Brauchen wir den Tesla-Speicher?

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Gibt es Produkte, über die es sich zu reden lohnt und die nicht Tesla heißen? Ja, es gibt sie. Es gibt sogar ein deutsches Unternehmen, das fast ein identisches Produkt für einen vielleicht ähnlichen Preis anbietet. Das ist eines der Ergebnisse unserer Marktübersicht. Dieses Jahr haben 51 Firmen auf unsere Produkt-Umfrage geantwortet, die Sie in tabellarischer Form ab Seite 35 finden (hier geht es zur Online-Datenbank; hier können Sie die gedruckte Tabelle herunterladen, die einen Auszug der Einträge und zusätzlich die Kosten pro gespeicherter Kilowattstunde enthält). Das sind elf Firmen mehr als im vergangenen Jahr. Ebenfalls elf Firmen sind inzwischen nicht mehr aktiv.

Die Käufer, die die Speicherförderung in Anspruch nehmen, müssen sich auf einem Portal registrieren, das die RWTH Aachen betreut. Das Institut führt das Speicher-Monitoringprogramm durch. Es gibt also zum ersten Mal unabhängige Informationen darüber, wer die Großen wirklich sind. Mit Stand der Auswertung Februar 2015 zeichnet sich bezüglich der verkauften Systeme die Reihenfolge Deutsche Energieversorgung mit Senec, SMA, Sonnenbatterie, E3/DC, Nedap und Varta ab. Es tauchen auch Hoppecke und IBC auf, doch dahinter verbergen sich ja in der Regel Nedap und SMA-Geräte. „Die meisten Hersteller geben an, dass 50 bis 60 Prozent der von ihnen verkauften Systeme durch das KfW-Programm gefördert seien“, sagt Kai-Philipp Kairies, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH Aachen und dort für das Monitoringprogramm zuständig. Nimmt man die Angaben der Hersteller aus unserer Marktübersicht, in der wir nicht nur die geförderten, sondern die insgesamt verkauften Systeme abgefragt haben, ändert sich die Reihenfolge etwas, aber nicht die führende Gruppe als solches. Außerdem muss man beachten, dass wir Herstellerangaben wiedergeben, die wir nicht kontrollieren können.

Stromkosten mit Tesla-Batterie

Die Präsentation der Tesla-Batterie am 30. April hat ziemlich eingeschlagen. Es hat sich zwar inzwischen herumgesprochen, dass der eigentliche Preis für eine Batterie dieser Größenordnung gar nicht so revolutionär ist. Der Einstieg des Unternehmens in den Markt für stationäre Speicher ist es aber doch. Christoph Ostermann, Geschäftsführer des Speicherherstellers Sonnenbatterie, der mit zu den Marktführern in Deutschland zählt, hat es so zusammengefasst: coole Autos, ein hochemotionales Produkt, ein charismatischer Milliardär und der Mythos des Silicon Valley. Bei Batteriespeichern warten die Endkunden anscheinend nicht wie bei Solarmodulen einfach darauf, dass ihnen der Installateur ein Gerät vorschlägt. Sie werden stattdessen zu einem gewissen Teil selbst aktiv. Da spielt dann das Industriedesign, die Aufmachung und die Präsentation eine große Rolle. Konsequenterweise will auch die Sonnenbatterie Endkundenmarke werden. Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer von E3/DC, sieht sich sogar schon ein gutes Stück auf diesem Weg (Interview auf Seite 40).

Im Detail hat der US-Elektroautohersteller zwei gut aussehende Batterien vorgestellt. Die eine hat eine Kapazität von sieben Kilowattstunden und kostet 3.000 US-Dollar, umgerechnet 2.800 Euro. Rechnet man die Zyklenlebensdauern, Kapazität und Preise um in einen Kilowattstundenpreis für gespeicherte Energie, liegt dieser bei der Tesla-Batterie bei elf Cent. Im Großhandel sind andere Batterien von zum Beispiel LG Chem, BMZ oder Sony erhältlich, mit denen man ähnliche Kilowattstundenpreise erreicht.

