Das Marktforschungsunternehmen YouGov hat bei Online-Interviews mit insgesamt 2189 Personen einen sehr geringen Wissensstand in Sachen Smart Meter festgestellt. 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie nicht wissen, was ein solches, zum digitalen Empfangen und Senden von Daten fähiges Messgerät ist. Nur 30 Prozent glauben dies zu wissen, zehn Prozent sind nicht sicher. Die Auftraggeberin dieser Befragung, die im Januar dieses Jahres von den Ökoenergieanbietern Ostrom, Octopus Energy, Rabot Energy und Tibber gegründete Smart-Meter-Initiative, ist über dieses Ergebnis verständlicherweise alarmiert: Schließlich sind viele der von den Unternehmen angebotenen Dienstleistungen, insbesondere dynamische Stromtarife, ohne Smart Meter nicht umsetzbar.
Allerdings sind die von YouGov ermittelten Resultate auch im Gesamtinteresse der Energiewende unerfreulich. Nur 22 Prozent der Befragten gaben eine korrekte Antwort auf die Frage, an wen sie sich wenden müssten, wenn sie einen Smart Meter bestellen wollen – nämlich an den Messstellenbetreiber. Allerdings nannten 39 Prozent hier den Stromanbieter als den ihrer Meinung nach richtigen Ansprechpartner, und das ist in vielen Fällen ja nicht gänzlich falsch – wenn sie Kunden des jeweiligen kommunalen Stromversorgers sind, der wiederum oft mehr oder minder direkt mit dem lokalen Netzbetreiber als grundzuständigem Messstellenbetreiber verbunden ist.
Auf die Frage, ob sie wissen, was dynamische beziehungsweise flexible Stromtarife sind, antworteten in der YouGov-Stichprobe 38 Prozent mit Ja, 36 Prozent mit Nein und 26 Prozent gaben an, sich nicht sicher zu sein. Aus der „Ja“- und „Bin mir nicht sicher“-Gruppe konnten allerdings nur 40 Prozent korrekt benennen, dass ein solcher Tarif sich am Börsenstrompreis orientiert. Die übrigen entschieden sich unter den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten für die falsche oder waren sich nicht sicher.
Das von denjenigen, die über dynamische oder flexible Tarife vermeintlich Bescheid wissen, so viele auf dem Holzweg sind, erklärt sich auch aus den Antworten auf die Frage nach negativen Börsenstrompreisen. Nur 18 Prozent wissen – oder glauben zu wissen – was es damit auf sich hat. 66 Prozent wissen es nicht, 15 Prozent sind sich nicht sicher. Die Befragung fand zwischen dem 30. August und dem 2. September statt, also zu einer Zeit, als negative Strompreise ein durchaus häufiges Nachrichtenthema waren. Die Erhebung ist den Angaben zufolge durch Quotierung nach Alter, Geschlecht und Region und entsprechender Gewichtung repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren. Die Smart-Meter-Initiative fordert angesichts der Ergebnisse von der Bundesregierung, für mehr Aufklärung zu sorgen sowie „einen einheitlichen und unkomplizierten Bestellprozess für Smart Meter zu ermöglichen, statt die Bestellungen wie bisher über die rund 800 grundzuständigen Messstellenbetreiber abzuwickeln.“
Merlin Lauenburg, Deutschlandchef von Tibber, fügte im Nachgang zu der Erhebung noch eine energiepolitische Einschätzung hinzu. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck habe zuletzt bei seiner Rede auf dem Sommerempfang des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft vor allem die Energiewende-Erfolge der Erzeugerseite gelobt. Zwar habe Deutschland, so Lauenburg, „in den letzten zweieinhalb Jahren große Erfolge im Ausbau der erneuerbaren Energien erzielt“, doch dieses Potenzial müsse nun auch Verbraucherinnen und Verbrauchern zugänglich gemacht werden. Und dafür „benötigen wir deutlich mehr Smart-Meter-Durchdringung“. Die Geräte seien „nicht nur entscheidend für die Möglichkeit zur Partizipation und Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung“, sondern darüber hinaus auch „der Schlüssel zu dem gewaltigen Flexibilitätspotential der Haushalte, das die Kosten der Energiewende für die gesamte Gesellschaft entscheidend reduzieren kann“. Deshalb müsse die Bundesregierung „noch in der laufenden Legislaturperiode“ die Weichen stellen, damit der vor etlichen Jahren begonnene Smart-Meter-Rollout „schneller und vereinfacht vorangeht“.
