Das Großanlagensegment in Deutschland ist letztes Jahr sehr gut gelaufen. Dieses und vor allem nächstes Jahr könnte es schwieriger werden. Wie sehen Sie das?
Christian Salzeder: Das hängt auch von der Politik ab und ist teilweise unvorhersehbar. Wir gehen davon aus, dass Großanlagen weiter ausgebaut werden. Das Segment ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Energiesektors und wir werden früher oder später Probleme bekommen, wenn es nicht ausgebaut wird. Wir sehen dabei eine Tendenz von kleineren Anlagen hin zu größeren Anlagen. Der Photovoltaik-Markt wird außerdem mehr und mehr von den Energieversorgern oder anderen Firmen aus der Energiewirtschaft dominiert, die man vor einigen Jahren noch gar nicht als Player gesehen hat.

Foto: Sunotec
Der Großanlagenmarkt funktioniert einerseits über Ausschreibungen, andererseits bei ungeförderten Anlagen über Stromlieferverträge, oft über PPAs mit Industriekunden. Von den Ausschreibungsvolumen werden die PPA-Anlagen des letzten Jahres abgezogen und es ist nicht absehbar, dass die Politik die Ausschreibungsmengen erhöht. Neue PPA-Anlagen haben ein Problem, weil durch die Kannibalisierung der Wert des Solarstroms sinkt. Eigentlich ist doch zu erwarten, dass das Großanlagensegment kleiner wird, oder?
Christian Salzeder: Es ist nicht ganz klar, wo die Reise kurzfristig hingeht. Deswegen werden jetzt ja Photovoltaik-Anlagen mit Speichern in Co-Location ausgestattet. Wir sehen, dass hier die Entwicklung weitergeht und dass man die Abnahmeverträge und die PPAs relevanten Verträge etwas besser gestalten kann. Wir sehen auch, dass viele Umspannwerke gebaut und mit Speichern ausgestattet werden, sodass eine Integration von Photovoltaikanlagen besser möglich ist. Außerdem sind noch viele große Anlagen in der Planung und im Bau. Daher gehen wir davon aus, dass in den nächsten Jahren gerade im Bereich Großanlagen auch noch weitergebaut wird.
Das sehen Sie in Ihrer Pipeline?
Christian Salzeder: Ja.

