„Gasförmige Energieträger, vor allem Wasserstoff, werden ein Schlüsselrohstoff einer langfristig erfolgreichen Energiewende sein. Gleichzeitig bietet die Herstellung von CO2-freiem und CO2-neutralem Wasserstoff große industriepolitische Chancen. Diese müssen wir nutzen und bereits heute die Weichen dafür stellen, dass Deutschland bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 in der Welt wird.“ Dies erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) auf einer Veranstaltung am Dienstag, auf der rund 700 Teilnehmer über eine Nationale Wasserstoffstrategie diskutierten. Die Bundesregierung will eine solche bis zum Jahresende erarbeiten. Zu der Konferenz hatte nicht nur das Bundeswirtschaftsministerium, sondern auch das Verkehrs- und das Bildungsministerium sowie das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit eingeladen. Dies zeigt, welch weitreichender Einfluss des Wasserstoffs gesehen wird. Die vier Minister veröffentlichten zugleich ein Papier, dass als Diskussionsbeitrag für die Nationale Wasserstoffstrategie gedacht ist.
Darin wird betont, dass Wasserstoff „ein wichtiges Element für die Energiewende“ sei und die Baustein Energieeffizienz und erneuerbare Energien ergänzen müsse. Dies gelte speziell für „CO2-freien“-Wasserstoff. Dabei wird der Wasserstoff aus Elektrolyseanlagen gewonnen, die erneuerbare Energien nutzen. Allerdings subsummieren die Minister in ihrem Papier unter „CO2-frei“ auch „CO2-neutrale Energieträger“, worunter etwa die Erzeugung von Wasserstoff aus Erdgas in Kombination mit CCS-Technologien fielen oder auch kohlenstoffhaltige Energieträger, bei deren Nutzung zwar CO2-Emissionen entstehen, deren Kohlenstoffanteil aber vorher bei der Erzeugung der Atmosphäre entzogen wurde oder hierfür andere Emissionen verhindert wurden. Nach Ansicht der Minister braucht es für die Energiewende „mittel- bis langfristig CO2-freien Wasserstoff in der ganzen Bandbreite seiner Möglichkeiten“. Dies reiche als Energieträger für die chemische Industrie bis hin zur Dekarbonisierung des Schwerlast- und Schiffsverkehrs.
In dem Papier heißt es weiter: „Wasserstoff ist kein neues Thema, es wird seit Jahrzehnten erforscht und erprobt. Deshalb können wir nun im großen Stil auf diese Technologien setzen. In Kombination mit den weltweit fallenden Erzeugungskosten für Strom aus erneuerbaren Energien kann CO2-freier Wasserstoff jetzt zu einem wichtigen Baustein der globalen Energiewende werden.“ Dabei sehen die Minister große Chancen für den Wirtschaftsstandort Deutschland. „Die deutsche Wirtschaft ist bereits heute internationaler Vorreiter bei der Entwicklung und dem Export von Wasserstoff- und Power-to-X-Technologien. Diese Rolle wollen wir beim bevorstehenden Markthochlauf von Produktion und Abnahme behaupten. Als Grundlage für unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit setzen wir auf Forschung und Innovation“, heißt es. Mit der Herstellung der Komponenten sowie Erzeugung und Versorgung mit Wasserstoff werde die regionale Wertschöpfung erhöht, und es könnten zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen.
Import von von grünem und blauem Wasserstoff wird notwendig sein
Zugleich gehen die Minister in ihrem Diskussionsbeitrag nicht davon aus, dass der Bedarf an grünem Wasserstoff komplett in Deutschland erzeugt werden kann. „Mittel- und langfristig wird Deutschland CO2-freien Wasserstoff in größerem Umfang importieren müssen. Denn aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien und der offenen Frage der Akzeptanz von CCS in Deutschland sind der heimischen Produktion von CO2-freiem Wasserstoff Grenzen gesetzt. Deutschland muss deshalb neben der inländischen Wasserstoffindustrie parallel auch Importstrukturen für CO2-freien Wasserstoff entwickeln und aufbauen – je früher, desto besser“, schreiben die Minister in ihrem Papier. Dabei setzen sie besonders auf dem Beitrag des „blauen“ Wasserstoffs. Während der grüne Wasserstoff aus Strom aus Windkraft- oder Photovoltaik-Anlagen gewonnen wird, entsteht der blaue auf Basis von Erdgas und CCS-Technologien, die zum Abscheiden und unterirdischen Verpressen des CO2 gebraucht werden. Großes Potenzial sieht die Bundesregierung im Import von grünem und blauen Wasserstoff aus Entwicklungs- und Schwellenländern.
