Mit der Leistung eines Föhns quer durch Australien

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Im Beisein der Bundesumweltministerin Barabara Hendricks haben am Donnerstag Aachener Studierende im Berliner E-Werk den von ihnen entwickelten und gebauten Sonnenwagen vorgestellt. Der vollständig solarbetriebene Rennwagen wird im Oktober an der 3000 Kilometer langen World Solar Challenge 2017 im australischen Outback teilnehmen.

Im Jahr 2015 entstand erstmalig die Idee, ein hocheffizientes solares Fahrzeug für die Weltmeisterschaft in Australien zu entwickeln. Schon wenig später hatte sich ein Team aus rund 40 Studierenden der verschiedensten Teilgebiete zusammengefunden, um das ehrgeizige Projekt zu realisieren. „Nach zwei erlebnisreichen Jahren voller kleiner und großer Herausforderungen sind wir überaus stolz, heute unseren Huawei Sonnenwagen vorstellen zu dürfen“, sagte Niklaas Kaltz, zweiter Vorsitzender und Mitgründer von Sonnenwagen Aachen e.V.. Der chinesische Handykonzern hatte das Projekt von Beginn an finanziell sowie technisch unterstützt und agiert als Hauptsponsor des Vorhabens.

Bei der Präsentation stellten die Studierenden der RWTH und der FH Aachen sichtlich stolz einen nur 200 Kilogramm schweren solarbetriebenen Rennwagen vor, der eine Spitzengeschwindigkeit von knapp 140 Kilometer in der Stunde leisten kann. Dabei liefern vier Quadratmeter monokristalline Siliziumzellen die nötige Energie für die Fahrt des windschnittigen Solarautos. Zusätzlich verfügt der Sonnenwagen über eine Batterie mit einer Kapazität von fünf Kilowattstunden. Diese kann auch während der Standzeiten des Rennens mithilfe der Photovoltaik aufgeladen werden.

Der Sonnenwagen der Aachener Studierenden.

Foto: Carl Johannes Muth / pv magazine

Auffällig sind neben den Solarmodulen und dem flachen Aufbau vor allem die komplett überglaste Fahrerkabine des Rennwagens. „Bei den Temperaturen in Australien kann es schnell über 40 Grad im Cockpit werden. Unsere vier Fahrer müssen deshalb alle körperlich sehr fit sein, um das zu überstehen“, sagte Johanna Schäfer, Leiterin des Teams „Elektrotechnik“ bei Sonnenwagen Aachen. Die 3022 Kilometer lange World Solar Challenge 2017 führt dabei über öffentliche Straßen von Darwin im Norden des Landes nach Adelaide im Süden quer durch das australische Outback. Der Aachener Sonnenwagen soll in der Challenger Klasse antreten, in der vor allem die Aerodynamik das Fahrzeugs im Vordergrund stehe. Pro Etappe dürfen die Rennwagen jeweils genau acht Stunden fahren und müssen am nächsten Tag von der letzten Position des Vortages aus starten. Ziel ist es, als erster die Stadt Adelaide zu erreichen. Um die optimale Geschwindigkeit zu errechnen, müssen vor und während jeder Etappe Faktoren wie Verbrauch und Sonneneinstrahlung genau analysiert werden. Aus diesem Grund soll auch ein großer Teil der 40 beteiligten Studierenden mit nach Australien reisen, um den erfolgreichen Ablauf des Rennens zu gewährleisten – von technischen Belangen bis zum kulinarischen Wohl aller Teammitglieder.

GIF: Marina Ramain

Sichtlich beeindruckt von der Leistung der jungen Wissenschaftler zeigte sich auch die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Ihre Technologie sei heute noch nicht marktreif, mit der Arbeit daran seien die Aachener Wissenschaftler dennoch am Puls der Zeit, so Hendricks. Ohne Elektromobilität sei es schlichtweg nicht möglich, die Paris-Vereinbarung umzusetzen, wobei hier auch der Strom aus regenerativen Quellen stammen müsse. „Erneuerbaren Energien müssen in den Tank der Autos“, sagte Hendricks. Die Arbeit der Studierenden sei daher eine wichtige Basis für spätere Massenprodukte und die Zukunft der Elektromobilität in Deutschland.

Hendrik Löbberding, Mitgründer und Vorsitzender von Sonnenwagen Aachen, zufolge war es den Studierenden wichtig zu zeigen, wie nachhaltig Elektromobilität sein kann. Die Faszination für neue Technologien und der Wille, selber etwas Neues zu schaffen, habe sie dabei miteinander verbunden und dieses Projekt erst ermöglicht. Nach zwei Jahren harter Arbeit, vielen Nachtschichten und wöchentlich bis zu 5000 untereinander ausgetauschten Nachrichten könne nun „mit der Leistung eines Föhns quer durch Australien“ gefahren werden, so Löbberding.

In den kommenden Wochen werden die Teammitglieder die Reise nach Australien antreten, das Rennen selbst läuft vom 8. bis zum 15. Oktober. Für die Zeit nach der Solar Challenge gibt es jedoch auch schon erste Pläne. „Wir haben das jetzt nicht zwei Jahre gemacht, um das Rennen zu fahren und danach aufzuhören“, so Johanna Schäfer: „Wir versuchen schon alles so zu planen, dass das Team weitergeführt werden kann.“

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