Die eigentliche Revolution kommt von Solarcity, das ebenfalls teilweise Tesla-Gründer Elon Musk gehört. Das Unternehmen, das Solaranlagen verkauft und verpachtet, bietet die andere Tesla-Batterie, die zehn Kilowattstunden Kapazität hat und für den Backup-Betrieb gedacht ist, der weniger Zyklen benötigt, für 5.000 Dollar inklusive Leistungselektronik für neun Jahre zur Miete oder für 7.500 US-Dollar zum Kauf an. Das sind umgerechnet 690 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität. Sucht man in unserer Marktübersicht nach einem vergleichbaren Preis, wird man fast nicht fündig.

Das liegt aber nicht an der Batterie, sondern an der Leistungselektronik. Solarcity und Tesla kooperieren mit Solaredge. „Die Batterie wird parallel zum Wechselrichter auf der DC-Seite geschaltet“, erklärt Lior Handelsman, Gründer und VP Marketing & Product Strategy von Solaredge. Das funktioniert beim Solaredge-System besonders gut, da dort jedes Modul mit einem Optimizer ausgestattet ist, der einen MPP-Tracker enthält. Üblicherweise sitzt der im Wechselrichter. Damit findet der Anschluss in dem Solaredge-System ähnlich wie bei DC-gekoppelten Speichersystemen statt – nur dass der Wechselrichter nicht in der Rechnung auftaucht.

Doch auch wenn man Wechselrichterkosten in Höhe von zum Beispiel 180 Euro pro Kilowattpeak bei den in der Marktübersicht gelisteten Herstellern herausrechnet, liegen Systeme mit Lithiumbatterien meist bei 1.300 Euro und darüber. Das entspricht ungefähr den Ergebnissen von RWTH-Forscher Kai-Philipp Kairies. „Die Lithiumsysteme sind vom ersten Halbjahr 2014 bis zum ersten Quartal 2015 rund 15 Prozent gefallen, die der Bleisysteme um etwa 12 Prozent“, sagt er. Im Schnitt gaben die Kunden für ein Lithium-Speichersystem mit Installation Anfang 2015 etwa 2.300 Euro pro Kilowattstunde aus mit einer Standardabweichung von minus 500 und plus 1.000 Euro.

Das ist doppelt so viel wie für das Tesla-Solaredge-System und bedeutet, dass die Leistungselektronik bei den Batteriesystemen oft noch deutlich teurer ist als bei einfachen Wechselrichtern. Zwar sind die Aufgaben eines Batteriesystems auch andere als die eines Wechselrichters. Es gibt aber keinen prinzipiellen Grund, warum vor den DC-Eingang des Wechselrichters geschaltete Systeme billiger sein sollen als an den DC-Zwischenkreis des Wechselrichters angeschlossene. Die Kostendifferenz zum System ohne Speicher sollte gleich sein. Es wird also sinnvoll sein, das Tesla-Solaredge-System in dieser Hinsicht genau unter die Lupe zu nehmen. Allerdings gibt es auch in Deutschland bei den Preisen einige Ausreißer nach unten, die ebenfalls bei 700 Euro pro Kilowattstunde Systemkosten liegen (siehe rechte Spalte in der Tabelle Seite 35).

Solarwatt – Tesla aus Sachsen?

Eine Überraschung bietet dieses Jahr Solarwatt, das zu 90 Prozent im Besitz von Stefan Quandt und daher mit BMW verbunden ist. BMW baut jetzt nicht mehr nur Elektroautos, die Tesla Konkurrenz machen, sondern Solarwatt auch ein Speichersystem, das dem von Tesla ähnelt und auch nicht viel mehr kostet. Es heißt MyReserve 500 und wird auf der Intersolar vorgestellt. Für Endkunden soll es ohne Installation 4620 Euro kosten. Es hat eine Kapazität von 4,6 Kilowattstunden. Das System hält nach Aussage von Solarwatt 4.100 Zyklen und kann damit im Prinzip 15 bis 20 Jahre mit einem Zyklus pro Tag (außer im Winter) laufen. Der direkte Vergleich mit Tesla fehlt noch, da Solarcity das täglich zyklisierbare Modell noch gar nicht anbietet.