Unter der Frage „Was wollen wir?“ erklären die Minister, sie wollten einen „soliden Heimatmarkt“ aufbauen, da dieser im internationalen Wettbewerb unverzichtbar sei. Zugleich sei die Erzeugung und Nutzung CO2-freier Energieträger noch nicht wirtschaftlich, so dass die Weiterentwicklung der Technologie vorangetrieben werden solle, um eine zügige Kostenreduktion zu erreichen. „Neben einer wettbewerbsfähigen Produktion von CO2-freiem Wasserstoff braucht es auch einen korrespondierenden Absatzmarkt. Wir wollen daher die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger oder als Grundstoff für die stoffliche Verwertung in prioritären Anwendungsbereichen befördern.“ Dazu zählen die Minister Anwendungen in der Industrie und im Verkehr.
In der nationalen Wasserstoffstrategie sollen Aktivitäten verzahnt und gebündelt werden, um die Erzeugung, den Import und die Nutzung von CO2-freiem Wasserstoff zu einer wichtigen Rolle für die deutsche Wirtschaft zu machen. „Damit schaffen wir einen Rahmen, der die industrie-, energie-, klima-, innovations- und entwicklungspolitischen Chancen von Wasserstoff vereint.“ Mit der Strategie soll auch ein Aktionsplan erarbeitet werden, der die notwendigen Schritte aufzeigt.
Beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft merkt man zu dem Treffen an: „Unsere sehr gut ausgebaute Gasinfrastruktur aus Fernleitungs- und Verteilnetzen sowie Speichern ist die optimale Basis für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft.“ Für den Durchbruch von grünem Wasserstoff bedürfe es allerdings dringend einer Senkung der Steuer- und Abgabenlast beim Strom. „Die von der Bundesregierung geplante homöopathische Senkung der EEG-Umlage reicht bei Weitem nicht aus“, erklärte die neue BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. „Eine weitere zentrale Voraussetzung für die künftige Produktion erneuerbaren Wasserstoffs ist der Ausbau der erneuerbaren Energien. Hemmnisse beim Erneuerbaren-Zubau sind automatisch auch Hemmnisse für die Erschließung der Potenziale von Wasserstoff.“ Für importierten Wasserstoff forderte Andreae ein „transparentes, unbürokratisches Nachweissystem für die Herkunft und Nachhaltigkeit“.
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Der Wasserstoff ist der Traum, dass „alles so zentralisiert bleibt wie es ist“.
Mal eben ein Elektroauto zuhause aufladen? Kein Problem.
Aber für Wasserstoff braucht es eine teure Tankstelle.
Und dann noch das Problem, wo der Wasserstoff herkommen soll.
Vielleicht aus Erdgas? Das ist eine Katastrophe!
LOHC Wasserstoff braucht keine teure Tankstellen: https://www.hydrogenious.net/index.php/de/hydrogen-2/
Die H2- Produktion ist derzeit weltweit mit geschätzten 3% der CO2 Emissionen beteiligt und ein sehr relevanter Stoff u.a. in der Produktion von Dünger. H2 für Züge, LKW, usw. kann gut passen, man muss da aber sehen wo Batterien (aller Art) besser/ günstiger, etc. sind. Die H2 Wirtschaft „grün“ muss aber so oder so kommen.
Es geht also darum hierfür einen grünen Weg zu finden der über effiziente Elektrolyse aus EE funktioniert. Alles was mit CCS und Co oder gar Richtung „Benzinersatz“ angeflanscht werden soll macht es massiv komplexer und teuer. Und mit 28kWh Solarstrom einen Liter Benzinersatz zu machen ist ziemlicher Unsinn. Der Verbrenner wird verdrängt werden.
