Nationaler Wasserstoffrat: Schnellerer Hochlauf durch Risikoabsicherung und Midstreamer

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Für die nächste Phase des Hochlaufs einer Wasserstoffwirtschaft müssen die ersten Firmen, die hier aktiv werden wollen, dabei unterstützt werden, finanzielle Ausfälle abfedern zu können. Das sei wichtig, um Investoren anzulocken, sagt der Nationale Wasserstoffrat in einer Stellungnahme. Nachdem das Wasserstoff-Kernnetz beschlossene Sache ist, geht der Wasserstoffmarkt in die zweite Phase über. Jetzt sollen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit der Markt sich selbst tragen und koordinieren kann. Dafür müsse privates Kapital mobilisiert werden. Das ist aber oft nicht so risikofreudig, wie es der Aufbau eines komplett neuen Industriezweigs erfordert. In einer Stellungnahme skizziert der Wasserstoffrat, welche Maßnahmen daher zu ergreifen sind und was für eine neue Marktrolle es braucht.

Problem: Technisch-prozessualer Hochlauf

Aktuell gebe es keine umsetzbaren Geschäftsmodelle in der Wasserstoffwirtschaft. Die Rolle von Wasserstoff in unterschiedlichen Industrien einzuordnen, erfolge derzeit noch auf abstrakter Ebene, sagt der Rat. Weltweit verfügen nur vier Prozent der Projekte für Wasserstofferzeugung über eine Investitionsentscheidung. Stichwort bankability: Zwar haben private Finanzakteure den Willen in Energiewende-Projekte zu investieren, aber gerade in der Wasserstoffwirtschaft seien die Konditionen schlecht. Die Unternehmen seien noch recht jung, das Risiko zu investieren eher hoch.

Zur Bewältigung dieser Probleme schlägt der Wasserstoffrat vor, den nationalen und europäischen Emissionspreis so anzupassen, dass Wasserstoffprojekte wirtschaftlich tragbar werden.

Zudem gebe es noch keinen planbaren Markt. Es gibt keine belastbaren Zahlen darüber, wie viel Wasserstoff in ein paar Jahren, wenn er denn großflächig in Gaskraftwerken oder im Transportsektor eingesetzt werden soll, kostet. Ohne solche Informationen lässt sich aber nur ein rudimentärer Geschäftsplan entwickeln.

Erschwerend hinzu kommt noch, dass Erzeugung und Verbrauch von Wasserstoff räumlich oft weit auseinander liegen. Unterschiedliche Gesetze und Geschäftsrisiken gelten. Das sorge dafür, dass der parallele Aufbau einer Transport- und Wertschöpfungskette in Deutschland und der EU schleppend vorangeht und vor einer Art Henne-Ei-Problem stehe.

Neue Marktrolle Midstreamer

Zur Lösung des Problems empfiehlt der Rat den Aufbau einer neuen Marktrolle, die er Midstreamer nennt. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die in erster Linie mit Wasserstoff handeln. Nur durch solche Unternehmen könnte ein transparenter Marktplatz geschaffen werden, heißt es. Wichtig sei auch, dass die Midstreamer, also Händler, auch abgesicherte Langfristoptionen verkaufen können. So entstehe eine gesicherte Nachfrage. Zudem könnten Produzenten mit überschaubarem Aufwand ihren Wasserstoff loswerden. Bisher gibt es hierfür direkte Abnahmeverträge zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Durch ihre zentrale Position im Markt würden diese Midstreamer neben dem Handel auch eine koordinierende und aggregierende Rolle übernehmen.

Zusätzlich sei ein Mechanismus wichtig, mit dem schon heute belastbare Preissignale geschaffen werden können. Solch ein Mechanismus könnte die Preise von Wasserstoff aus Förderprojekten aggregieren und offenlegen. Somit sei eine erste Referenz für den Markt darstellbar. Das würde bei der Bankfähigkeit von Wasserstoffprojekten weiterhelfen.

Auch bei den finanziellen Risiken sieht der Rat einen Handlungsbedarf beim Gesetzgeber. Um das nötige Kapital in die Wasserstoffwirtschaft zu befördern, sollte der Staat Ausfallgarantien für bestimmte Formen von Wasserstoff-Abnahmeverträgen schaffen.

Darüber hinaus soll noch ein Absicherungsinstrument für Preisdifferenzen entstehen. Das würde Vertrauen im Markt für den Hochlauf schaffen und Investitionen anreizen, wie es in der Stellungnahme heißt. Gerade für die ersten Unternehmen, die sich im Midstreamer-Geschäft etablieren wollen, seien Risikominimierung und Absicherung essenziell. Ohne solche Maßnahmen hätten die ersten solcher Unternehmen einen Nachteil gegenüber jenen, die später in einen etablierten Markt hinzustoßen.

Die Handlungsempfehlungen des Wasserstoffrates sind hier nachzulesen.

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