Im April ist der Marktwert Solar auf 14,566 Cent pro Kilowattstunde gesunken – im März lag er noch bei 20,7 Cent pro Kilowattstunde. Dies geht aus den aktualisierten Daten auf „Netztransparenz.de“ hervor. Analog dazu ging der durchschnittliche Spotmarktpreis von 25,2 auf knapp 16,6 Cent pro Kilowattstunde zurück. Die Marktwerte für Windkraft an Land und auf See sanken gegenüber dem März ebenfalls und lagen bei 12,7 und 13,4 Cent pro Kilowattstunde.
Die Erlöse aus der Direktvermarktung bleiben damit für Betreiber großer Photovoltaik-Anlagen in der Regel höher aus als die über das EEG gesicherte Einspeisevergütungen. Im Februar lagen die Marktwerte und der durchschnittliche Spotmarktpreis noch niedriger als im April. Im Januar war ein ähnliches Niveau zu verzeichnen. Gegenüber dem April 2021 sind die Anstiege jedoch signifikant: Damals betrug der Marktwert Solar 4,55 Cent pro Kilowattstunde und lag leicht höher als die Marktwerte für Wind. Der Spotmarktpreis lag im Schnitt bei 5,36 Cent pro Kilowattstunde. Seit September 2021 liegen die Werte durchgängig im zweistelligen Bereich.
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Was ist eigentlich geschehen, dass der Spotmarktpreis seit Septempber 2021 auf das Drei- bis Vierfache gestiegen ist?
Mir fehlt da der direkte, kausale Zusammenhang. Sollte eben dieser Preis nicht aufgrund des steigenden EE Anteils rückläufig sein?
Der Gaspreis ist stark gestiegen, weil Putin zur Vorbereitung des Ukrainekriegs das Angebot verknappt hat – damit wollte er den Aufschrei des Westens klein halten, weil der auf das Gas nicht verzichten kann, wenn gleichzeitig die Speicher nicht ordentlich aufgefüllt wurden. Alles hat allerdings auch bei Putin nicht geklappt: Eigentlich wollte er schon früher losschlagen, aber es gab Verzögerungen beim Aufmarsch. Dann waren oplympische Winterspiele in China, und China bat um Aufschub, bis die vorbei sind. Damit fiel der Kriegsbeginn in eine Zeit, als der Gasverbrauch schon wieder zurückging. Sonst hätten wir noch höhere Preisspitzen gesehen.
Es kam hinzu, dass ab November 1/3 der französischen Kernkraftwerke außerplanmäßig abgeschaltet wurden, weil Sicherheitsbedenken aufgetaucht waren. Damit wurden die Gaskraftwerke in ganz Europa wesentlich häufiger als preissetzend zur Stromproduktion benötigt. Höherer Bedarf + geringeres Angebot = höhere Preise.
Das Sicherheitsdenken in Deutschland ist sehr ausgeprägt, weshalb wir gerne etwas Überschuss produzieren, um auf der sicheren Seite zu sein. Wie unser Stromsystem den Ausfall der französischen Kernkraftwerke abgepuffert hat, ist trotzdem erstaunlich. Wenn es im Januar oder Februar richtig kalt geworden wäre, wären wahrscheinlich echte Engpässe aufgetreten, die hat uns der milde Winter erspart.
Das liegt an dem System der Preisfindung, das nicht zu der Energiewende passt.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Links auf der Grafik, noch vor der Kernenergie, werden die EE vorrangig eingespeist, und verdrängen rechts die teuersten konventionellen Kraftwerke. Das letzte noch für die jeweilige Nachfrage benötigte Kraftwerk bestimmt den Preis. Alle anderen werden mit diesem Preis bezahlt.
Als noch überwiegend teure Öl und Gaskraftwerke durch die zunehmenden EE verdrängt wurden, ist der Preis auch kontinuierlich gesunken.
Siehe hier:
https://www.iwr-institut.de/images/seiteninhalte/presse/grafiken/strompreis_terminmarkt.png
Jetzt werden wieder vermehrt Gaskraftwerke zu Preis bestimmenden „Grenzkraftwerken“, das kommt nicht zuletzt daher, dass die zum einen flexibler sind, und zum anderen man, – früher als vorgesehen – , Kohlekraftwerke stilllegen kann, um eine Prämie zu kassieren. Den Rest tragen die steigende Preise für die Zertifikate bei.
Zu all diesen Veränderungen darf man nicht vergessen, wer da auf der „Merit Order Kurve“ anbietet. Es sind nämlich diejenigen, die an lukrativen Preisen interessiert sind.
Siehe hier:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wettbewerbshueter-warnen-vor-preismanipulationen-auf-dem-strommarkt-17823799.html
Oder hier: https://taz.de/!280669/
Schon das geringste Minderangebot, kann ein teureres Grenzkraftwerk Preis bestimmend werden lassen. Profitieren tun u.a. diejenigen, die im Zuge der Energiewende, mit PPA Verträgen Geschäfte machen.
Wie gesagt, der Markt muss der Energiewende angepasst werden.
Der Kannibalisierungseffekt der EE lässt grüßen.
Siehe hier:
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/studie-zur-energiewende-strom-aus-erneuerbaren-kannibalisiert-sich-selbst/11661354.html