Längst nicht überall in Sachsen-Anhalt finden Landwirte so ertragreiche Böden vor wie die Schwarzerde in der Magdeburger Börde. Dafür können auf landwirtschaftlich wenig wertvollen Ackerböden sowie in schwer nutzbaren Höhen- und Hanglagen in Sachsen-Anhalt künftig EEG-geförderte Solarparks entstehen. Dazu hat die von CDU, SPD und FDP gestellte Landesregierung jetzt eine Verordnung des SPD-geführten Umweltministeriums verabschiedet.
Nach Angaben des Ministeriums ist die neue Freiflächenanlagenverordnung (FFAVO) so gestaltet, dass die Interessen der Landwirtschaft und des Natur- und Landschaftsschutzes gewahrt bleiben. Deshalb sind Grünlandflächen sowie Natur- und Landschaftsschutzgebiete nicht vom Anwendungsbereich der Verordnung erfasst. Darüber hinaus enthält die Verordnung eine Mengensteuerung: Pro Jahr dürfen nicht mehr als 100 Megawatt in benachteiligten Gebieten installiert werden. Das entspreche einer Flächennutzung von rund 100 Hektar.
„Aus meiner Sicht haben wir mit Blick auf die unterschiedlichen Interessenlagen einen guten Kompromiss gefunden“, sagt Umweltminister Armin Willingmann. Die Verordnung ebne den Weg für den weiteren Zubau von Photovoltaik-Anlagen und berücksichtige zugleich berechtigte Interessen des Natur- und Landschaftsschutzes sowie der Landwirtschaft.
Die Erneuerbaren haben in Sachsen-Anhalt einen Anteil von 58 Prozent an der Bruttostromerzeugung (14,78 von 25,71 Milliarden Kilowattstunden). Die Photovoltaik liefert 2,49 Milliarden Kilowattstunden Strom. Das entspricht fast zehn Prozent der Gesamterzeugung.
Hinweis der Redaktion: In einer ersten Fassung der Meldung war im letzten Absatz von „Millionen Kilowattstunden“die Rede. Das ist natürlich nicht korrekt – es handelt sich um „Milliarden Kilowattstunden“. Wir haben das am 2. 2. 22 um 16.45 Uhr korrigiert.
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Hier ist wohl noch ein Besuch von Habeck notwendig. 100 MW ist ja ein Witz.
Manche Parteien und Politiker werden den Knall erst bei den nächsten Wahlen hören. Mit Almosen bei den Erneuerbaren wird sich der Wähler nicht mehr zufrieden geben. In Sachsen-Anhalt gibt es sehr viele Bauern, welche über 100 Hektar bewirtschaftbare Fläche verfügen. Das ist wieder mal ein Tropfen auf den heißen Stein und Hauptsache wir haben etwas getan. Aber auch Sachsen-Anhalt wird mindestens ein GW Erneuerbare pro Jahr zu bauen müssen um vorgegebene Ziele auch nur annähernd zu erreichen. Ich lese auch nichts von eine Beteiligung der Bürger und Gemeinden geschweige denn von Blühstreifen oder Speichern. Die Katze soll weiter auf den alten Füßen laufen. Mal schauen wie lange das gut geht.
100 ha pro Jahr sind nicht viel. Das ist wohl richtig. Aber hier geht es ja nur um die PV-FFA. Warum sollen denn die landwirtschaftlichen Flächen, auf denen man gute Landwirtschaft betreiben kann, mit den Anlagen belegen. Vielmehr sollte man auch mal schauen, wie man die PV-Anlagen auf die Dächer bekommt. Damit meine ich nicht nur die privaten Häuslebauer.