Anders als Tesla/Solaredge soll MyReserve im Prinzip mit jedem Wechselrichter funktionieren. Es wird auch am DC-Eingang parallel zum Solargenerator geschaltet. Es muss allerdings den MPP-Tracker des angeschlossenen Wechselrichters so manipulieren, dass die Energieströme verlaufen, wie es der Energiemanager verlangt. Damit es zu keinem Rückstrom in die Module kommt, wird eine Strangdiode eingebaut.

Weitere Neuheiten

Eine andere Neuheit, die interessieren dürfte, weil sie sich von allen anderen Systemen unterscheidet, hat Schmid Energy in unserer Produktübersicht angegeben. Schmid Energy gehört zur Schmid Group, einem der führenden Solarindustrie-Ausrüster. Schon länger arbeitet das Unternehmen an der Vanadium-Redox-Flow-Technologie. Bisher wird diese Technologie vor allem für große Speichercontainer diskutiert. Jetzt kommt das erste System mit dem Namen Everflow für Heimanwendungen auf den Markt, nachdem Schmid letztes Jahr eine „Studie“ vorgestellt hatte. Anders als bei Lithiumbatterien sind hier das Speichermedium und die Elektrode, an der ein- oder ausgespeichert wird, voneinander getrennt. Das erlaubt es, die Kapazität unabhängig von der Lade- und Entladeleistung zu skalieren – man benötigt nur größere Tanks für das Speichermedium.

Neuzugänge kommen auch aus China. Shenzhen Growatt hat ein günstiges Home-Speichersystem auf den Markt gebracht, das bei nur 900 Euro pro Kilowattstunde ein- und ausgespeicherter Energie liegt. Das Unternehmen ist bereits für seine Wechselrichter bekannt und seit seiner Gründung im Jahr 2010 bereits kräftig gewachsen. Nach eigenen Angaben hat es nun 400 Mitarbeiter. Aus China kommt auch Alpha ESS, gegründet 2012, das mit zwei Systemen vertreten ist. Es hat außerdem noch ein EPC-Geschäft und mittlerweile 100 Mitarbeiter.

Ein anderes Unternehmen, mit dem man rechnen muss, ist Hycube. Der Gründer Rainer Appold hat es geschafft, den chinesischen Telekommunikationsriesen ZTE China und dessen Batterietochter Pylontech davon zu überzeugen, sich an seinem Unternehmen zu beteiligen. Die Hycube-Modelle sind seit März in unserer Marktübersicht gelistet.

Auch Kostal stellt dieses Jahr ein neues Speichersystem mit Lithiumbatterien vor. Bisher gab es das System nur mit Bleibatterien. Anders als viele andere Anbieter nutzt Kostal eine Hochvoltbatterie. Es ist bekannt, dass sich mit Hochvoltbatterien leichter höhere Wirkungsgrade erreichen lassen als mit Niedrigvoltbatterien. Nutzt man Niedrigvoltbatterien, muss die Spannung hochgesetzt werden, was in der Regel mit Verlusten einhergeht. Andererseits ist es eine Herausforderung, preisgünstige Hochvoltbatterien zu konstruieren.

