Europa braucht Photovoltaik-Zubau von 20 Gigawatt pro Jahr

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In dieser Woche gab es das erste hochrangige „EU Clean Energy Industrial Competitiveness and Innovation Forum for renewables“ in Brüssel. Übersetzt heißt es in etwa EU-Industrieforum für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation bei erneuerbaren Energien. Ziel der von der EU-Kommission ins Leben gerufenen Veranstaltung sei, die industrielle Basis für Erneuerbare in Europa zu konsolidieren und nach Wegen der Unterstützung für die Industrie zu suchen, um die Wachstumschancen bei erneuerbaren Energien besser nutzen zu können.

An dem Treffen, das vom EU-Energiekommissar Ariel Canete geleitet wurde, nahmen Brüssel zufolge mehr als 20 Vorstandschefs großer und kleiner Unternehmen sowie Vertreter von internationalen Organisationen teil. Im Fokus des ersten Treffens standen demnach die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Erneuerbaren-Unternehmen ebenso wie die Rolle der Forschung und handelspolitische Themen.

Industrievertreter forderten von der EU-Kommission energische Maßnahmen für den Aufbau der europäischen Erneuerbaren-Industrie, wie die European Technology and Innovation Platform Photovoltaics (ETIP PV) am Donnerstag mitteilte. Es sei industriepolitische Unterstützung für alle Stufen der Wertschöpfungskette erforderlich. Europa müsse Wert auf hoch-qualitative Produkte legen. „Qualität, Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit“ sollten die Kriterien für die Produkte auf dem europäischen Markt sein, forderte Julien Pouget, Senior Vice-President Erneuerbare bei Total. Diese Forderung sei auch von anderen Teilnehmern unterstützt worden, die die EU aufforderten, die hohen Standards auch an seine Handelspartner anzulegen, um eine bloße Verlagerung der CO2-Emissionen zu vermeiden.

Für die Industrie sind auch starke Heimatmärkte wichtig. Stefan Rinck, Vorstandschef von Singulus und Photovoltaik-Vertreter für ETIP PV auf der Veranstaltung, forderte einen Zubau von 20 Gigawatt Photovoltaik-Leistung in Europa pro Jahr. Davon sollten mindestens „ein Drittel der geförderten Projekte für nachhaltige Qualitätsprodukte bestimmt sein“. Die Kriterien müssten dabei so ausgewählt werde, dass sie zu den bestehenden europäischen Herstellern oder Start-ups passten, sagte Rinck weiter. Er verwies dabei auf das „Top Runner“-Programm in China, das in ähnlicher Weise funktioniert.

Die anwesenden Forschungsvertreter von ETIP PV verlangten, sich stärker auf Pilotlinien für Vorserienproduktionen zu konzentrieren, um so das Risiko für potenzielle Investoren in neue Technologien zu senken. Diese sollten zugleich für verschiedene Technologien nutzbar sein. Florence Lambert vom französischen Forschungsinstitut Ceatech Liten bezeichnete es als „unklug“, wenn Europa nur auf den Downstream-Bereich setze. Europa könne seine Führungsrolle nicht allein durch die Integration der erneuerbaren Energietechnologien aufrechterhalten.

Auch Solarpower Europe hatte an dem ersten Treffen der hochrangigen Vertreter teilgenommen. Präsident Christian Westermeier bezeichnete es als „Durchbruch für die Photovoltaik in Europa“. Das Forum sei genau das, was der europäische Solarsektor brauche. Westermeier zeigte sich zuversichtlich, dass mit den richtigen Strategien neue Geschäfts- und Jobmöglichkeiten in Europa geschaffen werden könnten. Solarpower Europe ist nach eigenen Angaben seit 2016 in die Entwicklung des Forums eingebunden gewesen. „Das Industrieforum für erneuerbare Energien ist eine mit Spannung erwartete Initiative, die unseren Sektor wieder beleben wird“, sagte James Watson, CEO von Solarpower Europe. Das Forum biete die „perfekte Gelegenheit“, die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigende Maßnahmen zu überprüfen und eine ganzheitliche Politik zu entwickeln, von der die gesamte Photovoltaik-Wertschöpfungskette profitiert.

Dominique Ristori, Generaldirektor der DG Energy der EU-Kommission, erklärte auf dem Treffen, dass Europa „höchste Standards und Qualität“ bei den erneuerbaren Technologien erreicht habe. Er stimmte mehrfach auf dem Treffen Äußerungen zu, die den langfristigen Erhalt der gesamten Wertschöpfungskette als fundamental bezeichneten.

Die EU-Kommission hatte die Gründung des Clean Energy Industrial Forums am 30. November 2016 erstmals angekündigt. Das Forum besteht aus drei Bereichen: Batterien für den Verkehrssektor, Konstruktion und erneuerbare Energien. Die nächste öffentliche Veranstaltung des EU-Industrieforums ist für den 22./23. Februar geplant.

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