@jens k: Gute Landwirtschaft heißt Verlust der Artenvielfalt. Darum fordert die Zukunftskommission Landwirtschaft mindestens 10 % der Agrarflächen für den Naturschutz nicht mehr zu beackern. Genau diese Flächen sind interessant für Solarparks ausserhalb des EEG. Wie das gehen können, stand vor wenigen Tagen genau hier im pv magazine https://www.pv-magazine.de/2022/01/31/solarparks-grosse-chancen-fuer-die-biodiversitaet-wenn-wir-die-richtigen-anreize-schaffen/
Dach-PV mag auf den ersten Blick interessant klingen, hilft aber nicht so wirklich, das Ziel zu erreichen, bis 2030 zumindest 100 % des Stroms grün zu machen. Es gibt nämlich nicht genug Fachleute, die das auf Dächern in der Kürze der Zeit montieren könnten. Darüber hinaus ist Strom vom Dach wesentlich teurer als Strom vom Acker. Noch darüber hinaus benötigen wir länger preiswerten Strom als Dächer grundsätzlich halten und wir benötigen länger Biotop-Inseln in der Agrarlandschaft. Solarparks halten prinzipiell ewig und können Strom immer billiger anbieten, je älter sie werden. Das ist im Übrigen auch der fundamentale Unterschied zu Windrädern, die nach 30 Jahren vollständig verschlissen sind. Was wir also neben vielen bunten Biodiv-Solarparks benötigen, sind Speicher, Speicher, Speicher, Speicher, … und damit das effizient wird, eine dezentrale, regionale Energiewende, bei der die Stadt-Gemeindewerke eine Hauptrolle beim Speichern spielen. Denn dann können diese die beim Speichern/Entspeichern anfallende Abwärme intelligent nutzen, um einen Teil der Wärmewende zu schaffen. Wärme lässt sich nun mal nicht so weit transportieren wie z.B. Gas oder Strom und darum dezentral, Regional, Strom- und Wärme zusammen machen und die Königsdisziplin der Energiewende „Abwärmenutzung“ in allen Speicherszenarien berücksichtigen…
@JensK
Ihren Satz, dass sind ja nur PV-FFA kann ich nicht nachvollziehen. Die Energiewende wird hauptsächlich mit über 50% von Strom aus dezentralen Solarparks erfolgen. Die Energiewende kostet allein in Deutschland weit über 100 Mrd. € im Jahr. Da muss das Geld auch effizient ausgegeben werden. Das funktioniert am preiswertesten mit Solarparks, denn Flächen gibt es genug. Der Anbau von Energiepflanzen für die Biogasanlagen muss stark zurückgefahren werden, denn das ist sehr teuer und auch nicht umweltfreundlich. Solarparks mit neuen leistungsstarken Modulen erzeugen auf derselben Fläche das 60- bis 100-fache im Vergleich mit Mais. Der Boden und das Grundwasser würden nicht mehr vergiftet und die Blühstreifen zwischen den Modulereihen würde dem Insektensterben entgegenwirken. Das heißt, für 1 GW Leistung aus Solarparks brauchen wir ca 1000 bis 1200 ha Land, für ein GW Leistung aus Mais brauchen wir 800 000 bis 1 Mio. ha. Wir brauchen aber 200 GW bis 2030. Solarparks mit Blühstreifen sehen auch noch besser aus als braune Stengl Mais vor der Ernte. Wenn diese Solarparks Gemeinden, Bauern und Bürgern auch noch einen wirtschaftlichen Mehrwert bringen, dann ist das mit Abstand die beste Lösung.
Herr Gruber, das stimmt alles 100% und muss viel öfter gesagt werden, besonders den Entscheidern.
Die 50 – 100 fache Flächeneffizienz zu Mai glaubt einem fast niemand, da es kaum vorstellbar ist.
Warum glaubt dass niemand? Vielleicht weil sich kaum jemand was darunter vorstellen kann?
Unter einem Ertrag von etwa 4 kg Silomais pro Quadratmeter Acker aus denen in einer Biogasanlage erst etwa 7 kWh Biogas und daraus etwa 2,8 kWh Strom gemacht werden kann sich eher jemand etwas vorstellen.
Günstige PV Module liefern in Deutschland dagegen heute etwa 200 kWh Strom pro Quadratmeter und Jahr. Zukünftig(in vielleicht 10-20 Jahren) durch technische Weiterentwicklung eher 250-300 kWh.
