Der scheinbar endlose Sommer in diesem Jahr soll zum Wochenende dann wohl doch vorbei sein. Am Sonntag ist zudem kalendarischer Herbstanfang. Aus diesem Anlass hat der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) nachgerechnet, wieviel sauberen Strom die Photovoltaik-Anlagen in Deutschland in diesem Jahr bereits produziert haben. Mit rund vierzig Milliarden Kilowattstunden seien in den ersten drei Quartalen dieses Jahres über elf Prozent mehr Solarstrom erzeugt worden als im Vorjahreszeitraum. Auch die Erzeugung aus dem gesamten Vorjahr dürfte damit bis Ende September bereits erreicht sein. Sie lag nach den offiziellen Statistiken 2017 mit 39,9 Milliarden Kilowattstunden.
„Die Freude über die Rekordernte und eine spürbar anziehende Photovoltaik-Nachfrage ist groß. Gleichzeitig wächst aber auch das Unverständnis, warum Deutschland den Solarenergieausbau gesetzlich noch immer stark deckelt“, erklärte BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Damit werde Potenzial verschenkt, was sich Deutschland angesichts der weit entfernten Klimaschutzziele nicht leisten könne. „Nach sensationellen Erfolgen bei der Kostensenkung ist jetzt der Zeitpunkt für eine politische Neubewertung und eine deutliche Beschleunigung des Solartechnikausbaus gekommen. Bestehende Bremsen müssen gelöst und künstliche Marktbarrieren beseitigt werden“, so Körnig weiter.
Der BSW-Solar fordert seit längerem von der Politik eine drastische Anhebung des jährlichen Zubaukorridors und eine Aufhebung des 52-Gigawatt-Deckels für die Solarförderung. Zudem sollten die „ungerechtfertigten Abgaben“ auf Photovoltaik-Eigenverbrauch und Mieterstrom abgeschafft werden. „Zur Einlösung verschärfter Klimaziele, zur Flankierung des Atom- und Kohleausstiegs sowie vor dem Hintergrund des zu erwartenden steigenden Stromverbrauchs unter anderem für die Elektromobilität seien diese Maßnahmen überfällig“, hieß es dazu vom Verband weiter.
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Man könnte es auch anders formulieren: Altmaier muss weg oder eine 180 Grad Wende seiner Energiepolitik hinlegen.
Beides ist leider nicht wahrscheinlich.
Die Frage ist aber, ob die Marktpreise für CO2-Emmissionen und Strom nicht die Lösung bringen. Denn der Deckel regelt dich nur die EEG-Vergütung. In Spanien gingen Projekte noch vor Entfall der Mindestimportpreise ohne besondere Vergütungszusagen ans Netz. Die Systemkosten sind durch den Entfall der Mindestimportpreise vermutlich schon um gut 7% gesunken. Nochmal 15% Kostenreduktiin an dieser Stelle und der Deckel muss nicht angehoben werden sondern wird sprichwörtlich weggesprengt.
Eine Technologie hat immer dann ihren Durchbruch, wenn sie wirklich wettbewerbsfähig geworden ist. PV hat es geschafft, es gibt keine günstigere Erzeugung aktuell.
Ein Grund zum Jubeln ist eine solche Meldung aber nicht: Eigentlich ergeben sich daraus zwei Schlüsse, die die wesentlichen Probleme der PV sehr eindrücklich beleuchten:
1. Die Erzeugung ist sehr stark schwankend. Es gibt gute und es gibt schlechte Jahre. Da der Verbrauch aber nicht schwankt, braucht man Ergänzungs-Erzeuger, deren Stillstandskosten der PV zuzurechnen sind.
2. In den folgenden drei Monaten Okt-Dez wird die PV nicht mehr viel erzeugen. In 25% des Jahres vielleicht 10% der Jahreserzeugung und das, wenn der Stromverbrauch im Winter höher ist als im Sommer.
Da viele Menschen Schwierigkeiten haben, im Großen zu denken, die meisten kennen nicht einmal ihre persönlichen Energieverbräuche für Strom, Mobilität und Heizung im Kleinen, hier noch eine leicht verständliche Zahl: Selbst mit einer deutlich überdimensionierten PV-Anlage und Anpassungen des Verbrauchsverhaltens an das solare Angebot schafft man im EFH gerade mal so um die 30% Abdeckung des eigenen Stromverbrauchs. Die übrigen 70% müssen wo anders herkommen. Der Einsatz von Heimspeichern verteuert jede gespeicherte kWh um >20ct, da bleibt dann nicht mehr viel von der „kostengünstigsten Erzeugungsart“. Und man erreicht auch damit nur eine Eigenversorgungsquote von ca. 70%. Die restlichen 30% müssten aus Langzeit-Speichern kommen, die noch teurer sind.
Das Argument „kostengünstigste Erzeugungsmethode“ hätte man in den Nullerjahren noch anführen können, als sich PV-Kilowattstunden ohne Schwierigkeiten im Netz integrieren ließen. Inzwischen hat die maximale PV-Erzeugungsleistung einen Wert erreicht, der höher ist, als die im Netz an Feiertagen nachgefragte Leistung. Da kommt es nicht nur darauf an, was es kostet, eine kWh zu produzieren, sondern auch, ob es einen Käufer dafür gibt.
