White-Paper des PI Berlin sagt wenig über Modulqualität in Europa

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Im Januar veröffentlichte das PI Photovoltaik-Institut Berlin (PI Berlin) ein White-Paper. Grundtenor: Die Qualität der Fertigungen der Photovoltaik-Hersteller sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Allerdings sei sie in großen Produktionsstätten höher als in kleinen Werken sowie besonders hoch in Asien. Die Qualitätswerte der Fabriken in China, Korea und Südostasien seien durchschnittlich höher als jene in Europa und den USA.

Das europäische Photovoltaik-Hersteller diese Ergebnisse nicht ganz so prickelnd finden, kann man sich vorstellen. Ihre Kapazitäten sind verglichen mit den asiatischen Herstellern klein. Als Basis für sein White-Paper hat das PI Berlin nach eigenen Angaben mehr als 250 Audits bei mehr als 120 Photovoltaik-Herstellern weltweit ausgewertet. Genauer nachgefragt, stellt sich heraus, dass in sich die 250 Audits auf Produktionskapazitäten von 67 Gigawatt beziehen. Auf Europa entfallen dabei gerade einmal 1,75 Gigawatt, wie Ian Gregory, Direktor of Marketing and Product Management bei PI Berlin, im Gespräch mit pv magazine. Also nur gut zwei Prozent der auditierten Kapazitäten gehören zu Herstellern in Europa. Kann man auf dieser Basis vergleichen?

Die meisten Audits sind in den vergangenen Jahren von Solarbuyer durchgeführt worden, das seit Ende 2017 zum PI Berlin gehört, wie Gregory bestätigt. Dabei würden Hersteller mit Jahreskapazitäten zwischen 300 und 1000 Megawatt als kleinere Produzenten gewertet. Audits bei Herstellern mit weniger als 300 Megawatt würden meist nur auf explizite Nachfrage durchgeführt, so Gregory. Die meisten der verbliebenen europäischen Hersteller laufen damit weitgehend unter dem Radar der Audits vom PI Berlin oder eben zuvor Solarbuyer.

Die Audits erfolgen zumeist im Auftrag großer Projektierer oder Investoren. In der Regel würden sie anschließend einmal jährlich aktualisiert, erklärt Gregory. Dabei werde immer nach dasselbe Audit nach definierten Standards durchgeführt, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. Investoren forderten diese Vergleichbarkeit. Auch seien die Leistungsrisiken bei den Modulen unabhängig von der Größe der Fertigungen, sagt er weiter.

Die Audits, die in das White-Paper einflossen, erfolgten im Zeitraum von 2012 bis 2018. Wobei im Laufe der Jahre die Bewertungen gestiegen seien. So seien etwa 40 Prozent der Fabriken im Jahr 2017 mit „gut“ oder „überdurchschnittlich“ testiert worden. Vier Jahre zuvor waren es nur gut 20 Prozent. Die Audits sind Gregory zufolge im Laufe der Jahre auch auf die neuen Standards in der Modulproduktion angepasst worden. So seien die Anforderungen für neue Technologien wie bifaziale oder Halbzellenmodule mittlerweile eingeflossen.

Neben Lars Josten vom Initiativpartner Pfalzsolar wird auch Lars Podlowski, Vorstand beim PI Berlin, in dem Webinar referieren. Außerdem erläutert Dirk Voges, Partner bei Weitnauer Rechtsanwälte, wie Verträge ausgestaltet sein sollten, um sich im Schadensfall gut abzusichern.

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Am Ende des Tages bleibt aber festzuhalten, dass die erfolgten Audits des PI Berlin und von Solarbuyer wenig über die Qualität der Modulfertigung in Europa aussagen. Die genaue Zahl der untersuchten Werke in Europa will Gregory mit Verweis auf die Stillschweigen-Vereinbarungen mit den Herstellern nicht nennen. Andererseits sind die Ergebnisse des White-Papers aus seiner Sicht der Ausdruck dafür, wo sich die Produktion der Solarmodule derzeit hauptsächlich abspielt – das ist eben vor allem in China und Südostasien.

Grundsätzlich, das betont Gregory, sei das PI Berlin bereit, jede Fertigung zu auditieren. Richtig lohnend sei es aber nur, wenn die Hersteller auch international aktiv seien. Erst wenn Investoren oder Banken nach den Standards der Fertigungen fragen, dann verdient das PI Berlin mit der Bereitstellung der Ergebnisse Geld. Die Resultate des Audits werden dann nach Freigabe dem potenziellen Einkäufer in Form eines Auditreports übermittelt. Die Audits selbst werden zur Wahrung der Unabhängigkeit komplett von den Prüfern finanziert.

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