Baden-Württembergs Industrie benötigt bis 2030 bis zu vier Gigawatt Elektrolyseleistung

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Baden-Württemberg benötigt bis zum Jahr 2030 etwa 3,11 bis 4,2 Gigawatt Elektrolyseleistung, um seinen Wasserstoffbedarf aus Industrie und Verkehr zu decken. Das geht aus der regionalen Wasserstoff-Analyse des Landes hervor. Hierfür hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Kooperation mit dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) die Daten aus der „Wasserstoffbedarfserhebung“ ausgewertet.

Das Land führte eine Bedarfsabfrage für Wasserstoff seiner Industrie durch. Die Betriebe melden deutlich höhere Bedarfe an als noch wenigen Jahren angenommen. Die größten Abnehmer in Baden-Württemberg würden die Hersteller von Metallerzeugnissen sein. Darauf folgen Unternehmen, die im Maschinenbau tätig sind. Die chemische Industrie kommt erst auf Platz drei der größten Wasserstoffabnehmer. Nahrungs- und Futtermittelhersteller sowie Produzenten von Tabakwaren haben ebenfalls beträchtliche Wasserstoffbedarfe angemeldet.

„Wir haben mit der Wasserstoffbedarfserhe­bung und mit der regionalen Auswertung eine transparente und detaillierte Grundlage für die Planung der Wasserstoffinfrastruktur im Land geschaffen“, sagt Baden-Württembergs Energieministerin Thekla Walker. „Sie liefert dem Bund bereits heute entscheidende Anhaltspunkte für den weiteren Ausbau der Wasserstoffpipelines über das Kernnetz hinaus.“

In diesem Jahr liegt der Wasserstoffbedarf bei 2,9 Terawattstunden pro Jahr und stammt fast vollständig aus der Industrie. Erst im Jahr 2030 kommen erhebliche Mengen an Wasserstoffverbrauch hinzu. Dann werden 22,7 Terawattstunden im Jahr verbraucht. Etwa die Hälfte davon in der Industrie, marginal weniger bei der Strom- und Wärmeversorgung. Der Verkehr kommt nur auf einige wenige Prozent des Gesamtverbrauchs.

Bis 2040 werden in Baden-Württemberg der Analyse nach 90,7 Terawattstunden Wasserstoff im Jahr verbraucht. Der Löwenanteil von 50 Terawattstunden davon wird im Strom- und Wärmesektor verbraucht. Die Industrie kommt mit 32 Terawattstunden auf etwas mehr als ein Drittel des Verbrauchs. Der Verbrauch im Verkehr bleibt vergleichsweise gering bei knapp sieben Terawattstunden im Jahr.

Die Bedarfe verteilen sich nicht gleichmäßig in dem Bundesland. Die kombinierten Bedarfe aus Industrie, Verkehr und der Kraftwerke fallen in den Landkreisen Karlsruhe, Heidenheim, Esslingen, Ostalbkreis, Ortenaukreis sowie rund um die Städte Heilbronn und Stuttgart besonders hoch aus. Pforzheim, Calw und Tübingen hingegen werden verhältnismäßig wenig Wasserstoff benötigen.

„Die Regionalauswertung bietet die wissenschaftliche Grundlage für weitere Schritte – etwa eine Analyse der Wirtschaftlichkeit von Vor-Ort-Erzeugungsoptionen durch Elektrolyseure“, sagt Maike Schmidt, Leiterin des Fachgebiets Systemanalyse beim ZSW. „Mit den Daten lassen sich ideale H2-Hub-Konstellationen in den einzelnen Kreisen identifizieren, unter Berücksichtigung der Potenziale zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und der Kapazitäten der Strom­netze.“

Da die Bedarfe bereits vor der Fertigstellung des geplanten Wasserstoffkernnetzes  entstehen, berechneten die Forscher auch die Möglichkeit, die Bedarfe eigenständig mit Elektrolyse zu decken. Dabei gehen die Forscher von einem Wirkungsgrad von 70 Prozent aus und nehmen 4500 Volllaststunden wie bei kombinierten Photovoltaik- und Windkraftanlagen an. Aus den Annahmen ergibt sich, dass vor allem im Ostalbkreis, Ortenaukreis, Ravensburg, Biberach und Heilbronn sowie Karlsruhe erhebliche Elektrolyseleistungen von teils über 200 Megawatt pro Landkreis aufgebaut werden könnten.

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