Energy Storage Europe: Gigawatt-Marke bei Speichern bis Ende 2019 in Deutschland greifbar

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Am Dienstag hat die diesjährige Konferenzmesse Energy Storage Europe in Düsseldorf begonnen. Der Markt in Deutschland entwickelt sich weiter gut: mehr Hausspeicher, mehr Industriespeicher und mehr Großspeicher. „Die Batteriespeicherbranche wächst in allen Technologiebereichen und allen Größenklassen“, freut sich Urban Windelen, Geschäftsführer des Bundesverbands Energiespeicher (BVES), auf der Eröffnungspressekonferenz. „Die deutsche Speicherbranche hat gerade bei innovativen Speichersystemen über Sektorengrenzen hinweg einen technologischen Vorsprung vor den internationalen Wettbewerbern und ist für die künftigen Anforderungen an das Energiesystem grundsätzlich hervorragend aufgestellt“, sagte er.

An der Zahl der Aussteller der diesjährigen Messe lässt sich das nicht unbedingt ablesen. Das Publikum sei international, doch die Ausstellerzahl befindet sich eher in einer Seitwärtsbewegung, sagte Messe-Chef Hans-Werner Reinhard. Windelen begründet dies mit der fortschreitenden Marktkonzentration.

Zugleich ist die Bedeutung der Speicher für die Energiewende in Deutschland enorm. Das politische Interesse am Thema Speicher sei groß, sagt Windelen. Das könne man vor allem daran sehen, dass im Abschlussbericht der Kohlekommission das Wort Speicher öfter vorkommt als das Wort Kohle. „Doch ohne passende rechtliche Einordnung können sie ihren umfassenden systemischen Beitrag nicht leisten“, sagt der BVES-Bundesgeschäftsführer weiter. Die regulatorischen Rahmenbedingungen bremsen also die Entwicklung, dennoch bekommt die Branche mit Blick auf Umsätze und Arbeitsplätze eine wachsende Bedeutung.

Der Verband hat bei Team Consult erneut eine umfassende Marktanalyse beauftragt, auch sie zeigt das enorme Potenzial der Speicherbranche. So seien deren Umsatzerlöse von 2017 auf 2018 um neun Prozent auf fünf Milliarden Euro gestiegen. Rechnet man die Pumpspeicherwerke nicht dazu, liegt die Steigerung sogar bei 19 Prozent. Und auch für dieses Jahr gegen die Analysten von einem weiteren klaren Anstieg der Umsatzerlöse auf 5,5 Milliarden Euro aus. Dabei ist bei Pumpspeicherkraftwerken in Deutschland erneut kein Wachstum zu erwarten. Die restliche Speicherbranche wird nach den Schätzungen die Umsätze von 3,2 auf 3,7 Milliarden Euro erhöhen können. Ein hohes Wachstum sei in den Bereichen Heimspeichern, Industriespeichern, Wärmespeichern und Power-to-Gas zu erwarten. Großbatteriespeicher-Projekte für die Erbringung von Primärregelleistung stagnierten hingegen. Hier hat die Marktanalyse niedrige Preise und eine Sättigung des Marktes ausgemachen können. Dagegen werden Industrie- und Gewerbespeicher verstärkt installiert. Ihr Vorteil seien die verschiedenen Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle im Vergleich zu Batteriespeichern.

Ähnlich wie die Umsatzerlöse entwickelten sich auch die Beschäftigungszahlen. Sie seien von 2017 auf 2018 ebenfalls um neun Prozent auf 12.100 angewachsen. In diesem Jahr könnten es 13.200 Beschäftigte sein. Auch hier stagnieren die Zahlen bei Pumpspeichern, während die übrigen Speichertechnologien Zuwächse verzeichnen. Von den 9100 Beschäftigten in der Speicherbranche – außerhalb des Pumpspeicher-Sektors – waren jeweils ein Drittel in den Segmenten Groß- und Industriespeicher sowie Wärmespeicher beschäftigt. 21 Prozent entfielen auf den Heimspeicher-Bereich, weitere neun Prozent auf Forschung und vier Prozent auf Power-to-Gas.

Die Marktanalyse zeigt zudem, dass 2018 rund 314 Megawatt an Großspeichern für die Netzstabilisierung in Deutschland installiert waren, neu dazu kamen rund 130 Megawatt im vergangenen Jahr. Die Zahl der Photovoltaik-Heimspeicher schätzt der BVES auf mittlerweile rund 125.000 mit einer Gesamtleistung von 440 Megawatt. Allein rund 40.000 seien im vergangenen Jahr hinzugekommen. In beiden Segmenten sei mit einem weiteren Wachstum in diesem Jahr zu rechnen. So werde die Leistung der installierten Großspeicher auf etwa 380 Megawatt anwachsen und bei den Heimspeichern auf rund 600 Megawatt.

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung der Speicherbranche fordert der BVES ein rasches Lösen der bestehenden Bremsen. „Deutschland hat sich gegen fossile Energie und für die Erneuerbaren entschieden. Aus dieser Entscheidung folgt ein vollkommen neues Energiesystem, das nicht in das althergebrachte Raster passt und grundlegend neu aufgestellt werden muss“, sagt Windelen. Der rechtliche Rahmen müssen endlich dafür geschaffen werden. „Herumdoktern an Symptomen führt nicht weiter.“

Der Verband hat auf seiner Klausurtagung Ende Januar auf zehn Thesen aufgestellt, die zentrale Forderungen zur Realisierung eines dekarbonisierten, versorgungssicheren Energiesystems 2030 in Deutschland sind. Diese Wilsdruffer Thesen sehen unter anderem die Abkehr vom EEG und den Einstieg in verursachungsgerechte CO2-Preise vor. „Die EU ist hier schon wesentlich weiter. Deutschland ist gefordert, die aktuellen Anstöße aus der Erneuerbaren- und der Binnenmarktrichtlinie aufzunehmen und schnell umzusetzen. Anderenfalls verliert Deutschland auch industriepolitisch den Anschluss und eine innovative aufstrebende Branche mit hohem Wertschöpfungspotenzial“, so Windelens Forderung.

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) veröffentlichte am Dienstag ebenfalls Zahlen zum Speichermarkt. So seien die Preise für schlüsselfertige Photovoltaik-Heimspeicher in den vergangenen fünf Jahren um gut 60 Prozent gesunken. Der Verband schätzt das derzeitige Marktvolumen inzwischen ebenfalls auf rund 120.000 Batteriesysteme. Allein im vergangenen Jahr seien 35.000 bis 40.000 hinzugekommen. Weitere Marktimpulse für die Errichtung von Heim- und Gewerbespeichern erwartet der BSW-Solar in den nächsten Jahren durch die Einführung der Elektromobilität, die Digitalisierung und die Nachrüstung der rund 1,5 Millionen bereits installierten Photovoltaik-Anlagen, sobald diese nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung fallen.

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