Es gibt verschiedene Philosophien, wie man zu Kostensenkungen bei Batterien kommen kann. Zum einen ist es möglich, das Volumen der kleinsten Einheit, also der Zelle, zu erhöhen. Wenn man diese hintereinanderschaltet, um Hochvoltbatterien zu konstruieren, wird schnell die Kapazität zu groß. Der andere Weg ist, die Stückzahl der kleinsten Einheit zu erhöhen. Kleine Zellen lassen sich in Reihe schalten, so dass man Hochvoltbatterien konstruieren kann. Die meisten Hersteller scheinen den ersten Weg für den wahrscheinlichen zu halten und setzen daher auf Niedrigvoltbatterien. Kostal hat den anderen Weg gewählt. Tesla übrigens auch.

Kostal sagt dementsprechend, es sei möglich, preisgünstige Hochvoltsysteme anzubieten. Dennoch war es uns nicht möglich, von Kostal Preisinformationen zu bekommen. Das System ist aber auch in anderer Hinsicht interessant. Es hat einen extra Batterieschrank und einen relativ geringen Leerlaufverbrauch (siehe unten).

Bei der Deutschen Energieversorgung bedeutet die Einführung von Lithiumsystemen geradezu einen Paradigmenwechsel. Bekannt geworden ist der Hersteller mit besonders günstigen Bleibatterien. „Es gibt aber Kunden, die fragen nach Lithiumbatterien“, sagt Geschäftsführer Mathias Hammer.

Auch Knubix wird preisgünstiger. Zur Intersolar wird das Unternehmen einen einphasigen Speicher vorstellen, dessen Preis 20 Prozent unter dem bisherigen Vergleichsmodell liegt.Erst im Oktober 2014 hat Knubix einen dreiphasigen Speicher auf den Markt gebracht, der wie die anderen Knubix-Speicher von Eon vertrieben wird.

Bisher wurden Speichersysteme vor allem zusammen mit Photovoltaikanlagen gedacht. Varta Storage ist inzwischen auch noch in einem ganz anderen Segment tätig und hat nach eigener Aussage viele Systeme an BHKW-Betreiber verkauft. Dafür kooperiert das Unternehmen mit Vertriebscentern des BHKW-Herstellers Senertec. Der Einspeisetarif für den BHKW-Strom ist niedriger als für Photovoltaikstrom, Eigenverbrauch lohnt sich also. „Daher erfreuen sich die Batteriespeicher bei BHKW-Betreibern großer Beliebtheit“, sagt Alexander Hirnet, technischer Direktor bei Varta. Die BHKWs sind zurzeit noch wärmegeführt, das heißt sie schalten sich ein, wenn im Haus Wärme benötigt wird. Über einen Schaltkontakt kann aber auch das Batteriemanagementsystem dem BHKW mitteilen, dass die Batterie leer ist und Strom benötigt wird. Das BHKW-Energiemanagement berücksichtigt das bei der Entscheidung, ob das Gerät anspringt.

Franz-Josef Feilmeier, CEO des Unternehmens Fenecon, das wiederum Generaldistributor des großen chinesischen Batterieherstellers BYD ist, hat ein ganz anderes Anliegen. Er plädiert für das Konzept Nulleinspeiser. Er rät, Solaranlagen und Speichersysteme so auszulegen, dass sie auch ohne Einspeisung wirtschaftlich sind. Er rechnet vor, dass es sich, wenn man Überschüsse per Heizstab in den Wärmespeicher lädt, sogar rentieren würde. Das mag man durchaus bezweifeln, vor allem wenn man Steuersparmodelle nutzt. Aber eines ist richtig: Man spart sich die Steuererklärung und andere Formalitäten. Theoretisch ist die Nulleinspeisung kein Hexenwerk, blendet man die Reaktionszeiten der Speicher aus (siehe Seite 50), doch nicht alle Systeme können derzeit so gesteuert werden.