Damit will ich nicht die PV speziell schlecht reden: Als Ergänzung ist sie mit ihrem Tages-Erzeugungsprofil durchaus wertvoll, und PV-Anlagen stellen den geringsten Eingriff in die Umwelt dar, weil sie sich an das Geländeprofil anpassen und kein Geräusch erzeugen. Aber die PV müsste nochmal deutlich billiger werden, um bei uns einen größeren Anteil an der EE-Erzeugung zu erhalten. Auch wenn Langzeitspeicherung in den Preisbereich von 10ct/kWh kommt, könnten höhere PV-Leistungen genutzt werden. In den Alpenländern und Norwegen gibt es da ja heute schon Möglichkeiten, bei uns nicht in relevantem Umfang.
Eine ideale Kombination im Kleinen ist PV+BHKW. Letzteres ist aber – im Kleinen – nicht billig. Im Großen mit KWK bräuchte man Wärmeverteilnetze, die aber nicht von einem Tag auf den anderen gebaut sind. Und dann stellt sich noch die Frage, wo der Brennstoff für die KWK herkommt. Legt man Wert auf Erneuerbare Brennstoffe, ist die zur Verfügung stehende Menge begrenzt, was wiederum maximale Effizienz (sprich Wärmedämmung) erfordert. Auch das wurde in den vergangenen 20 Jahren sträflich vernachlässigt, weil die Anbieter von Erzeugungsanlagen lauter schreien als die Wärmeenergie, die nicht mehr sinnlos durch Fenster und Wände wegdiffundieren will.
JCW sagt:
Ein Grund zum Jubeln ist eine solche Meldung aber nicht: Eigentlich ergeben sich daraus zwei Schlüsse, die die wesentlichen Probleme der PV sehr eindrücklich beleuchten:
1. Die Erzeugung ist sehr stark schwankend. Es gibt gute und es gibt schlechte Jahre. Da der Verbrauch aber nicht schwankt, braucht man Ergänzungs-Erzeuger, deren Stillstandskosten der PV zuzurechnen sind.
@ JCW
Wenn man der PV die Stillstandskosten zurechnen will, dann muss man ihr auch den preissenkenden Merit Order Effekt zukommen lassen.
Womit wir wieder bei der Kosten/Nutzen Betrachtung wären, die sich wie ein roter Faden — nachteilig – durch die gesamte Energiewende zieht.
Ich erinnere, die Sonne steht am höchsten, wenn Strom nicht gerade am billigsten ist..
Siehe hier, so ab Minute 4
JCW sagt.
Das Argument „kostengünstigste Erzeugungsmethode“ hätte man in den Nullerjahren noch anführen können, als sich PV-Kilowattstunden ohne Schwierigkeiten im Netz integrieren ließen. Inzwischen hat die maximale PV-Erzeugungsleistung einen Wert erreicht, der höher ist, als die im Netz an Feiertagen nachgefragte Leistung. Da kommt es nicht nur darauf an, was es kostet, eine kWh zu produzieren, sondern auch, ob es einen Käufer dafür gibt.
@ JCW
Die Nullerjahre hat man ja leider 2010 mit der EEG Neuordnung abgeschafft.
Bis 2010 wo die EE noch den Versorgern zwingend zugeteilt wurden, waren sie ohne Schwierigkeiten im Netz integriert. Die Käufer waren sicher.
Ab 2010 hat man die kostengünstigste Erzeugungsmethode zur Ramschware dekradiert, in dem man sie zum separaten Vermarkten an den Spotmarkt der Strombörse verbannt hat.
Während vor 2010 die PV gleichwertig mit dem konventionellen Strom zum Kunden kam, kommt PV heute physikalisch genau noch so zum Kunden, nur schlägt der Wert bei anderen zu Buche.
Siehe hier:
Zitat: Diese zwei Artikel beantworteten sehr gut unsere Frage, wer eigentlich an der Strombörse einkauft. Denn es wurde immer nur von Versorgungsunternehmen, Stromhändlern, industriellen Großkunden und Banken gesprochen. Nun wissen wir dazu gehören auch die Stadtwerke und Unternehmen, wie E.ON, RWE usw. Es gibt also keinen Zwischenhändler mehr. Der Grund dafür, dass Unternehmen wie RWE auch an der Börse einkaufen, obwohl sie selbst rund 30 Kraftwerke besitzen und somit eigentlich genug Strom produzieren, ist einfach. Es gibt Tage, da ist der Strompreis an der Börse so günstig, dass eine Eigenproduktion viel teurer wäre. Daher werden dann die Kraftwerke gedrosselt und lieber günstig eingekauft. Zitat Ende.
Ertragsoptimierung nennt man das in diesbezüglichen Studien.
Zum Beispiel hier, so ab Seite 4
https://www.greenpeace-energy.de/fileadmin/news_import/Studie_Ertragsoptimierung_von_Kraftwerken_durch_EEG-Regelungen.pdf