Die Strategie der massiven Importe von EE und grünem H2 erscheint mir aber einmal mehr eine Verdrängungsstrategie oder eine weitere Runde des Verschiebens. Bei Solar- und Windkosten von 4 Cent und weniger pro kWh heute und ca. 1 Cent/kWh PV Strom in 2050 bleibt doch gar keine finanzielle Luft für den Stand heutiger Technik extrem aufwendigen Transport von H2 nach D .. das ist halt kein Erdgas und kein Öl …
Und in D/ EU haben wir mehr als genug Platz für Solar&Windanlagen- 2% der landwirtschaftlichen Flächen D heute verwandelt in Solarwiesen&CO2- senken durch Humusaufbau&Landwirtschaft bringen schon heute den Nettostrombedarf D. Die Dächer können dann den Strom für die Stahlwerke und H2 bringen und der Wind den Winter/ Rest.
Hier im Land ist soviel möglich, aber die ewige Angst und das mangelnde Vertrauen in die neuen Techniken führen immer wieder zu den Aussagen wie hier.
Noch abschließend zu CCS und Co: Es kann gut sein das die Weltgemeinschaft an den Punkt kommt mit viel Aufwand CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen und es zu verpressen/ flüssig zu verpressen. Dann muss das CO2 aber wirklich weg und nicht in extrem teuren/ den direkten Techniken unterlegenen Kreisläufen der alten Welt wieder in die Welt gesetzt werden. Sonst haben wir da Nulleffekt und all diese Träume werden den Verbrenner nicht mehr retten.
ich habe es jetzt schon öffter gehört, daß die Politik den Wasserstoff unbedingt aus dem Ausland einführen möchte ?
Was soll das ??
Wir haben noch so viel Platz für PV Analgen !!
Den Überschuss kann man doch prima, und technisch machbar in Form von Gas speichern!!
Nein, man möchte sich lieber von “ Gaunerstaaten“ abhängig machen ?
Sehe ich genauso!
PV-Anlagen fördern und Homesysteme fördern mit denen man Stom/Wärme und Wasserstoff fürs Auto erzeugen kann. Lokale Elektrolyse Anlagen aufstellen und den Ökostrom beliebig in jedem Dorf jeder Stadt anzapfen und Wasserstoff erzeugen.
Völlig unverständlich warum jetzt alles aus dem Ausland her muss. Natürlich ist es schön wenn andere von der Technologie profitieren können. Ich sehe aber so nicht den Druck dahinter Weltmeister zu werden. Weltmeister und Vorbild wird man nur, wenn man etwas vorzeigen kann. Und da sind uns mal wieder andere Länder wie z.B. Norwegen voraus!
Eine gute und grundlegend richtige Entscheidung! Wasserstoff ist zwar in der Produktion weniger effizient, als Strom direkt in Batterien zu speichern, läßt sich dafür aber langfristiger und ohne umweltbelastende Technologien vorhalten. Das oft gehörte Argument, daß man drei Windräder braucht, wo direkter Strom nur eines benötigt, ist unvollständig: die Gesamtkosten für Stromspeicher sind hoch. Sie fallen in Deutschland nur deshalb nicht an, weil Länder wie Chile oder Bolivien, wo Lithium abgebaut wird, diese Kosten nicht weitergeben und dafür die Zerstörung der Umwelt in Kauf nehmen. Strom der durch erneuerbare Energien zur Unzeit erzeugt wird, kann auch durch eine noch so große und dicke Kupferplatte nicht gespeichert werden. Oftmals wird das (erhebliche!) Überangebot deshalb im Ausland quasi vernichtet. Das wollen Gegner einer Wasserstoffwirtschaft leider nicht hören.
keilenANALYTICS
Nüchternheit und sorgfältige wissenschaftliche Faktenbasiertheit gefordert – Fehlstart bei der Wasserstoffstrategie vermeiden
Derzeit hat man den Eindruck, dass sich Deutschland politisch in einen „Wasserstoff-Hype“ bewegt, d.h. dass Wasserstoff (H2) als Selbstzweck auch in Bereiche promotet wird, in denen er im wirtschaftlichen Wettbewerb keine Zukunft hat. Insoweit ist es an der Zeit, sich politisch eindeutig festzulegen, dass Wasserstoff die Restgröße im Energiesystem ist für die Bereiche, in denen H2 in der Industrie als Rohstoff benötigt wird bzw. der Stromdirektverbrauch z.B. im Wärmebereich (u.a. Wärmepumpen) und die batterieelektrische Mobilität an die Grenzen ihres wirtschaftlichen Einsatzbereiches kommen.
