Höhenflug der Strompreise hält an: Anstieg im Juli auf bis zu 90 Euro pro Megawattstunde

Teilen

Anfang Juli berichteten wie über die hohen Preise an der Strombörse – im Juni waren die Base-Preise für das Frontjahr auf bis zu 70 Euro pro Megawattstunde gestiegen. Passend dazu verfasste Karl-Heinz Remmers seinen Blogbeitrag, in dem er daraufhin wies, dass angesichts der hohen Preise an den Strombörsen keine EEG-Vergütung mehr für Betreiber von Dachanlagen ab 100 Kilowatt und Freiflächenanlagen ab 750 Kilowatt in dem Monat mehr gezahlt werden musste. Einfacher Grund: Ihre gesetzlich zugesicherte EEG-Vergütung lag unter dem Niveau der Strompreise.

Im Juli hielt dieser „Höhenflug“ der Strompreise weiter an, wie die Kurzanalyse „Anstieg der Strompreise im Sommer 2021“ des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität Köln zeigt. Sie zeigt, in der ersten Julihälfte erreichten die Strompreise zeitweise mehr als 90 Euro pro Megawattstunde. So hoch waren sie seit 2008 nicht mehr und seit Jahresbeginn bedeutet dies eine Verdoppelung. Gegenüber dem Einbruch der Großhandelsstrompreise während des ersten Lockdowns wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Frühjahr ist es sogar eine Verdreifachung.

Die Treiber sind dabei – wie bereits im Juni – die gestiegenen Brennstoffkosten für Steinkohle und Gas sowie die weiter hohen Preise für die CO2-Zertifikate. Da sich die industrielle Stromnachfrage weltweit mittlerweile wieder erholt hat, ist der Bedarf an Steinkohle, insbesondere in China deutlich gestiegen, wie die Kölner Wissenschaftler schreiben. Produktionsausfälle hätten die Preise für Steinkohle in Europa zusätzlich auf hohem Niveau gehalten: Im Juli 2021 erreichte der Preis für Steinkohle (ARA) mit 15 Euro pro Megawattstunde ein Niveau wie zuletzt im Jahr 2011. Auch die Preise für Erdgas (TFF) sind im Juli mit 36 Euro pro Megawattstunde so hoch wie seit mehr als 10 Jahren nicht mehr “Die Gasspeicher in Europa sind aufgrund des kalten Winters kaum gefüllt. Gleichzeitig ist die Nachfrage wieder gestiegen, insbesondere in China und anderen Teilen Asiens. Darüber hinaus haben Ausfälle und Wartungsarbeiten an der Infrastruktur die Situation verschärft“, wie Eren Cam, Senior Research Analyst vom EWI erklärt.

Brennstoff- und Emissionszertifikatspreise, 2019 – 2021 (Quellen: Ember Carbon Price Viewer, EEX Transparency Platform, marketwatch.com (Daten bis einschließlich 15.07.21)

Grafik: EWI

Auch bei den CO2-Zertifikaten im europäischen Emissionshandel sei der Preis seit Jahresanfang von 33 Euro pro Tonne CO2 auf den neuen Höchststand von mehr als 57 Euro pro Tonne CO2 geklettert. Neben den verschärften EU-Klimazielen dürften dabei auch die deutlich höheren Gaspreise eine treibende Kraft sein, wie es vom EWI heißt. Letztere hätten die Nachfrage nach Kohle wieder steigen lassen und trotz hoher CO2-Zertifikatskosten verfügten die meisten Braunkohlekraftwerke mittlerweile wieder über niedrigere Grenzkosten als die Gaskraftwerke. „Die durchschnittlichen Grenzkosten der Gas- und Kohlekraftwerke liegen im Juli 2021 auf einem deutlich höheren Niveau als in den vergangenen zwei Jahren“, heißt es in der EWI-Analyse.

Eine Prognose, ob sich der Höhenflug der Strompreise in den kommenden Monaten fortsetzt, wagt das EWI nicht. Dies hänge maßgeblich von den Entwicklungen an den Brennstoffmärkten und beim europäischen Emissionshandel ab. Zudem seien der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Stromnachfrage weitere Einflussfaktoren auf die künftige Entwicklung der Strompreise. Relativ klar ist dagegen, dass sich in den kommenden Jahren durch die Stilllegung von Kern- und Kohlekraftwerken sowie dem Neubau von Gaskraftwerken die Merit-Order der konventionellen Kraftwerke verändern werde.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.