Studie: Intelligentes Laden von Elektroautos und Photovoltaik-Heimspeichern hat großen Mehrwert

Ausbau dezentraler Flexibilitäten 2020 bis 2040

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Die Zahl von Wärmepumpen, Elektroautos und Photovoltaik-Heimspeicher hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das bestehende Stromnetz, was mit dem Ausbau nicht Schritt hält. Allerdings bieten diese dezentralen Flexibilitäten auch einen individuellen und volkswirtschaftlichen Mehrwert für das Stromsystem, wenn sie intelligent und systemdienlich betrieben werden. Dies ergab eine am Dienstag veröffentlichte Studie „Mehrwert dezentraler Flexibilität“ des Berliner Beratungsunternehmens Neon Neue Energieökonomik im Auftrag des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie.

Gerade Wärmepumpen, Elektroautos und Heimspeicher besitzen demnach ein inhärentes Flexibilitätspotential. Photovoltaik-Heimspeicher könnten in Zeiten hoher Erneuerbaren-Erzeugung geladen und zu Spitzenlastzeiten wieder entladen werden. Elektrofahrzeuge werden viele Stunden am Tag geparkt und ihre Batterien könnten in gleicher Weise in dieser Zeit genutzt werden. Auch Wärmepumpen können dank Pufferspeicher den Stromverbrauch um einige Stunden verschieben. Doch dieses dezentrale Flexibilitätspotenzial muss durch einen systemdienlichen Betrieb entsprechend genutzt werden, um so mehr Solar- und Windstrom zu integrieren, den Bedarf an neuen Kraftwerken und Großbatterien zu senken oder auch den Verteilnetzausbau zu reduzieren.

Die Neon-Studie ergab, dass der systemdienliche Betrieb einer Wärmepumpe die im Stromsystem verursachten Kosten um 24 Prozent gegenüber dem lastgetriebenen Betrieb senkt. Bei einem intelligenten Laden eines Elektroautos könnten die Kosten im Stromsystem sogar um mehr als 70 Prozent niedriger ausfallen. Bei der Rechnung von Neon sind dabei noch nicht einmal die zusätzlichen Erlöspotenziale wie Intraday-Optimierung oder bidirektionales Laden berücksichtigt.

Einsparungen systemdienlicher Betrieb von Elektroautos und Wärmepumpen
Die Stromsystem-Kosten von Elektroautos und Heimspeichern lassen sich mit einem flexiblen Betrieb deutlich senken.

Quelle: Studie "Mehrwert dezentraler Flexibilität" von Neue Energieökonomik

„Wie wichtig sinnvolle ökonomische Anreize sind, sieht man auch bei Heimspeichern“, sagt Anselm Eicke, Autor der Studie. „Die klassische, heute dominierende Eigenverbrauchsoptimierung senkt zwar die Stromrechnung der jeweiligen Haushalte, erzielt aber nahezu keinen Nutzen für das Stromsystem. Sie resultiert somit vor allem in einer Umverteilung der Kosten des Stromsystems zulasten anderer Verbraucher.“ Für intelligent betriebene Photovoltaik-Heimspeicher, die anhand eines dynamischen Stromtarifs optimiert wird, schaffen nach der Analyse von Neon hingegen fast sieben Mal mehr Nutzen für das Energiesystem.

Die Studienautoren werben daher auch für dynamische Stromtarife und zeitvariable Netzentgelte, bei denen sich die Strompreise im Stundentakt ändern und so akkurat die Belastung des Stromsystems widerspiegeln. Dynamische Stromtarife seien zwar bereits heutzutage verfügbar, würden aber wegen des schleppenden Smart-Meter-Rollouts kaum genutzt. Die Angst einiger, dass dynamische Stromtarife die Verteilnetze weiter belasten würden, teilen sie nicht. „Unsere Analysen zeigen das Gegenteil: Der marktgetriebene Einsatz der Flexibilität entlastet heutzutage tendenziell das Verteilnetz. Somit sind dynamische Tarife aktuell netzdienlich und senken die Kosten aller anderen Netzkunden“, so Mitautor Lion Hirth.

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