Im Positionspapier des BMWi, BMV, BMBF, BMWZE „Wasserstoff und Energiewende“ ist unter „Warum Wasserstoff?“ der künftige Einsatzbereich an sich vernünftig definiert, nämlich H2 als „Rohstoff in der chemischen Industrie (Ammoniak, Methanol, Kunststoffe), der Stahlindustrie und in Raffinerien u.a. Für den Verkehrsbereich heißt es „insbesondere im Schwerlast-, Schiffs- und Luftverkehr sowie im PKW-Verkehr auf langen Strecken“. Für ein präzises Papier hätte man für den Mobilitätssektor einen Halbsatz einfügen sollen, nämlich „soweit batterieelektrische Lösungen dies technisch und wirtschaftlich nicht besser leisten können“. Denn auch im Schwerlast-, Schiffs- und Luftverkehr gibt es durchaus nicht wenig Segmente, in denen batterieelektrische Lösungen in Verbindung mit Ladekonzepten künftig die wirtschaftlichere Technik darstellen.
Eine exzellente Darstellung zur Abgrenzung des Einsatzbereiches zwischen batterieelektrischen und H2-Brennstoffzellenantrieben bietet das „Strategiepapier elektrische PKW´s – aktueller Stand und zukünftige Entwicklung“ von Prof. Dr. Ing. Martin Doppelbauer, Professur für Hybridelektrische Fahrzeuge von Karlsruher Institut für Technologie KIT. Dieses Grundlagenpapier sollte die Basis der politischen Überlegungen für die Entwicklung von E-Mobilität und H2-Einsatz werden.
Klarheit und Eindeutigkeit ist bei politischen Positionsbestimmungen zwingend – ansonsten geht Vertrauen in die Politik verloren
Sehr bedauerlich an dem Papier „Wasserstoff und Energiewende“ ist, dass in der Fußnote CO2-neutraler Wasserstoff (d.h. Wasserstoff, der aus fossiler Energie z.B. Erdgas, Öl, Kohle erzeugt wird und das bei der H2-Erzeugung anfallende Klimagas CO2 im Untergrund verpresst wird CCS) im Papier zu CO2-freiem Wasserstoff erklärt wird. Dies führt die Bürger, die aus den Fossilen aussteigen wollen und in großem Umfang CCS ablehnen, in die Irre. Diese Umdefinition von fossil erzeugtem H2 in „CO2-frei“ stößt mit Sicherheit unendlich vielen Bürgern auf, sie fühlen sich verdummt und damit entwertet sich das an sich gute Papier.
Erstaunlich ist die Feststellung, dass „auf Grund der begrenzten Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom der heimischen Produktion von CO2-freiem Wasserstoff Grenzen gesetzt“ sind. Alle wissenschaftlichen Potenzialstudien belegen das Gegenteil. Wenn sich der erneuerbare Strom in Deutschland mengenmäßig nicht so entwickelt wie es den Potenzialen entspricht, dann ist dies der gesetzlichen Begrenzung des EE-Ausbaus über das EEG (=Deckelung) geschuldet. Im Beschluss des Bundesvorstands der CDU „Klimaeffizientes Deutschland – Mit Innovationen in die Zukunft“ vom Okt. 2019 heißt es: „Unter Beachtung der Kostenentwicklung prüfen wir eine Flexibilisierung der derzeit geltenden Deckel bei den erneuerbaren Energien.“ Diese Prüfung eines Wegfalls der EE-Ausbau-Deckelung und die damit verbundene EEG-Novellierung muss zügig erfolgen. Es ist zwingend, dass sowohl der Atom- und Kohleausstieg, aber auch der steigende Stromverbrauch im Bereich Wärme (v.a. Wärmepumpen) und Mobilität sowie der Aufbau einer grünen Wasserstoffproduktion CO2-neutral erfolgt. Alle Klimaschützer warten auf das im CDU-Bundesvorstandsbeschluss angekündigte (Zitat) „Entfesselungspaket, damit Klimaschutz die für ein klimaneutrales Deutschland bis 2050 notwendige Beschleunigung in der Umsetzung erfährt.“ Dieser CDU-Vorstandsbeschluss ist zukunftsgerichtet und wegweisend. Wenn er zügig in politisches Handeln umgesetzt wird, wird er nach meiner Einschätzung eine mindestens ebenso große, wenn nicht größere Wirkung haben als das aktuelle Klimapaket, und dies zu einem Bruchteil der Kosten.
