Geänderte Prioritäten: Qcells verlässt den australischen Markt

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von pv magazine Australia

Eine der am längsten bestehenden Photovoltaik-Marken beendet ihr Geschäft in Australien. Unter Berufung auf „einen rekordverdächtigen Preisverfall und den extremen Wettbewerb auf dem Markt“ erkärt Qcells Australia, ein Tochterunternehmen der koreanischen Hanwha Qcells, dass der Konzern seine Aufmerksamkeit auf andere Märkte richten wird. Die Entscheidung wurde nicht offiziell per Pressemitteilung bekannt gegeben, sondern sickerte durch die Berichterstattung in den Medien durch. Für einen Photovoltaik-Hersteller, der 2024 sein 25-jähriges Bestehen feiert, passt ein solcher Rückzug vom australischen Markt kaum zu seiner langen Geschichte auf einem der weltweit bedeutendsten Märkte für dezentrale Energieerzeugung.

Der plötzliche Schritt deutet jedoch auf die Schwierigkeiten hin, mit denen sich die Photovoltaik-Hersteller im Jahr 2024 konfrontiert sehen – mit Rekordtiefs bei den Preisen und einem beginnenden Produktionsrückgang. Es spricht auch für die besondere Nähe des australischen Marktes zu chinesischen Anbietern mit effizienten Lieferketten, mit deren Hilfe sie niedrige Preise an die Verbraucher weitergeben können.

Qcells selbst hat seine Produktion in letzter Zeit konsolidiert und eine ältere, auf Perc-Technologie basierenden Anlage in Südkorea im Dezember 2023 geschlossen. Auf der anderen Seite hat das Unternehmen in den USA seine bestehenden 5,1 Gigawatt an Fertigungskapazitäten für Module in Dalton (Georgia) mit weiteren 3,3 Gigawatt für Ingots, Wafer und Solarzellen in Cartersville (Georgia) zu einem integrierten Produktionskomplex ausgebaut. Hierfür wurden 2,5 Milliarden US-Dollar (2,3 Milliarden Euro) investiert.

Qcells ist nach wie vor ein führender Anbieter auf dem US-Markt und profitiert von den großzügigen Anreizen, die dort ansässigen Herstellern im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) gewährt werden. Am 13. Februar war Qcells laut einer Bewertung von „SolarReviews“ der bestplatzierte Modullieferant auf dem US-Markt.

Marktdynamik

Der Photovoltaik-Markt in den USA wird nach wie vor durch ein Netz von Zöllen und protektionistischen Maßnahmen beeinträchtigt – einige davon stehen im Zusammenhang mit glaubwürdigen Anschuldigungen über Zwangsarbeit in einigen Teilen der Photovoltaik-Lieferkette in China. Infolgedessen sind die Modulpreise in den USA zuverlässig um mehr als 25 Prozent höher als im zollfreien Australien.

Während sich die globalen Modulpreise in den letzten Monaten dynamisch entwickelt haben, wurden in China – so ein Bericht der Analysten von S&P Global – Preise bis hinunter zu 10 US-Dollarcent (9,3 Eurocent) pro Watt gemeldet, weil die Hersteller ihre Lagerbestände abgebaut haben. Für Qcells, das seine modernsten Produktionsanlagen in Korea und den USA hat, wäre eine solche Preisgestaltung eine extreme Herausforderung. „Diese Marktbedingungen gehen einher mit der Ungewissheit einer langfristigen wettbewerbsfähigen Produktversorgung für Australien“, heißt es in der Erklärung des Unternehmens, die pv magazine vorliegt.

Qcells wird der Mitteilung zufolge einige Monate brauchen, um die Aktivitäten in Australien abzuwickeln und „die Verantwortung für die Dienstleistungen und die Versorgung der Kunden, die wir versprochen haben, zu erfüllen“. Der Online-Plattform Solar Quotes teilte Qcells mit, dass seine Module und Batterien weiterhin durch die Herstellergarantien abgedeckt sind. Der Kundendienst wird von dem australischen Unternehmen Zeco übernommen.

Die Entscheidung, sich vom australischen Markt zurückzuziehen, dürfte für viele längerfristig orientierte Branchenteilnehmer enttäuschend sein – einige von ihnen kennen Qcells noch aus seiner Zeit als führender deutscher Hersteller. Dennoch spiegelt der Schritt eindeutig wider, wie schwierig die Marktbedingungen für Photovoltaik-Hersteller derzeit sind und wie stark Australiens diesen Bedingungen ausgesetzt ist.

Für Qcells liegt die unmittelbare Zukunft im abgeschirmten und staatlich gestützten US-Markt. In Europa investiert das Unternehmen neben seiner Projektentwicklungssparte Qenergy stark in den Aufbau von Direktvertriebskanälen für Verbraucher. In Anbetracht dieser Prioritäten könnte der australische Verdrängungsmarkt eine kostspielige Ablenkung gewesen sein.

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