Solarpower Europe und LUT: Klimaneutrales Europa mit 60 Prozent Photovoltaik-Anteil vor 2050 möglich

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Solarpower Europe und die Lappeenranta-Lahti University of Technology (LUT) stellten am Mittwoch den Bericht „100% Renewable Europe: How to make Europe's energy system climate neutral before 2050“ vor. Es sei die erste Studie, die einen vollständig erneuerbaren Pfad zum Erreichen der Klimaneutralität für das europäische Energiesystem bis zur Mitte des Jahrhunderts modelliert. Dabei werden drei Transformationspfade mit unterschiedlichen Ambitionen verglichen. Das Ergebnis: Ein wenig ehrgeiziger Pfad kommt der europäischen Gesellschaft und Wirtschaft teurer zu stehen.

Die beiden Szenarien mit 100 Prozent erneuerbaren Energien seien vorteilhafter. Im sogenannten „Leadership-Szenario“ werden die 100 Prozent Erneuerbare bereits 2040 erreicht. Wenn der Ausbau auf 100 Prozent bis 2050 erzielt werden, wie es das „moderate Szenario“ vorsieht, dann wäre dies bei der Betrachtung der kumulativen Kosten am günstigsten. Gegenüber dem wenig ambitionierten „Laggard-Szenario“ wären sie um sechs Prozent niedriger. Im „Laggard Szenario“ gehen die Studienautoren nur von einem Anteil von 62 Prozent erneuerbare Energien bis 2050 aus, womit Europa weder die Klimaneutralität schaffen noch seine Pariser Klimaziele erreichen würde.

Zentraler Bestandteil der Studie, der Anteil der Photovoltaik muss nach den beiden ambitionierteren Szenarien bis 2050 auf 60 Prozent in Europa gesteigert werden. Ab 2030 werde die Solarenergie zur tragenden Säule des Energiesystems. Daneben sei auch die Windkraft ein wichtiger Pfeiler und bleibe bis 2030 führend als wichtigste erneuerbare Energiequelle. Mit dem weiter steigenden Anteil von Photovoltaik und Windkraft sei auch ein weiterer Speicherausbau – vor allem nach 2030 – von enormer Bedeutung.  Zudem sei grüner Wasserstoff unabdingbar für die Sektorkopplung und Klimaneutralität in Europa, wobei die Entwicklung auch in diesem Sektor erst ab 2030 richtig Fahrt aufnehmen werde.

Die Treibhausgasemissionen in Europa lassen sich nach Einschätzung der Autoren bis 2040 mit dem „Leadership-Szenario“ gegenüber 1990 auf Null senken. Im zweiten erneuerbar geprägten Szenario würde das Ziel bis 2050 erreicht. Im „Laggard“-Szenario geht die Studie dagegen von einem Rückgang um 53 Prozent bis 2030 aus. 2050 würden demnach dann immer noch etwa 800 Millionen Tonnen CO2 in Europa emittiert.

„Nach der Veröffentlichung des europäischen Klimagesetzes forderten sechs Mitgliedstaaten, darunter Luxemburg, die Europäische Kommission auf, ein 100 Prozent erneuerbares Energieszenario in die Energie- und Klimaprojektionen der Kommission für 2050 aufzunehmen“, erklärte der luxemburgische Energieminister Claude Turmes. Die Studie zeige die Vorteile eines solchen 100 Prozent erneuerbaren Energiepfades deutlich auf. Zugleich könne damit das europäische Energiesystem weniger abhängig und widerstandsfähiger gemacht werden, so Turmes weiter.

„Solarenergie wird bis 2050 mehr als 60% des europäischen Stroms erzeugen. Dies muss jedoch mit einem hohen Grad an Elektrifizierung und sektoraler Integration einhergehen, die für die Erreichung eines zu 100 % erneuerbaren und integrierten Energiesystems unerlässlich ist“, erklärte Michael Schmela, Executive Advisor und Leiter des Bereichs Market Intelligence bei Solarpower Europe. Zudem zeige sich, dass ab 2030 erneuerbarer Wasserstoff zur vollständigen Dekarbonisierung des Wärme- und Verkehrssektor beitragen und zum zweitwichtigsten Energieträger Europas – hinter der Photovoltaik – werde.

In dem Bericht werden auch verschiedene Forderungen an die Politik gerichtet, um eines der ambitionierten Erneuerbaren-Szenarien zu verwirklichen. So müssten die administrativen und finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden, um Photovoltaik und Windkraft ein Wachstum im Terawattbereich zu ermöglichen. „In einem ersten Schritt sollte die EU das Ziel der Klimaneutralität gesetzlich verankern und das Treibhausgasziel der EU für 2030 überprüfen, um das Pariser Abkommen von 1,5 Grad Celsius zu erfüllen“, erklärte Aurélie Beauvais, politische Direktorin von Solarpower Europe. So müsste bis 2030 dem Ausbau der Photovoltaik und Windkraft im Stromsektor Vorrang eingeräumt werden. Dies würde den Weg für die Entwicklung von kostengünstigen Wasserstofflösungen ab 2030 ebnen. „Wir fordern auch die Einrichtung eines Gremiums zur Umsetzung des ‚Clean Energy Package Implementation Body‘, um die rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen zu beseitigen, die nach wie vor das Haupthindernis für den Einsatz von Photovoltaik und erneuerbaren Energien in Europa darstellen“, so Beauvais weiter.

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