Im übrigen gibt es keine Begründung, warum erneuerbarer Strom in Deutschland in Verbindung mit dem Wegfall von H2-Ferntransporten nicht wettbewerbsfähig sein soll zu „Strom aus der Wüste“ etc. Die Zuschlagswerte bei den EE-Auktionen z.B. bei PV, aber auch die Windhöffigkeit in der Nordsee zeigen, dass die EE-Kosten vor allem in Verbindung mit weiterer Technikentwicklung sehr wohl wettbewerbsfähig sein werden. Der CDU-Vorstandsbeschluss „Klimaeffizientes Deutschland“ betont die Aspekte „regionale Wertschöpfung fördern und Arbeitsplätze schaffen“. Insoweit wäre eine Analyse des BMWi erforderlich, die prüft, ob H2 nicht auch in Deutschland wettbewerbsfähig hergestellt werden kann und ob die EE-Potenziale in Deutschland wirklich nicht für den deutschen Wasserstoffbedarf ausreichen.
Die Schaffung eines „soliden Heimatmarktes“ für H2 sowie die Technologieentwicklung prioritär der Elektrolyse sind der politisch richtige Weg. Mein Vorschlag wäre, folgendes Konzept zu prüfen:
1. Die Politik entfesselt den EE-Zubau gemäß CDU-Vorstandsbeschluss, damit man den H2 als CO2-frei bewerten kann (z.B. durch eine technologieoffene Sonderaussschreibung für z.B. 10 TWh EE-Strom aus PV/Wind on- und offshore mit einem höchstzulässigem Zuschlagswert von z.B. 5 Ct./kWh).
2. Die Politik definiert die für die Technologieentwicklung erforderliche Elektrolyseleistung, z.B. 1 GW Zubau bis 2025.
3. Diese Elektrolyseleistung wird vorrangig an H2-Verbrauchsstandorten der Industrie bzw. an Standorten, die in vorhandene H2-Pipelines der Chemieindustrie einspeisen, installiert. Dies würde Fördernotwendigkeiten für Peripherietechnologien wie H2-Speicherung, Transportstrukturen etc. entfallen lassen und so einen kostengünstigen Hochlauf der H2-Produktion ermöglichen.
4. Diese Elektrolyseanlagen werden als „zuschaltbare Last“ definiert, die Strom ohne Umlagen (ohne Netzentgelt, EEG-Umlage, Stromsteuer) ziehen können, wenn der Börsenstrompreis unter einen politisch festzulegenden Preis fällt (z.B. unter 2 Ct./kWh). Dies wäre ein Beitrag zur Strompreisstabilisierung und nebenbei eine Minderung der EEG-Umlage. Der festzulegende Maximalbörsenstrompreis für einen umlagefreien Strombezug der Elektrolyseure muss sich daran orientieren, dass eine ausreichende Volllaststundenzahl für die Elektrolyseure und damit eine Wirtschaftlichkeit erreicht wird, ohne dass Steuermittel für eine Förderung der H2-Erzeugung benötigt werden.
Fazit: H2 ist, wie es von den Ministern Altmaier, Scheuer, Karlicek und Müller in ihrem Papier „Wasserstoff und Energiewende“ dargestellt wird, ein wichtiges Element auf dem Weg zu einem klimaneutralen Deutschland. Die Abgrenzung zwischen Stromdirektverbrauch und E-Mobilität zu H2-Einsatz sollte sich am Strategiepapier von Prof. Dr. Doppelbauer vom KIT orientieren. Der Focus ist aktuell vorrangig auf die Entwicklung der Elektrolyse hin zu einer wettbewerbsfähigen H2-Erzeugung zu legen. Damit das H2-Konzept den Klimaschutzanforderungen gerecht wird, ist der EE-Ausbau zu „entfesseln“ (vgl. CDU-Bundesvorstandsbeschluss Okt. 2019 zu „Klimaeffizientes Deutschland“).