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Mich wundert ES nicht,
dass sich viele Menschen instinktiv von intelligenter neuer Technik fernhalten, welche
nicht nur unkontrollierte Zugriffe Dritter in Ihr privates Umfeld zulassen
sondern auch zulassen, dass deren „Verhalten und Intimsphäre entschlüsselt werden können“ !
Viele , wohl weit über 50%- dieser neuen, „intelligenten“ Techniken wären ja auch gar nicht nötig,
wenn -früher einfache- Beziehungen zwischen Anbieter und Nachfrager
nicht -und ohne irgend rechtfertigende Not- immer mehr verschlüsselt, ver-klausuliert würden –
man nicht teils gar richtig abgezockt würde,
wenn man „neuer intelligenter“ Technik nicht Tür und Tor öffnet.
Ich meine,
bis vor wenigen Jahren diente die Technik den Menschen
und nun werden immer mehr Menschen immer mehr zu Technik-Untertanen gemacht.
Ein Rück-Fort-Schritt übelster Art, welcher wohl un-aufhaltbar ?!
Alles Gute – und Glück auf !
Wolfgang Gerlach
@Wolfgang,
„Mich wundert ES nicht,
dass sich viele Menschen instinktiv von intelligenter neuer Technik fernhalten, welche
nicht nur unkontrollierte Zugriffe Dritter in Ihr privates Umfeld zulassen…“
Wobei wir wieder einmal beim Smartphone wären … 🥳
Mich wundert es schon,
dass die meisten Menschen völlig sorglos Facebook, X/Twitter, Google, etc. pp. benutzen, und von Tech-Konzernen weitestgehend unkontrolliert ihr komplettes privates Leben tracken lassen, aber bei so was harmlosem wie Smart Metern plötzlich Sorgen wegen ihrer Intimsphäre bekommen.
@Michael: So harmlos sind die sog. Smart Meter nicht. Sie sind Datenschleudern und geben Dritten einen tiefen Einblick in die Abläufe der Haushalte. Eine Umschaltung von 15 min auf 1 min Takt wird nicht mitgeteilt.
Von FB, T/X, TikTok, etc. kann sich jeder fernhalten, ein Smartphone ist (noch) nicht lebenswichtig, aber am Strom kommen sie nicht vorbei.
Es ist doch nicht normal, das einige meinen, persönliche Daten sind öffentliches Gut ?
Das Ziel Netze stabil zu halten ist auch komplett ohne sog. Smart Meter möglich. Die Technik ist einfach und vorhanden, die Netzbetreiber werden sie einsetzten, wenn es im/am OrtsNetzTrafo (ONT) erforderlich ist.
Dafür ist es nicht notwendig 22+ Mio Haushalte mit Datenschleudern zwangszubeglücken.
Es geht ausschließlich um neue Geschäftsmodelle !
Wer wissen möchte was dyn/flex Netzgebühren bedeuten, kann einmal auf www abc net au schauen und dort nach „Electricity retailers“ suchen. Der Beitrag ist auf englisch, aber die potentiellen Effekte sind auch in DE möglich.
Einfach einmal über den Tellerrand schauen und kritisch bleiben.
@E.Wolf,
„Einfach einmal über den Tellerrand schauen“
Richtig. Es kommt eben nur auf den „Teller“ an.
„Die Auftraggeberin dieser Befragung, die im Januar dieses Jahres von den Ökoenergieanbietern Ostrom, Octopus Energy, Rabot Energy und Tibber gegründete Smart-Meter-Initiative“
Lustig -> Ökoenergieanbieter …
Mit dem Teil (SmartMeter) ist noch viel mehr möglich, als nur dynamische Strompreise den Leuten zu verkaufen.
