Grüner Wasserstoff aus Deutschland günstiger als Importe per Schiff

Teilen

Grüner Wasserstoff aus heimischer Produktion ist wirtschaftlicher als Importe per Schiff. Sinkende Preise für grünen Strom, günstigere Elektrolyseure und ein geringerer Bedarf als noch vor ein paar Jahren angenommen, lassen die Preise für grünen Wasserstoff aus Deutschland in den Prognosen für das Jahr 2030 auf 7 bis 13 Cent pro Kilowattstunde fallen. Das geht aus der neuen Metaanalyse von zahlreichen Studien zum Thema durch das Wuppertal Institut hervor.

Die Wissenschaftler untersuchten die Studien und sehen, dass die Bereitstellungskosten für grünen Wasserstoff im Jahr 2030 zwischen 4,5 und 20,5 Cent pro Kilowatt liegen werden. Die Bandbreite ergibt sich aus der Herkunft, beziehungsweise dem Transportmedium des Wasserstoffs. Für Deutschland werden in den untersuchten Studien 7 bis 13 Cent pro Kilowattstunde grünem Wasserstoff vorhergesagt. Import-Wasserstoff per Schiff kann zum Ende des Jahrzehnts mitunter auch 20 Cent pro Kilowattstunde kosten. Wasserstoff aus Deutschland wäre somit wirtschaftlicher. Selbst mit einigen Pipelines, die sonst die günstigsten Preise hervorrufen, wäre der deutsche Wasserstoff wettbewerbsfähig.

Bis zum Jahr 2050 sollen die Kosten von Wasserstoff weltweit auf 4,2 bis 11 Cent pro Kilowattstunden weiter sinken. Auch dann wäre heimischer Wasserstoff weiterhin konkurrenzfähig. Für Deutschland liegen die Prognosen bei 6,7 bis 8,5 Cent pro Kilowattstunde. Lediglich Pipeline-Wasserstoff aus Nordafrika, Spanien, sowie Ost- und Nordeuropa werden günstiger sein.

Vor drei Jahren noch andere Ergebnisse

Vor drei Jahren veröffentlichte das Institut eine Studie zur „Bewertung der Vor- und Nachteile von Wasserstoffimporten im Vergleich zur heimischen Erzeugung“ und kam zu einem anderen Ergebnis. Der Grund dafür: seit der ersten Studie haben Politik und Wirtschaft einige Parameter geändert, erklären die Autoren. Zunächst habe sich die anvisierte Produktionskapazität von grünem Wasserstoff in Deutschland von fünf auf zehn Gigawatt Elektrolyseleistung bis 2030 verdoppelt. Die Bewegung am Markt ist auch schon jetzt spürbar. Im Juli 2022 befanden sich Elektrolyseure mit 5,6 Gigawatt Leistung in der Planung. Ein Jahr später waren es Elektrolyseure mit einer Leistung von 8,1 Gigawatt.

Zudem wurde das Osterpaket verabschiedet. Der Politikwandel wird dafür sorgen, dass bis 2035 der Strom in Deutschland nahezu komplett aus erneuerbaren Quellen stammen wird, schreiben die Autoren des Wuppertal Instituts. Somit werde grüner Strom verfügbarer und besonders zu Zeiten günstiger Wetterlagen sehr günstig. Das sah vor Amtsantritt der Ampel-Regierung noch anders aus.

Neue Studienlage

Diese neuen Parameter des Energiemarktes sind auch in zahlreiche neue Studien eingeflossen. Seit der letzten Metaanalyse des Wuppertal Instituts sind mehrere umfangreiche und differenzierte Studien zum Bedarf und den Herstellungskosten von grünem Wasserstoff veröffentlicht worden.

Innerhalb dieser neuen Studie kommt heraus, dass die Bedarfe, zum Teil erheblich geringer berechnet werden. Bei einigen wären 29 Terawattstunden Wasserstoff und bei anderen 101 Terawattstunden bis 2030 nötig. In der nationalen Wasserstoff-Strategie sind 35 bis 55 Terawattstunden festgehalten. Noch in diesem Jahr soll ein Update zur nationalen Wasserstoff-Strategie vorgelegt werden. Sinkt der Bedarf, ist es wahrscheinlicher und kostengünstiger, auf eigenen Ressourcen zurückzugreifen.

Geringerer Verbrauch

Auch wenn für der geschätzte Verbrauch von Wasserstoff im Jahr 2030 einer großen Bandbreite unterliegt, sind sie alle Szenarien einig, dass die Sektoren Industrie und Energiewirtschaft den größten Bedarf stellen werden. Im Verkehr und der Gebäudewärme werde Wasserstoff in nur geringem Maße mit elf respektive sechs Terawattstunden pro Jahr vertreten sein.

Die Prognosen bis 2050 sehen zudem kaum einen Bedarf bei den Sektoren Wärme und Verkehr. Lediglich die Studien, die ohnehin von einem sehr großen Einsatz von Wasserstoff ausgehen, sehen auch einen großen Bedarf im Verkehrssektor.

Technische Fortschritte kommen bei der günstigen Preisentwicklung noch dazu. Elektrolyseure werden den Studien zufolge immer billiger. Noch liegen die Investitionskosten von Elektrolyseuren zwischen 690 und 1000 pro Kilowatt elektrischer Leistung. Aber schon 2030 könnten die Kosten auf 544 bis 625 Euro fallen. Bis 2050 wird dieser Wert auf 100 bis 300 Euro fallen, wenn die Prognosen der untersuchten Studien eintreten.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.