Sie haben das ja schon (mehrfach?) hier gepostet. Es steht auch viel Richtiges drin. Den Vorstandsbeschluss der CDU scheinen Sie mir aber grandios zu überschätzen. Worte und Papier sind geduldig, an ihren Tat sollt Ihr sie erkennen: In der CDU gibt es eine große Gruppe, die nichts tun möchte, sondern heute gut leben will. Die Zukunft ist ihr wurscht, und diese Gruppe hat ihren Vertreter mit Herrn Altmaier und seiner Ministerialbürokratie im Wirtschaftsministerium.
Einige Ihrer Vorschläge scheinen mir im Übrigen nicht richtig durchdacht. Elektrolyseure müssen vor allem dort sitzen, wo sie Strom aufnehmen können, der sonst wegen Netzengpässen abgeregelt werden müsste. Netzengpässe müssten nicht sein, aber der Netzausbau ist offensichtlich politisch schwer durchsetzbar. Dabei wird er von allen Seiten bekämpft, von den Konservativen, weil sie die Energiewende für überflüssig halten, von den Energiewendebefürwortern, weil sie befürchten, die Leitungen könnten dann auch Kohle- und Kernkraftstrom, womöglich aus dem Ausland, transportieren, und von allen beiden, weil sie ihn für zu teuer halten.
Auch spricht nichts dagegen, grünen Wasserstoff aus Ländern zu importieren, die günstigere Produktionsbedingungen haben als wir im dicht besiedelten Mitteleuropa. In Afrika ist die Bevölkerungsdichte nur 1/3 der hiesigen. Die Merkatorprojektion auf vielen Weltkarten macht Afrika klein und Europa groß. Tatsächlich ist Afrika 7 mal so groß sind wie Europa, und auch die in der Merkatorprojektion „kleinen“ Länder, sind so groß wie Deutschland, die etwa gleich großen in Wirklichkeit viermal größer. Welthandel ist auch etwas Gutes, wenn dadurch ein Austausch nicht nur auf materieller Ebene zustande kommt, sondern man sich auch besser kennt, von einander lernt. Die alten Abhängigkeiten von wenigen öl- bzw. gasreichen Ländern waren problematisch, nicht zuletzt durch die Politik des Westens, der immer wieder stabile Demokratien zu Gunsten von diktatorischen Regimes destabilisiert hat, wenn dort linke Politiker gewählt worden waren. Das müsste natürlich aufhören. Von Politikern wie Trump und geistesverwandten kann man das nicht erwarten, aber die Welt wird sich weiterdrehen.
Für mich liest sich das wie der Ausstieg aus dem Atomausstieg. Noch vor kurzem sollte D zum Ladeleitmarkt werden. Jetzt Förderung für 1 Mio. Ladestationen bis 2030. Zuvor zum Leitmarkt der eMobilität etc.etc. Größere und längere Förderungen für eAutos, auch die Luxuskarossen der Eigner aus Blankenese, Mainhatten und München Bogenhausen zu Lasten der Fahrradfahrer aus Wanne-Eickel in ihren Mietwohnungen. Erst soll also noch die Industrie ihren eAuto-Schrott loswerden und dann also das Wasserstoffzeitalter. Doch wie nun soll der Wasserstoff auch noch grün erzeugt werden, wenn Kohle und Atomkraftwerke abgeschaltet sein werden, sagt der Jurist selbstredend nicht. Etwa alles durch Gaskraft über Nordstream II? Kann ihm denn niemand sagen, wie es in der Physik und Energiewirtschaft aussieht?
