut Airteam gerade Dachdeckern die Einstiegshürden in die Photo­voltaikbranche verringern.

Nicht alle Anbieter seien gleich gut, so Bernhardt. Um die sie zu testen, ließ er sein Team etwa ein Dutzend Testflüge machen, bei denen die Handwerker parallel noch klassisch die Maße genommen haben. Das Team verglich daraufhin die Werte. „Bei einigen Anbietern hatten wir Abweichungen von 1,20 Metern“, sagt der Geschäftsführer. „Und das bei gerade mal 6,80 Metern Länge, die wir da vermessen haben. Das geht natürlich gar nicht.“ Mittlerweile nutzt Bernhardt die Software von Airteam bei allen Projekten. Damit habe er bisher gute Erfahrungen gemacht. Die Maße seien zentimetergenau und verlässlich.

Vom Flug zum Modell

Nach einem Flug werden die Aufnahmen an Airteam gesendet. Das Modell wird von einer künstlichen Intelligenz erstellt, aber final von einem Menschen auf Plausibilität geprüft. „In unserem Fall dauert es daher rund zwölf Stunden, bis wir das Modell haben“, sagt Bernhardt. Die Zeitersparnis ist aufseiten der Betriebe spürbar. Während zuvor die Handwerker stundenlang Skizzen und Notizen in Software eingepflegt haben, können sie nun die Zeit nutzen, um bereits den nächsten Auftrag zu bearbeiten. Bei dem Airteam-Modell können die Daten direkt in PV*Sol oder in Sunny Design von SMA übertragen werden. „Damit sparen Planer zwischen 30 und 90 Minuten pro Planung“, sagt Bücheler. Bei rund 30 Dächern pro Woche, die das Rosenheimer 1Komma5°-Team mit Photovoltaik ausstattet, macht sich das in der Effizienz der Arbeitsabläufe bemerkbar.

Außerdem sei es auch für junge Angestellte attraktiver, Drohnen zu fliegen, als stundenlang handschriftliche Notizen in Computer-Programme zu übertragen. Junge Fachkräfte werden händeringend gesucht und abgeworben. Schlussendlich gehen sie dorthin, wo die Arbeit am spannendsten und angenehmsten ist. Auch das müssen Geschäftsführer wie Bernhardt im Blick behalten. Das Thema Sicherheit spielt bei der Entscheidung für Drohnenflüge auch eine Rolle. Gerade bei Eis und Schnee ist eine Dachbegehung sehr gefährlich und zum Teil auch unmöglich. Die Drohne dagegen könne selbst ein schneebedecktes Dach vermessen, sagt Bernhardt. Es gebe aber auch Grenzen. Zum Beispiel kann ein Flug bei zu starkem Wind oder Regen nicht durchgeführt werden. „Wir haben auch schmerzlich gelernt, dass man bei starken Minusgraden nicht fliegen kann“, sagt Bernhardt. Einmal sei es passiert, dass bei kaltem Wetter eine Drohne abgestürzt ist. Sie knallte auf ein Glasvordach und beschädigte es. In diesem Fall regulierte eine gewerbliche Drohnenversicherung den Schaden. Wer für Gewerbezwecke eine Drohne fliegen will, muss vorher eine Versicherung abschließen, sagt Bernhardt. Teuer sei das aber nicht.

Lektionen in Rosenheim

Die meisten anderen Lektionen erhielten Bernhardts Drohnenpiloten während eines Trainings, das Airteam anbot. „Es hat sich als Erfolgsrezept herausgestellt, dass wir neben der Airteam Fusion Platform auch Starter-Sets mit Drohnen, Zubehör und Schulungen anbieten“, sagt Bücheler. „So können unsere Kunden schon sieben Tage nach Bestellung bereits die ersten Projekte selbst befliegen.“ Das Team aus Rosenheim lernte dabei, was in schwierigen Situationen zu tun ist. Zum Beispiel, was zu tun ist, wenn ein Baum im Weg ist. Dann sollen die Piloten die Drohne höher kreisen lassen. Aber auch nicht zu hoch, sonst wird das Modell unpräziser.

Für die Schulung ist Airteam nach Rosenheim gefahren. Die Schulungen werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz angeboten. Kunden können so gleich an echten Projekten testen und üben.

Foto: 1Komma5°-Rosenheim

Manchmal könne die Flugbahn auch durch ein angrenzendes Privatgrundstück eingeschränkt sein. Um darüber fliegen zu können, benötigt man eine Erlaubnis des Grundeigentümers. Am einfachsten ist es, wenn der Kunde sich selbst dazu mit seinen Nachbarn austauscht und den Drohnenflug ankündigt. Wirklich Probleme habe es bisher noch nicht gegeben, sagt Bernhardt.

Bisher habe er noch kein Projekt gehabt, dass er nicht mit der Drohne abfliegen konnte. Für ihn sind die Fluggeräte fester Bestandteil der Ausrüstung seines Teams. Nicht zuletzt auch, weil es mit den 3-D-Modellen sehr genaue Pläne für Angebote erstellen kann. Der Vertrieb kann durch die besseren Modelle sehr akkurat planen, so dass aus der Technikabteilung keine gravierenden Änderungen des Anlagenlayouts mehr kommen. Auch das sei für die Kunden von Vorteil, da es beim finalen Angebot keine bösen Überraschungen mehr gebe.

Für ein noch besseres Kundenerlebnis würde Bernhardt begrüßen, wenn die Software direkt nach dem Drohnenflug bereits ein Modell mit Modulen darauf erstellen könnte. Dann wäre es möglich, Kunden direkt ein Bild des Hauses mit Photovoltaikanlage zu zeigen. Das würde gut ankommen, ist sich der Geschäftsführer sicher.

Die Technologie kommt für praktisch alle Solarinstallateure in Frage, sagt Bernhardt. Elektroinstallateure, die auf höchstens vier Anlagen pro Monat kämen und zwischendurch viel anderes machten, wie Garagentore, bräuchten solch eine Lösung wahrscheinlich eher weniger. Das liege vor allem daran, dass es mindestens eine Person braucht, die zumindest eine Einführung durch einen Anbieter wie Airteam bekommen hat.

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