Eine Aufgabe der Branche darf man allerdings bei allen Neuheiten nicht vergessen. Schaut man sich die Preise pro Kilowattstunde in der Tabelle an (zweite Spalte von rechts), fällt auf, dass diese noch oft über 30 Cent pro Kilowattstunde und fast immer über 20 Cent pro Kilowattstunde liegen. Dabei macht die Berechnung eher eine positive Abschätzung. Wenn nicht alle Ladezyklen einer Batterie bis zu 5.000 Zyklen ausgenutzt werden, liegt der Kilowattstundenpreis sogar noch höher. Damit ist sie Situation nach wie vor: Wer auf Rendite optimiert, lässt den Speicher weg. Wer auf einen hohen Eigenversorgungsgrad aus ist, der kann ihn kaufen, ohne arm zu werden.

Regelenergie in der Diskussion

Im letzten Jahr wurde sehr viel darüber diskutiert, inwiefern dezentrale Speichersysteme Regelenergie anbieten können und sollten. Zum einen können Speicherbesitzer so eventuell einen Groschen hinzuverdienen. Zum anderen hilft es aber auch, den Einsatz der Speicher und deren Förderung politisch zu rechtfertigen. So hat der BEE im März eine Kurzstudie veröffentlicht, die zeigen sollte, dass Speichersysteme unter anderem durch das Angebot von Regelenergie systemdienlich sind.

In unserer Marktübersicht haben 17 Anbieter angegeben, dass die Teilnahme am Regelenergiemarkt entweder schon möglich oder geplant sei. Diese Zahl ist sicherlich mit Vorsicht zu genießen, wenn man sieht, wie langsam die Entwicklung selbst bei den Pionieren geht. Bei der Regelenergie wird der Speicher ferngesteuert beladen, wenn die Netzstabilität es erfordert. Dienstleister können das bei den Übertragungsnetzbetreibern vermarkten.

Die Deutsche Energieversorgung ist bereits letzten Sommer vorgeprescht und hat angekündigt, ihren Kunden die Vermarktung von Regelleistung (Sekundärregelleistung) unter dem Namen Econamic Grid anzubieten. Das Ziel ist nach Aussage von Geschäftsführer Mathias Hammer nicht, dass er damit Geld verdient, sondern er will mit dem Mehrwert für die Kunden den Absatz der Speichersysteme steigern. Seitdem kämpft er sich Schritt für Schritt vorwärts. „Wir haben die regulatorischen Anforderungen unterschätzt“, gibt Mathias Hammer offen zu. Die Deutsche Energieversorgung stattet die Teilnehmer mit einem zweiten Zähler aus, über den die Regelleistung läuft. Insbesondere mit den Netzbetreibern habe es Probleme gegeben. Hammer sieht aber das Recht auf seiner Seite, nach seiner Aussage sehen das auch maßgebliche Experten so. Er und seine Mitarbeiter hätten die Netzbetreiber umfassend informiert, teilweise Klagen angedroht, teilweise auch tatsächlich geklagt. „Einer nach dem anderen bestätigt nun die Zulässigkeit“, sagt Hammer. Inzwischen hätten sie 70 Prozent der Verteilnetzbetreiber durch, darunter auch einige große namhafte.

„Derzeit testen wir die Technik“, sagt Hammer. Das geschieht noch ohne Regelenergie-Vermarktung, sondern indem das Unternehmen die Speicher mit eingekauftem Strom belädt. Hammer und seine Mitarbeiter müssen zeigen, dass sie den technischen Anforderungen auf dem Regelenergiemarkt genügen, um sich dafür qualifizieren zu lassen. Diese Präqualifizierung ist nämlich Voraussetzung für die Teilnahme am echten Regelenergiemarkt. Das neue Ziel ist, diese Präqualifizierung im dritten Quartal zu erhalten.

Derzeit wird die Frage diskutiert, ob es überhaupt sinnvoll ist, Regelenergie an Verteilnetze anzuschließen. „Viele BHKWs nehmen doch bereits an der Regelenergie teil und sind auch an der Niederspannung angeschlossen“, erklärt Hammer. Netzgebühren für die Durchleitung der Regelenergie würden sie übrigens abführen.