Der von ihm genannte 45%-Stromverbrauch aus EE, die er im FAZ-Essay nannte Wasserstoff: Peter Altmaier zur Energieversorgung der Zukunft, ist ja schon an der Wahrheit vorbei, da 25% davon ins Ausland negativ abverkauft werden müssen. Noch mehr EE führen zu noch mehr Ausschlägen, zu noch höheren CO2-Vermeidungskosten jenseits der 200€/To. – wird das zu Wasserstoff, sind wir bei 30% Wirkungsgrad bei ca. 600€/To ohne Infrastruktur- kosten -, zu noch mehr Netzausbau und können zudem nicht für Wasserstoff-Elektrolyse gebraucht werden, da zu volatil. Überschußstrom taugt dazu nicht, sagt selbst Agora Energiewende, und viell. sollte man gelegentlich auch auf das Agorameter schauen, denn Bilder und Grafiken sagen manchmal mehr als Worte. Gemeint aber ist wohl der Strom aus der Steckdose, der ja immer da ist, selbst bei Dunkelflaute: Wir haben ja 200TWh aus EE p. a., die nehmen wir dafür. Ja, ja. Kein Wunder, wenn hier schon Dipl. Ing. Remmers schreibt, die Nettostromerzeugung reichte ja. Das ist dann wie die Wind- und PV-Parks, die 184.000 Haushalte versorgen – bilanziell, selbstredend. Und gemeint ist wohl auch vom Juristen der Import von Atomstrom aus Frankreich, wenn möglich, und von Polen und Tschechien, die ja 10 KKW bauen, und auch Ungarn mit russischer Hilfe. Und vom ganz nahen Australien, mit dem man kooperieren will, aus dem ja auch die Steinkohle herkommt, die man hier nicht mehr fördert.
Ach, wie sag ichs nur meinem Kinde. 600TWh elektr. Energieverbrauch und 3.000TWh Primärenergieverbrauch in D. Weltweit 21PWh elektr. Energieverbrauch und wohl 100PWh Primärenergie. Tendenz steigend – in 2050 statt 8 Mrd. dann 10 Mrd. Menschen.
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Bei einem Wirkungsgrad von 30% bei der Wasserstoffherstellung samt Speicherung über CH4/CO2-Anreicherung und Rückverstromung brauchen wir also 333.PWh oder 333.000TWh Energie. Das schaften weltweit ca. 40.000KKWe mehr oder weniger CO2-frei. Auf D gerechnet wären das 400…..
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Und in der Süddeutschen Agrophotovoltaik – So werden Felder zu Solarkraftwerken – Wissen – Süddeutsche.de will man das gar laut einem Bericht der Oregon Universität Solar PV Power Potential is Greatest Over Croplands | Scientific Reports mit Agrar-PV schaffen auf weniger als 1% der globalen Agrarfläche. Allerdings haben die nur den elektr. Energieverbrauch genommen und natürlich nach der Methode „bilanziell“, denn das Thema Speicherung wurde auf „Lack of energy storage and the temporal variance in the availability of solar energy will ristrict this expansion“ ganz verniedlichend reduziert und unbehandelt stehen gelassen – obwohl fehlende Speicher nachgearde das Kernproblem der PV im besonderen und der EE im allgemeinen sind. Ein Trauerspiel für eine Universität, nur weil die da ein 1,5MW-Projekt betreibt für Versuche. Und die Süddeutsche kolportiert diesen Unfug einfach.
Mußte einfach mal gesagt werden.
Schönen Tag noch.
Zu den Zahlen wäre noch zu ergänzen, dass die völlig überzogen sind. Der zukünftige Primärenergiebedarf ist viel geringer als derzeit. Ein 100%-EE-System arbeitet mit geringen Verlusten. Auch der notwendige Speicheranteil mittels H2 ist da unproblematisch, denn es gibt schon große Elektroyseure mit 95% Wirkungsgrad (80%el./15%wärme). Die muss man nur dorthin stellen, wo die Abwärme gebraucht werden kann (z.B. Fernwärmezentralen). Einen einfachen Weg zur Problemlösung habe ich hier dargelegt:
https://www.pv-magazine.de/2019/10/29/deutsche-energiewirtschaft-reduziert-co2-emissionen-um-40-prozent/
Wenn man Sektorkopplung ernst nimmt, wird man sehen, dass sehr viel Wärmeenergie benötigt wird. Da können einfache PEM Brennstoffzellen als KWK-Anlagen sehr wirkungsvoll sein. Und gute Wärmepumpen für Hauswärme machen sogar aus Strom die 3-4 fache Menge an Wärmeenergie aus elektrischer Energie.
Ein Problem ist, dass einfach viele Menschen nicht in neuen Wegen denken und damit falsche Rückschlüsse aus Informationen ziehen. Aber dafür haben wir ja Wissenschaftler die da strukturiert erarbeitete Problemlösungen aufzeigen können.
