Die jüngsten Veröffentlichungen von Energy Charts des Fraunhofer ISE zeigen, was die in Deutschland installierten Photovoltaik-Anlagen und Windräder bereits im Stande sind zu leisten. So lag die Nettostromerzeugung aus Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft und Biomasse teilweise sogar über der Last, wie Bruno Burger von Energy Charts am Fraunhofer ISE ermittelt hat. Dies war der Fall am Samstag zwischen 13:00 und 16:45 Uhr sowie am Sonntag zwischen 10:00 und 15:00 Uhr (siehe Grafik oben).
Doch auch wenn man auf den bisherigen Jahresverlauf zurückschaut, zeigt sich eine deutliche Steigerung der erneuerbaren Stromerzeugung gegenüber dem Vorjahr. Seit März war ihr Anteil an der Nettostromerzeugung jeweils höher als aus fossilen Quellen, wie Energy Charts kürzlich ermittelte. „Damit sind es 2019 bereits fünf Monate in Folge. Im vergangenen Jahr war dies dagegen lediglich im April, Mai und Dezember der Fall“, sagt Burger. Für seinen Vergleich (siehe Grafiken unten) lässt er dabei die Kernenergie außen vor, die weder erneuerbar noch fossil ist und deren Laufzeitende immer näher rückt.
Besonders hervorzuheben ist der März, als der erneuerbare Anteil mit mehr als 54 Prozent an der Nettostromerzeugung seinen bisher höchsten Stand auf Monatsbasis erreichte. Seit April ist auch die Erzeugung der Photovoltaik-Anlagen deutlich angestiegen. Vergleicht man die Daten mit dem Vorjahr, so lässt sich feststellen, dass vor allem die gesunkene Erzeugung aus den Kohlekraftwerken, vor allem den Braunkohlemeilern, zur Veränderung des Verhältnisses beigetragen hat. Die Erzeugung von Photovoltaik, Windkraft & Co. insgesamt lag in den meisten Monaten – Ausnahme März – nicht unbedingt signifikant über den Vorjahreswerten.
Im Juni haben die Photovoltaik-Anlagen nach den vorläufigen Auswertungen von Energy Charts rund 7,18 Terawattstunden produziert, dies sind 21 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Auch die Windkraft legte um 14 Prozent zu. Im Juli wiederum sank die Photovoltaik-Einspeisung um sieben Prozent auf 6,37 Terawattstunden gegenüber dem Vorjahr. Die Windkraft konnte aber um 48 Prozent zulegen und glich das Defizit mit ihren 6,74 Terawattstunden mehr als aus. Dazu kommt, dass die Last in diesem Jahr unter den Vorjahreswerten lag, wie Burger erklärt. Gepaart mit den ebenfalls gesunkenen Exporten führte es in diesem Jahr dazu, dass die erneuerbare Stromerzeugung auch im Juni und Juli größer war als die der fossilen Kraftwerke.
Wirklich signifikant ist der Rückgang bei der Stromerzeugung aus Braunkohle und Steinkohle. Für erstere hat Energy Charts im Juni ein Minus von 38 Prozent und im Juli von 30 Prozent gegenüber den Vergleichsmonaten 2018 feststellen können. Noch signifikanter war die Reduktion bei der Steinkohle mit 41 respektive 48 Prozent. Dafür legte jedoch die Erzeugung der Gaskraftwerke im Juni und Juli enorm zu. Sie erzeugten im Juni 3,7 Terawattstunden (+63 Prozent) und im Juli 5,21 Terawattstunden (+70 Prozent).
Diesen „fuel switch“ – weg von der Kohle hin zum Gas – begründet Energy Charts unter anderem mit den deutlich höheren Preisen für CO2-Zertifikate. Sie stiegen im Juni gegenüber dem Vorjahr um fast 10 Euro pro Tonne auf durchschnittlich 25,02 Euro pro Tonne. Noch höher war der Anstieg im Juli mit einer Erhöhung um 72 Prozent auf durchschnittlich 27,84 Euro pro Tonne. „Die CO2-Zertifikatspreise steuern direkt die Stromerzeugung aus Braunkohle. Wenn die Summe aus CO2-Kosten und variablen Kosten der Braunkohle über dem Day-ahead-Börsenstrompreis liegt, wird die Stromerzeugung sofort stark zurückgefahren“, sagt Burger. Dies habe sich unter anderem in der ersten Juli-Woche gut beobachten lassen.
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