Verwundert hat sich die deutsche Öffentlichkeit letzte Woche über die unternehmerische Neuordnung von RWE und Eon die Augen gerieben, den Kopf geschüttelt und angefangen nachzudenken, was das denn bedeutet.
Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaft (DIW) und wissenschaftlicher Chair der Energy Watch Group (EWG) hat es auf den Punkt gebracht: Es ist der Ausstieg vom Ausstieg der beiden Kohle-, Atom-, Erdgas-, Erdöl- Giganten.
Ausgerechnet die erfolgreiche RWE-Tochter Innogy, erst vor zwei Jahren gegründet, um für RWE den Umstieg auf erneuerbare Energien zu schaffen, wird zerschlagen. Auf der Pressekonferenz gab es bezeichnenderweise keine Auskunft zur Zukunft der noch riesigen Geschäfte mit Kohle, Atom, Erdgas und Erdöl in den beiden Konzernen.
Lesen Sie hier die messerscharfe Analyse von Claudia Kemfert in der Zeitschrift Capital:
https://www.capital.de/wirtschaft-politik/eon-und-rwe-betreiben-den-ausstieg-vom-ausstieg (https://www.hans-josef-fell.de/content/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=486&urlid=1220&mailid=585 )
Sie werden verstehen, warum selbst eine Kohlelobby-Gewerkschaft wie IG BCE ausnahmsweise nicht protestiert, wenn 5.000 Jobs verloren gehen. Sie werden verstehen, dass die beiden Konzerne kaum mehr auf erneuerbare Energien setzen wollen, weil diese Konzerne keine Geschäftsmodelle für dezentrale Energien entwickeln können. Sie werden erkennen, dass dies nun die Chance der tausend kleinen und mittleren Unternehmen und der Start-ups ist, die mit erfolgreichen Geschäftsmodellen schnell dem großen, unbeweglichen Riesen das Leben noch schwerer machen werden. Ein Leben, das die Manager von Eon und RWE mit dieser unternehmerischen Entflechtung und Innogy-Zerschlagung höchstwahrscheinlich ganz auf Spiel setzen. Wie auch sollen Manager, die im letzten Jahrzehnt als das EEG ihnen die besten Grundlagen für Investitionen in erneuerbare Energien bot, nur in neue Kohlekraftwerke investierten und Kanzlerin Merkel zur Laufzeitverlängerung der AKW drängten, irgendein Gefühl für erneuerbare Energien entwickeln?
Die Zeit für diese Manager ist abgelaufen, spätestens in wenigen Jahren, wenn für alle sichtbar ist, dass diese Manger Eon und RWE nun erst recht schnell in den Abgrund führen und keinen blassen Dunst hatten, wie man die Konzerne zu Atomausstieg und Klimaschutz mit 100 Prozent erneuerbaren Energien führt.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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Ich würde es nicht Ausstieg vom Ausstieg nennen, sondern viel mehr ein geschicktes taktieren mit den gegebenen Möglichkeiten.
Nehmen wir die folgende Passage aus dem Artikel.
Zitat: In Deutschland rappelt es. Die Energieriesen sortieren sich neu. Die Energiekonzerne Eon und RWE haben sich überraschend zusammengetan und schieben die verschiedenen Bereiche so hin und her, dass im Ergebnis ein Netzriese (Eon) und ein Produktionsriese (RWE) entsteht.Zitat Ende.
Ein Netzriese und ein Produktionsriese entsteht.
Ich brings mal in Kurzform auf den Punkt wie ich das sehe.
Der Netzriese nutzt in Form von Handel und Vertrieb, so nennt sich ja das neue Geschäftsmodell von EON, die konstant niedrigen Großhandelspreise, die von den EE ausgelöst werden, und der Produktionsriese sorgt für Backup.
Der vorige Chef von RWE hat doch mit Innogy schon den Anfang gemacht.
Schaut mal hier:
https://www.welt.de/wirtschaft/energie/article125425602/RWE-setzt-jetzt-voll-auf-die-Energiewende.html
Terium forderte die Schaffung eines „dezentralen Kapazitätsmarktes“, auf dem sich ein Preis für gesicherte Erzeugungsleistung bilden könne. Damit könnten Kraftwerke refinanziert werden, die derzeit wegen des Ökostrom-Vorrangs kaum noch zum Einsatz kommen und deshalb vor der Stilllegung stehen.
„Die Feuerwehr wird auch nicht allein für das Löschwasser bezahlt“, erklärte Terium: „Sie wird genauso dafür bezahlt, dass sie rund um die Uhr mit ihren Geräten in Bereitschaft ist – das wollen wir auch!“Außer als Anbieter von Reservekraftwerken wolle die RWE ihre Stärken im Bereich erneuerbarer Energien noch mehr ausspielen. „Wir treiben die Energiewende voran, ohne laut genug darüber geredet zu haben“, betonte der RWE-Chef: „Wir haben Milliarden Euro für Projekte in die Hand genommen, die allesamt auf die Energiewende einzahlen.“ Es sei allerdings „ein wenig traurig zu sehen, dass sich dieses Engagement so wenig auszahlt.“ Zitat Ende
Dabei hat der Produktionsriese sogar unbeschadet Einfluss auf niedrige Börsenpreise, so lange deren Produktion unkontrolliert zu Stromüberschuss führt. Niedrige Börsenpreise von denen der Netzriese profitiert.
Niedrige Börsenpreise wiederum gleicht der nicht privilegierte Verbraucher, mit einer höheren Umlage aus.
Der Dumme ist nun mal der Verbraucher, der dieses Spielchen über die Umlage finanziert.