Fronius baut 350 Stellen ab

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Fronius hat am Dienstag 350 Mitarbeiter darüber informiert, dass ihre Stellen abgebaut werden. Das österreichische Unternehmen mit Zentrale in Pettendorf wird demnach vor allem am Produktionsstandort Sattledt die Belegschaft reduzieren. Als Grund wird die „aktuelle Solarkrise“ genannt.

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Fronius demnach Arbeitszeiten reduziert und sich von Leiharbeitern getrennt. Gleichzeitig waren aber im Dezember noch „Stabilisierung der Produktverfügbarkeit, resiliente Lieferketten und ein wachsendes Portfolio“ gemeldet worden. Das Unternehmen starte „gut vorbereitet ins kommende Jahr“, hieß es dazu.

Gleichzeitig wurde indes für 1300 Beschäftigte der Photovoltaik-Fertigung innerbetriebliche Kurzarbeit (Teilzeitmodell) eingeführt. Die Situation habe sich in den ersten beiden Quartalen 2024 weiter verschärft. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, eine Enkelin des Firmengründers und Geschäftsführerin bei Fronius, geht einer Meldung der Austria Presse Agentur (APA) zufolge aber davon aus, dass nunmehr die Personalkosten ausreichend gesenkt werden können und keine weiteren Kündigungen erforderlich sind.

Fronius hatte, nachdem zu Beginn der Erdgas- und Energiekrise die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Photovoltaik-Produkten nicht bedient werden konnte, rund 420 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion investiert und 2000 neue Mitarbeiter eingestellt; insgesamt arbeiten damit rund 8000 Menschen für das Unternehmen, das neben den Bereichen Schweißtechnik und Batterieladetechnik seinen Umsatz zu 60 Prozent im Geschäftsbereich Solarenergie erzielt. Inzwischen aber würden die Lagerbestände von Großhändlern deutlich langsamer als angenommen abgebaut. In Österreich hätten gesunkene Energiekosten und Unsicherheiten hinsichtlich der Förderung mit dazu geführt, dass der Zubau neuer Photovoltaik-Anlagen um 30 bis 40 Prozent niedriger sei als 2023. In Deutschland habe sich der Markt von Dachanlagen demnach sogar halbiert, zitiert die Nachrichtenagentur Engelbrechtsmüller-Strauß. Eine direkte Anfrage von pv magazine an Fronius blieb zunächst unbeantwortet, inzwischen hat das Unternehmen die Informationen aber bestätigt .

Tatsächlich ist der Zubau kleiner und mittlerer Photovoltaik-Dachanlagen in Deutschland – traditionell ein Markt von zentraler Bedeutung für Fronius – nach einem sehr starken Zuwachs 2023 derzeit rückläufig. Fronius nennt aber auch „Dumpingpreise von Herstellern aus China, die den europäischen Markt mit Produkten teilweise unter Herstellungskosten überschwemmt haben“ als Grund für die aktuellen Probleme. Entschlossene Reaktionen der europäischen Politik seien hier bislang ausgeblieben. Die Folge sei ein Wettbewerbsnachteil, der nun auch zum Personalabbau bei Fronius geführt habe.

Hinweis der Redaktion: Wir haben diesen Text nach Zugang einer schriftlichen Stellungnahme von Fronius am 6. Juni (12.30 Uhr) aktualisiert.

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