Aber man zäumt mal wieder das Pferd von hinten auf. 🥳
Ja, teilweise haben selbst die Anbieter das Potenzial dieser Geräte noch nicht vollständig erkannt, wie es scheint. Oder bestimmte Dinge sind in den Preismodellen schlicht verboten Stand heute.
Sowas wie stufenweise Preise / Leistungsabnahme habe ich noch nirgends gesehen. Aber das kommt sicher, bei fortschreitender Elektrifizierung. Bisher gibt es nur die Parameter Zeit und Preis. Da gibt es aber noch mehr Parameter, die relevante Rollen spielen (werden).
Und wer sich in Deutschland vor den „Datenschleudern“ Smart-Meter Sorgen macht, der hat die letzten 20 bis 30 Jahre 2 Dinge ganz grundlegend so überhaupt null gar nicht verstanden:
1) Wie deutsche Regelung/Politik/Verwaltung funktioniert, gerade in Hinblick auf Daten.
2) Und was wirklich Datenschleudern sind.
Meint: Der Daten-Sorgen-Reflex ist zwar typisch Deutsch, aber offenbart gleichzeitig ein noch tieferes Problem: Absolutes Unwissen/Ahnungslosigkeit über viele Ebenen des heutigen Lebens. Und dieses wird dann in anderem Kontext auch noch falsch angewendet, in der Meinung, dass man es ja gut meint und die Dinge verstanden hat. Quasi ein doppelt oder dreifacher Fehler. „DAS“ finde ich manchmal besorgniserregend – wenn man mit tiefster Inbrunst den größten Quatsch von sich gibt, auch da auch noch voll hinter steht, während man mit der gleichen Aussage zum gleichen Zeitpunkt seine totale Ahnungslosigkeit preisgibt.
@HD
„Ja, teilweise haben selbst die Anbieter das Potenzial dieser Geräte noch nicht vollständig erkannt, wie es scheint.“
es „scheint“ nicht nur, und auch nicht „teilweise“
„Sowas wie stufenweise Preise / Leistungsabnahme habe ich noch nirgends gesehen.“
Brauchst Du (faktenbasierte) Aufklärung ?
Ich habe mich seit 2014/15 schon damit hier in Norwegen beschäftigt, vor allem von der technischen Seite.
„Bisher gibt es nur die Parameter Zeit und Preis. Da gibt es aber noch mehr Parameter, die relevante Rollen spielen (werden).“
Das ist „das Pferd“ was ich meine 😉
„Und wer sich in Deutschland vor den „Datenschleudern“ Smart-Meter Sorgen macht, der hat die letzten 20 bis 30 Jahre 2 Dinge ganz grundlegend so überhaupt null gar nicht verstanden“
Nicht nur 2 Dinge …
Dieses Land ist echt ziemlich durchgeknallt, wenn übertragene Wattzahlen als Datenschleuder empfunden werden und dann Zeilen über diese scheinbare Problematik ins Smartphone oder am PC verfasst werden. Hier ist es nahezu unmöglich nachzuverfolgen, was wohin gesendet wird… wo viel bessere Personenprofile inkl. Gesichtserkennung oder Fingerabdruck, teilweise sogar mit (mehr oder weniger erzwungener) Einwilligung direkt an die Hersteller in die USA oder China versendet werden. Das geht viel einfacher, viel individueller, viel detaillierter, viel gewinnbringender, als bei einem Smartmeter, das in jahrelanger Entwicklung mit zertifizierten Sicherheitsvorkehrungen belegt wurde.
Warum sollte man sich also überhaupt die Mühe machen, höchst illegal an viel schlechtere und uninteressantere Daten heranzukommen, wenn es mit PC, Handy, Fernseher oder Auto mit allergrößten Sicherheitslöchern bei weitem einfacher ist und es da offenbar auch niemanden interessiert, sogar teils freiwillig akzeptiert wird?
Nur noch verrückt, dieses Land. Smartmeter sind nun wirklich absolut sinnvoll und sparen diesem Land viel Zeit und erhebliche Investitionen durch pure Effizienz. Ohne Digitalisierung und Smartmeter wird eine gemeinschaftliche Energiewende gar nicht funktionieren können, woran jeder teilhaben und gewinnbringend etwas zurückbekommen kann.