Damit kann sich dann jeder vorstellen dass eine Freiflächen PV-Anlage heute bereits etwa das 70 fache an Strom liefern kann wie eine Biogasanlage. Für mehr Artenvielfalt mit der PV Anlage muss man dort auf etwas Ertrag verzichten und landet dann „nur“ bei dem 35 bis 50 fachem Strom Ertrag einer Biogasanlage. Beim 35 fachem gleicht die PV-Anlage schon einem Biotop verglichen mit der Maiswüste.
Glauben muss man das wirklich nicht, sondern einfach wissen. Hier zwei seriöse Quellen zum nachlesen:
1. Leopoldina, 2013, Stellungnahme: Bioenergie, Möglichkeiten und Grenzen, spez. ab Seite 104: Nettoprimärproduktion und Bioenergie; https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2013_06_Stellungnahme_Bioenergie_DE.pdf
2. Thünen-Institut, 2006, Klima- und energiepolitische Analyse ausgewählter Bioenergie-Linien, Ertragsbetrachtungen zu Biogasanlagen, spez. Kap. 4: Stromproduktion mit/ohne Wärmeerzeugung, ganz besonders Tabelle 4.4 und Tabelle 4.6 https://www.thuenen.de/media/publikationen/landbauforschung-sonderhefte/lbf_sh318.pdf
und davon gibt es noch mehr…
Die Regionen ,die sich am längsten gegen mehr Erneuerbare sperren,werden auf lange Sicht die Verlierer sein.
Das Öl und Gas teuer bleiben, oder noch teurer werden ist garnicht so unwahrscheinlich.
Die Öffentliche Meinung ist offenbar noch eine völlig andere:
Kommentar von Lisa Nienhaus gestern in der Zeit gelesen:
„Für seine Windräder ( Habecks) wird das gute alte Wirtschaftswachstum zahlen.“
Hallo Dirk,
Lisa Nienhaus hat von dem Thema einfach keinerlei Ahnung. Aber schlechte Nachrichten kommen immer besser an als die Guten! Ein Beispiel aus meiner Bekanntschaft: Ein guter Freund hat sich auf den Ständerbau von Fertighäuser spezialisiert und hat 150 kWp auf dem Westdach seiner Halle installiert. Auch einen Speicher mit knapp 200 kWh hat er angeschlossen. Damit hat er 7 % weniger Produktionskosten. Nach der Abzahlung der Anlage steigt dieser Wert noch mal. Er wollte nun auch die Ostseite seine Halle belegen aber diesen Strom muss er europaweit ausschreiben. Also hat er die Investition nicht getätigt. DAS gefährdet unseren Wohlstand. Deswegen sind auch Solarparks die schnellste und preiswerteste Art sich von Gas und Öl unabhängig zu machen. Diese fossilen Energien haben seit Jahrzehnten immer nur für Krieg und Spannungen gesorgt. Die Teuerung von Öl und vor allem Gas machen einen schnellen Aufbau von Erneuerbaren immer lukrativer. Wenn wir dezentral nicht weit weg vom Verbrauch Wasserstoff, Strom und Wärme aus Sonne und Wind gewinnen, dann wird auch der Wohlstand bleiben oder sich noch vergrößern. Zentrale Stromgewinnung im Norden und der Transport in den Süden hat physikalische Grenzen. Maximal 4 GW kann so ein Südlink transportieren. Da sind wir im einstelligen Prozentbereich des Verbrauchs von Bayern und Baden-Württemberg. Auch Wasserstoff aus Afrika ist mit sehr viel Vorsicht zu genießen. Zur Erzeugung von einem Kilowatt Strom werden dort 1 bis 5 Liter Wasser zur Kühlung und Reinigung der Module gebraucht. Zudem entsteht wieder eine Abhängigkeit welchen wir bei eigenem Ausbau nicht haben. Wir haben genug Flächen und Platz dafür. Auch Herr Söder muss 20 Jahre lang auf eine Menge Windräder schauen wenn Bayern nicht wieder zum Agrarland werden will. Vielleicht haben wir danach eine andere Technik aber nächstes Jahr sind Landtagswahlen und wenn er seine Meinung nicht ändert sehe ich für seine Partei Dunkelschwarz!