Einige Probleme macht noch das EEG. Es ist nicht gestattet, den Netz-Graustrom mit dem grünen Solarstrom zu vermischen, der ja eingespeist und dann vergütet werden kann. Nach Aussage der Deutschen Energieversorgung bedeutet das aber nur, dass derzeit noch keine positive Regelenergie vom Speicher in das Netz eingespeist werden dürfe. Negative Regelenergie, bei der der Speicher Energie aus dem Netz aufnimmt, dürfe man aber anbieten.

Auch Sonnenbatterie-Kunden sollen in Zukunft Regelenergie vermarkten lassen können. Dazu kooperiert das Unternehmen mit Lichtblick, das eine sogenannte Schwarmenergie-Plattform aufgebaut hat. Auch Kunden mit Varta-Speichern können daran teilnehmen, bald auch solche mit Speichern von Tesla. Anders als die Deutsche Energieversorgung installiert Lichtblick keinen zweiten Zähler. Das bedeutet, dass die Regelenergie mit dem normalen Strompreis bezahlt werden muss. Andererseits gilt das Angebot sowieso nur für Verbraucher, die Lichtblick-Strom kaufen. „Wir haben momentan eine zweistellige Anzahl von Kunden“, sagt dazu Mathias Bloch, der bei der Sonnenbatterie die Öffentlichkeitsarbeit macht.

Effizienz der Batteriespeicher

Nach wie vor ist es für Außenstehende schwierig, die Effizienz der einzelnen Systeme einzuschätzen. Dazu tragen auch der Leerlaufverbrauch und der Standby-Verbrauch bei, die wir dieses Jahr für die Marktübersicht abgefragt haben. Der Leerlaufverbrauch ist die Leistung, die immer anfällt, wenn das Speichersystem in Betrieb ist. Er ist quasi eine Art Grundrauschen. Wenn ein Speichersystem viel Energie umsetzt, spielt er keine so große Rolle. Aber einen großen Teil der Zeit benötigt ein Haushalt nur eine geringe Leistung. Speist beispielsweise ein Speichersystem abends den Fernseher und einige Energiesparlampen, dürfte der Verbrauch nicht höher als 500 Watt liegen. Wenn ein System 50 Watt Leerlaufverbrauch hat, verringert das den Teillast-Wirkungsgrad des Speichersystems automatisch um zehn Prozentpunkte. Oder anders gerechnet: Läuft der Speicher zwei Drittel des Jahres, erhöht sich der Haushaltsstromverbrauch gleich mal um 300 Kilowattstunden. Die meisten Hersteller haben in der Übersicht angegeben, dass der Leerlaufverbrauch niedriger bei rund 30 Watt liegt. Es gibt auch Systeme mit nur zehn Watt.

Wegen des Leerlaufverbrauchs schalten etliche Systeme in einen Standby-Modus, wobei sie sich darin unterscheiden können, wie hoch dann die Leistungsaufnahme ist. Beim Standby-Verbrauch liegt der Smart Energy von SMA mit 0,5 Watt ganz vorne, typischerweise liegt er bei 10 bis 20 Watt. Dass der Verbrauch hier so niedrig ist, liegt daran, dass bei dem Gerät im Standby-Modus sogar das Batteriemanagementsystem abgeschaltet wird. „Das ist immer dann der Fall, wenn die Batterie leer ist und die Sonne nicht scheint, weil dann die Batterie auch nicht geladen werden kann“, sagt Martin Rothert. Über ein Jahr betrachtet, kann das System 3.000 bis 5.000 von 8.760 Stunden im Jahr in diesen Modus schalten. In diesem Fall liegt der Verbrauch bei 0,5 Watt statt dem Leerlaufverbauch von 18 Watt. Durch das Umschalten spart man also bis zu 90 Kilowattstunden im Jahr, das sind immerhin gut 2,5 Prozent des typischen jährlichen Haushaltsstromverbrauchs.