Wer das Internet durchsucht, um an meine Daten zu kommen, soll doch den Aufwand betreiben!
Ich bin vernetzt, habe Smartfon und PC, Auto und Kreditkarten, etliche Newsletter abonniert, muß meine Steuern und Abgaben (bargeldlos) zahlen, bin aber weder bei X, Facebook usw.
Aber in der WhattsApp – Gruppe sehr aktiv.
Da macht es doch wenig aus, wenn ich meine Stromrechnung durch das SmartMeter verringern kann.
Ein Beispiel : Ich mache fast jeden Abend einen Spaziergang um mein Karree, das sind vielleicht 2 Kilometer mit 50 Häusern und 200 Wohnungen, und sehe , welche Autos geparkt sind , wer in seiner Wohnung wo das Licht an hat, oder wer noch nicht zuhause ist.
Wieviel Daten könnte ich da als „Dritter“ vermarkten?
Bei uns in Deutschland hat der Datenschutz teilweise schizophrene Auswüchse angenommen, daß keine Gemeinde Infrastrukturmaßnahmen beschließen kann.
Wenn die Kunden ind Endversorger sich zögerlich verhalten, so gibt es dafür sehr gute Gründe, und die wurden im Beitrag von ‚marmaris‘ sehr deutlich dargelegt. Für die Versorger gilt außerdem: sie müssen sehr viel mehr Aufwand, auch kostensteigernden Aufwand betreiben um ihre Server vor Hackern uu schützen, denn DIESE,undd nicht die einzelnen Smartmeter werden die Angriffsziele, auch von Seiten von Schurkenstaaten sein. Ich habe habe das schon öfter dargestellt, und langsam frage ich mich, was eigentlich hinter den Beiträgen von H. Dyroff steckt. Ist er Lobbyist für Smartmeter?
@Peter Bechert,
„…und langsam frage ich mich, was eigentlich hinter den Beiträgen von H. Dyroff steckt. Ist er Lobbyist für Smartmeter?“
… fragt ein „Steinzeit“ Lobbyist.
DER Herr Dyroff lebt in 2024 (und nun fast seit 18 Jahren nicht mehr in Analogistan) 🥳
PS. In welcher ‚Hackerfreien Welt‘ leben die von Smartmetern so begeisterten und immer noch dafür werbenden Leute eigentlich?
„Eppur si muove!“ – „Und sie bewegt sich doch!“ soll der Astronom Galileo Galilei gemurmelt haben, als er nach seiner Verurteilung durch die Inquisition der katholischen Kirche den Raum verließ.
Entglittene Diskussion!??!
Der Beitrag geht um das Wissen um den Smart Meter……….
Die Information um den Smart-Meter scheint es nicht gut zu gehen.
Nein, nach meinem Dafürhalten brauchen wir lediglich einen Zähler für den bezogenen und ausgespeissten Strom: 1.8 und 2.8 , keinelei weitere Datenverwaltung.
Tibber und Co. wird es nicht erfreuen.
Den Netzversorger interessiert es nicht, vieviel Leistung zu einer bestimmten Tageszeit bezogen wird. Aber zur Mittagszeit, mit den auch ständig zunehmenden Balkon-Anlagen ist er um der Sicherheit seiner Netze umsorgt und damit an der max. Beanspruchung seiner Leitungen und Trafo-Stationen.
Vorschlag:
Eine PV-Installation sollte sich an der Max-Leistung seiner Einspeisung bemessen und mit unterschiedlich beaufschlagten Netzkosten arbeiten.
Damit könnte ein Netzversorger arbeiten und eine ggf. Rabbatierung der Netzeentgelte in Aussicht stellen.
Der PV-Betreiber einer z.B. 10 kWpeak Anlage müßte eine Begrenzung der max. Einspeiseleistung von z.B. 3 kWpeak dauerhaft sicher limitieren und ein Netzversorger könnte die zur Mittagszeit stark belasteten Netze besser kalkulieren.
Der PV-Betreiber könnte überschüßige Leistung in einen PV-Speicher „abfahren“ oder vernichten??
Nur mal so als ein Ansatz für ein eher tragfähiges Geschäftsmodell von PV-Speicher.
Smart-Meter müßten nicht viel können.