So visionär wie Hermann Scheer

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Das Erneuerbare-Energien-Gesetz aus dem Jahr 2000 bestand damals aus wenigen Paragraphen auf wenigen Seiten. Inzwischen wurde daraus ein bürokratisches Monster von über 1500 Seiten. Immerhin werden im Sommer 2019 hierzulande knapp 50% Ökostrom erzeugt.

Doch der Zubau geht sowohl bei Wind- wie auch bei Solaranlagen nur noch gebremst weiter. Kein Wunder, dass die Bundesregierung ihre alten Klimaschutzziele, 40% weniger CO2-Emissionen bis 2020 gemessen an 1990, krachend verfehlt und sich nun in ferne Ziele bis 2030 flüchten muss.

Da kommt ein Buch des US-Unternehmers und Silicon-Valley-Visionärs Tony Seba gerade recht: „Die Welt wird sich verändern. Radikal. Bis 2030“. Seba fordert ein „Recht auf Sonne“, was an den alten griechischen Philosophen Diogenes erinnert, der vor 2500 Jahren seinem Herrscher Alexander dem Großen gesagt haben soll: „Geht mir aus der Sonne“.

Die Lösung steht am Himmel

Die Sonne scheint für alle. Unser Zentralgestirn schickt uns jede Sekunde etwa 15.000 mal mehr Energie auf diesen Planeten als zurzeit 7,5 Milliarden Menschen verbrauchen. Es gibt von Natur aus kein Energieproblem, aber wir haben noch immer ein Brett vor der Sonne. Die Lösung der Energiefrage steht am Himmel. Das Problem sind uneinsichtige Regierungen, die sich aus den Fesseln der alten Energiewirtschaft einfach nicht befreien können. Könnten Eon, RWE, die EnBW oder Vattenfall an der Sonne Aktien erwerben, hätten wir längst nur noch Solarstrom.

Die Sonne schickt uns keine Rechnung

Bekanntlich schickt die Sonne keine Rechnung. Ihr Stoff ist ein Geschenk des Himmels. In sonnenreichen Ländern wie Chile oder Zentralafrika wird schon heute die Kilowattstunde Solarstrom für 2,5 Cent produziert. Soeben hat Saudi-Arabiens Kronprinz angekündigt, sein Land wolle bis 2030 das größte Solarkraftwerk der Welt mit einer Leistung von 200 Gigawatt bauen. Das entspricht der Leistung von 200 mittleren Atomkraftwerken und bringt in diesem Wüstenland über 200.000 neue Jobs. Die Kilowattstunde Solarstrom, so der Prinz, dessen Land als größter Ölexporteur der Welt über viel Geld verfügt, soll dann einen Cent pro Kilowatt kosten. In Deutschland kostet der Strom aus der Steckdose heute zwischen 26 und 30 Cent pro Kilowattstunde. Der Durchbruch ins Solarzeitalter kommt schneller als die meisten es erwartet haben. Solarstrom wird Sozialstrom.

An solchen Visionen orientiert sich der US-Unternehmer Tony Seba wie einst Hermann Scheer, der 2010 starb, aber auf der ganzen Welt die solare Weltrevolution vorangetrieben hatte. Auch Scheer war der Überzeugung, dass die 100-prozentige Energiewende sowohl aus ökologischen Notwendigkeiten wie auch wegen der ökonomisch-finanziellen Vorteile bis 2030 kommen werde. Hinzu kommt, dass die erneuerbaren Energien nur geringe Folgekosten mit sich bringen – im Gegensatz zum Atommüll der AKW, der eine Million Jahre strahlt wie auch im Gegensatz zu Kohle und Öl durch den Treibhauseffekt.

Solarstrom wird Sozialstrom

Trotz dieses Wissens will RWE noch immer ein Kohlekraftwerk bauen und die Bundesregierung scheut einen raschen Kohleausstieg. Ganz anders die englische Regierung, die bis 2025 raus will aus der Kohle. Knapp sind nicht die erneuerbaren Energien, aber knapp ist die Zeit, die uns noch bleibt, um die Klimakatastrophe abzuwenden.

Seba erkennt diesen solaren Imperativ:

  • Die Sonne ist die Energiequelle für alle.
  • Jeder hat das Recht, die Sonne frei zu nutzen.
  • Niemand darf bei der Ausübung dieses Rechts willkürlich behindert, beschränkt oder gar belastet werden.

Mit diesen drei Punkten fasst der Übersetzer des Tony-Seba-Buches, Daniel Bannasch, Sebas Thesen zusammen.

Diesen selbstverständlichen wie natürlichen wie zukunftsweisenden solaren Imperativ hatte Jesus schon vor 2000 Jahren in seiner Bergpredigt so formuliert: „Die Sonne des Vaters scheint für alle, für Gerechte und Ungerechte“. Welch eine Vision für eine bessere Welt! Die solare Weltwirtschaft ist die Basis einer solidarischen Welt.

— Der Autor Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator. Er wurde bekannt durch das ARD-Magazin „Report“, das er bis 1992 leitete und moderierte. Bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion „Zeitsprung“ im SWR, seit 1997 das Magazin „Querdenker“ und ab 2000 das Magazin „Grenzenlos“ in 3sat. Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte auf www.sonnenseite.com. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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