Um solche Effizienzthemen unabhängig zu beurteilen, wird die RWTH Aachen im Laufe des Jahres im Rahmen des Monitoringprogramms bis zu 20 privat betriebene PV-Speicher mit einem hochauflösenden Messsystem ausstatten und evaluieren. „Uns interessiert zum Beispiel, wie hoch der Standby-Verbrauch ist, wie schnell das System auf Lastsprünge reagiert und wie es die Beladung regelt, damit trotz Abregelung der Solaranlagenleistung mittags möglichst wenig Energie verloren geht“, sagt Kai-Philipp Kairies. „Das Ziel ist, dass der Markt für die Endkunden transparenter wird.“

Großer Schub für das Thema Sicherheit

Letztes Jahr hatte das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) auf der Intersolar einen großen Auftritt. Es veröffentlichte desaströse Testergebnisse an anonym gehaltenen Speichersystemen und brachte eine Checkliste heraus, die Speichersysteme ihrer Ansicht nach erfüllen müssen, um als sicher zu gelten. Daraufhin haben Verbände und Institute inklusive des KIT einen Sicherheitsleitfaden erarbeitet. Jetzt entwickeln Institute Prüfpläne, wie die Konformität eines Batteriespeichers nachgewiesen werden kann.

Noch haben nur wenige Hersteller solch eine Konformitätsbescheinigung mit dem Leitfaden. Daher haben wir für die Marktübersicht abgefragt, ob die Batterien der Batterienorm DIN EN 62619 entsprechen. Diese Norm ist zwar noch im Entwurfsstadium, doch es kann schon danach zertifiziert werden. Trotzdem geben nur drei Hersteller an, dafür bereits ein unabhängiges Zertifikat bekommen zu haben. Als zweite Norm haben wir abgefragt, ob die Leistungselektronik nach der DIN EN 62109 zertifiziert ist. Wer Batterien nicht kauft, sondern selber baut, muss außerdem am besten sein Qualitätsmanagement nach der ISO 9001 unter Beweis stellen, ebenso das seines Zelllieferanten. Es fällt allerdings auf, dass weniger Hersteller ihre Batterien selber fertigen, so etwa Knubix und Solarwatt. Mehr zum Thema Sicherheit finden sie auf unseren Online-Seiten.

Sie wollen noch mehr wissen?

Lesen Sie weiter auf www.pv-magazine.deHier finden Sie Links zu folgenden Artikeln:

  • Sonnenbatterie auf dem Weg zur Endkundenmarke
  • Wie die Deutsche Energieversorgung das Econamic Grid aufbaut
  • Monitoringprogramm der RWTH Aachen
  • Die Studie des BEE zur Systemdienlichkeit von Speichersystemen
  • Worauf man bezüglich der Sicherheit der Speichersysteme achten sollte (mit Erklärung der Paramter in der Produktübersicht)
  • Abhängigkeit des Eigenverbrauchs- und Autarkiegrads von der Dimensionierung der Photovoltaikanlage und der Speicherkapazität
  • Sinnhaftigkeit dezentraler Speichersysteme und Verkaufsargumente
  • pv magazine Speicherrechner
  • Online-Vollversion der Speicherübersicht mit zusätzlichen Angaben unter anderem zu: USV-Varianten, Inselfähigkeit, kalendarischer Lebensdauer, Zertifikaten, Garantien

In dieser pv magazine Ausgabe finden Sie zusätzlich zu Home-Systemen:(sieheInhaltsverzeichnis pv magazine Juni 2015)

  • Einschätzung der Speichertrends durch Andreas Piepenbrink, CEO von E3/DC, Seite 40
  • Einfluss der Reaktionszeiten eines Speichersystems auf den Eigenverbrauch, Seite 50
  • Transparenz bezüglich der Performance von Speichersystemen, Seite 53

Wir danken für die ausführlichen Diskussionen bei der Planung der Speicherumfrage Martin Rothert (SMA), Olaf Wollersheim (KIT), Andreas Piepenbrink (E3/DC).

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