Die Bundesregierung will eine Wasserstoffwirtschaft ohne einen Ausbau der EE im Inland. Und das ist nicht nur ein Irrweg, sondern genau das genaue Gegenteil von dem, was sie der Öffentlichkeit weismachen will.
Hier der Beleg.
https://amp.zdf.de/nachrichten/heute/zdf-exklusiv-geplante-abstandsregel-fuer-neue-windanlagen-100.html?__twitter_impression=true
Wenn man verstanden hat, dass es keine dauerhafte Alternative zu einem 100%-EE-System, dann muss man bereit sein in großen Dimensionen zu denken (und in mehreren Jahrzehnten). Unser derzeitiges großes System war auch mal klein bzw. gar nicht existent. Es gibt zu dem Thema auch umfangreiche wissenschaftliche Studien, welche Belegen, dass ein umgebautes Energiesystem sogar kostengünstiger ist als das Alte.
Um es leicht verständlich darzulegen habe ich einen einfach nachvollziehbaren Weg dargestellt:
https://www.pv-magazine.de/2019/10/29/deutsche-energiewirtschaft-reduziert-co2-emissionen-um-40-prozent/
An einer zukünftigen Wasserstoffwirtschaft (Thema Stromspeicher und Volatilität der EE) führt kein Weg vorbei. Welche Anteile H2 in Deutschland hergestellt werden und welchen Anteil uns andere Länder liefern werden, ist nur eine Frage des, wer kann am günstigsten Liefern. Aber das Schöne an dieser Zukunft ist die Unabhängigkeit Deutschlands und damit eine natürliche Preisbegrenzung von H2 mangels Erpressbarkeit. Wollen die ehemaligen Ölscheichs und zukünftigen PV/H2-Scheichs mit uns Geschäfte machen, müssen Sie unsere eigenen Produktionsmöglichkeiten, preislich unterbieten. Es gibt keinen Mangel an Sonne und Fläche bei uns, also gibt es dann einen reinen Preiswettbewerb. Atom- und Kohlestrom können auf Dauer eh nicht konkurrieren und sollte man nun endlich abwickeln. Auf welcher Zeitschiene dies geschieht ist nur eine Willensfrage der Politik. Und die kommt mächtig unter Druck endlich zu liefern.
„, dass Deutschland bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 in der Welt wird.“
Um sichere Arbeitsplätze dabei anbieten zu können, könnte man schon zufriedener sein, wenn Deutschland langfristig und gesichert, als eine derzeitig wirtschaftstarke Nation, unter den 10 größten Wasserstoffherstellern bleiben würde. Vor allem auch dann, wenn die Kraftfahrzeugbranche als Schlüsselindustrie in Deutschland der Verantwortung gerecht würde, für Langstreckennutzung und Schwerkraftverkehr auch die Antriebsenergie, umweltfreundlich, zur Verfügung zu stellen?
Wer ist für die Stromversorgung in D verantwortlich?
Netzargentur mit div. teilweise recht teuren Zukaufprogrammen zur Gewärleistung der Netzstabilität, Energieunternehmen?
Was wird nach Abschaltung von AKWs oder KKWs mit dem Stromnetz passieren? Pläne?
Last uns bitte die Frage stellen, nach dem Buisinessplan der Bundesregierung für die Sicherung der Stromproduktion in D bis 2030.
Ich habe es satt auf die unverbindlichen Absichtserklärungen der politisch Führenden zu setzen, die im gerichtlichen Verfahren sowieso keinerlei Relevanz haben werden.
Wo sind die konkreten Pläne?
Generel Strom aus der Steckdose wird nach meiner Einschätzung nicht wegzudenken sein.
Also, wie soll der Strombedarf über die Tagephasen der PV-Erzeugung oder volantiven Wind-Energie hergestellt werden?
Verbrauchsnaher Konsum, Zwischenspeicherung von Produktionsspitzen, Speichermanagement wären nur als einige Stichpunkte zu nennen.
Die Bundesregierug sollte hierfür valide Antworten liefern.
Ich möchte es als Protokoll eines Energiegipfels lesen Können.
Thomas