Foto: Sunotec
Sind sie im Bereich Batteriespeicher schon sehr aktiv?
Zharin Atanasov-Lankes: Sunotec ist eine deutsch-bulgarische Firma. In Bulgarien sind wir seit längerer Zeit in dem Bereich aktiv. Inzwischen haben wir dort 160 Megawattstunden Batteriespeicher in Betrieb genommen. Die nächsten 30 Megawatt sind für die Inbetriebnahme im zweiten Quartal geplant. Die Dynamik ist dort so, dass wir in den nächsten zwölf Monaten realistisch drei Gigawattstunden in Betrieb nehmen können. Mit einem Green Deal und einem Repowering-Programm hat die bulgarische Regierung den Batteriespeichern eine große Bedeutung gegeben und Förderprogramme aufgesetzt. Unsere Fähigkeiten als Sunotec bei der Planung, beim Procurement, bei der Installation und in der gesamten EPC-Wertschöpfung hat sich auch entsprechend ziemlich gut entwickelt.
Wie weit sind Sie in Deutschland bei Batteriespeichern?
Zharin Atanasov-Lankes: Das ist auch für Deutschland sinnvoll. In Bulgarien kann man den Speicher für alle möglichen Geschäftsmodelle nutzen. In Deutschland ist die Regulatorik noch nicht so weit und wir brauchen noch politischen Willen, um diese zu entwickeln. Wir sind an dem Joint Venture Secursun beteiligt, das Batterieprojekte entwickelt. Da haben wir ungefähr 500 Megawatt an Netzzusagen. Wir sind in der Planung und wir denken, dass es wirklich realistisch ist, dass wir die ersten Projekte schon dieses Jahr zu bauen beginnen. Wir sehen allerdings, dass die Baugenehmigungen eine große Herausforderung sind. Finanzierung und Businessplan sind im Vergleich mit der Bürokratie einfach.
Wo sehen Sie auf der technischen Seite die große Herausforderung für Solar-Projektentwickler, die Batteriespeicher planen wollen?
Zharin Atanasov-Lankes: Im Bereich Hoch- und Tiefbau und Bereich Kabelverlegung sind Batteriespeicher-Projekte für uns einfach. Für die Integration der Batterien brauchen wir einen sehr guten Partner. Es ist nicht unser Geschäftsmodell, dass wir verschiedene Komponenten von verschiedenen Stellen billig einkaufen und integrieren. Das wollen wir nicht. Deswegen ist die Partnerschaft mit großen Batterieherstellern mit großem Namen für uns sehr relevant. Wir arbeiten eng mit den Lieferanten zusammen. Wir bekommen dann Batteriecontainer mit Leistungselektronik, mit Transformatoren und Scada-Umgebung. Bei den ersten Projekten werden wir von den Partnern begleitet, so dass wir Know-how aufbauen.
Großspeicher-Veranstaltungen im Mai und Juli
An Tag 2 der Intersolar machen wir für die Messebesucher in der zwei-stündigen ersten Session des pv magazine Focus einen Ritt durch die wichtigsten Aspekte des Großspeichermarktes. Von technischen und finanziellen Aspekten bis zu Vermarktungsmodellen und Finanzierung (auf Englisch mit europäischer Perspektive) Mehr Infos und kostenfreie Anmeldung
Wir laden ein zum Batterey Bussiness & Development Forum BBDF am 16. Juli in Frankfurt. Sie planen Batteriegroßspeicher und wollen mehr wissen über Netzanschluss, Baugenehmigung, technische Planung, Vermarktung oder Finanzierung? In einem kompakten Tag behandeln wir die wichtigsten Aspekte mit Fokus auf Deutschland und Italien sowie mit Ausblick auf andere europäische Länder. Bereits am Vorabend können Sie auf der Networking-Reception Projektentwickler und Kapitalgeber treffen. Mehr Infos und zur Anmeldung
Sunotec ist vor 13 Jahren als Dienstleister für die mechanische Installation von Photovoltaik-Kraftwerken gestartet. Wie weit haben Sie ihren Anteil an der Wertschöpfung ausgedehnt?
Christian Salzeder: Jeder fängt irgendwo an. Die Kernmannschaft, die wir aufgebaut haben, ist immer noch in der Firma. Wir sind Know-How Hub für sämtliche Arten von Solarinstallationen in Europa. Damit geht einher, dass man immer wieder an Grenzen stößt. Diese bringen einen dazu, sich zu überlegen, ob man es noch besser machen kann. Wir können jetzt drei Gigawatt pro Jahr bauen. Wir haben dazu circa 2000 Leute auf den Baufeldern. Wenn zum Beispiel das Montagesystem nicht oder zu spät kommt, haben wir ein Problem. Es ist dann der Flaschenhals für uns. Deswegen war der Schritt für uns logisch, dass man Bauzeiten besser planen und effizienter arbeiten kann, umso mehr von dem Warenstrom wir selber in der Hand haben. Ein Thema war auch, dass wenn man zum Beispiel ein Montagesystem in 400 Stunden aufbauen kann, warum das nicht in 250 Stunden geht. Der Gedanke hinter der Sunotec ist, dass wir den Warenstrom in einer Weise kontrollieren wie sonst niemand. Dadurch können wir schneller bauen und Projekte effizienter umsetzen. Ich muss dazu auch verstehen, was unsere Kunden brauchen. Das sind immer mehr große Developer und Energieversorger, die wirklich ein Kraftwerk mit Batteriespeicher wollen. Bulgarien oder auch andere europäische Länder sind als Markt schon weiter als der deutsche. Das Know-how, das wir uns international aneignen, können wir daher hier nutzen.
Treten sie auch als EPC-Anbieter auf?
Christian Salzeder: Ich sehe uns mehr als Integrated Solutions Provider. Wir wählen nicht aus Hunderttausenden Komponenten aus, sondern versuchen individuelle Geschäftsmodelle zu stricken. Wir haben ein Konzept, das wahnsinnig stark funktioniert, mit einem Know-how inhouse, das wir nutzen, um die Planung so machen zu können, wie es später umgesetzt wird.

Foto: Sunotec
Was ist der Unterschied zwischen einem Integrated Solutions Provider und einem EPC-Unternehmen?
Christian Salzeder: Wir übernehmen auch die Garantie, aber wir müssen nicht die Garantie von einem externen Dritten abgeben. Wir machen ja tatsächlich viel selber. Unsere Service-Säulen umfassen die gesamte Wertschöpfungskette bei der Entwicklung von Großprojekten. Wir kümmern uns um Planung und Supply Chain. Dann natürlich der Bau, wo Sunotec herkommt, bis hin zu O&M. Es ist unser Montagesystem, wir legen die Anlagen aus und unsere Leute setzen die Anlage auf dem Baufeld um. Es ist ja gerade unser Konzept, dass wir die Schnittstellen eliminieren, um den Bau schneller und einfach machen können.
Joachim Wagner: Also, wir bauen komplette Anlagen, mit eigenen Leuten und nicht mit Zulieferern. Das macht eben den Unterschied aus zwischen EPC und uns. Wir haben auch eigene Geologen, die die Planungen machen, und Ingenieure, die die Anlagen elektrisch wie mechanisch planen. Und wir haben eigene Leute, die installieren.
Was wird zukünftig noch wichtig?
Christian Salzeder: Wir hoffen, dass auch in Deutschland ein Tracker-Markt entstehen wird. Wir sehen schon Projekte. Wir richten unser Portfolio schon auch darauf ein. Das ist auch wichtig für die Agri-Photovoltaik und Biodiversität. Wir sehen auch, dass das für Baugenehmigungen immer öfter wichtig ist.
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