Weil in der Photovoltaik-Industrie seiner Einschätzung nach das internationale Marktgeschehen „in massivem Ungleichgewicht, weit entfernt von einem funktionierenden Wettbewerb“ verläuft, spricht sich der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) für einen Resilienzbonus aus. Details etwa zum Marktsegment, für das ein solcher Bonus gelten soll, nannte der Verband in einer entsprechenden Mitteilung nicht. Er wies aber deutlich auf die Bedeutung klarer Kriterien hin: Der Bonus müsse „zeitlich befristet sein, degressiv angelegt und im Fördervolumen gedeckelt werden“. Unter diesen Bedingungen unterstützt der VDMA das Konzept einer Verankerung des Bonus im EEG.
Im derzeitigen Marktumfeld werde der Aufbau einer europäischen „Produktionslandschaft“ für Photovoltaik „bereits im Ansatz verhindert“, heißt es in der Mitteilung. Die Solarindustrie sei aber zentral „für das Zielbild Klimaneutralität und Energiesicherheit in Europa“, so Thilo Brückner, Geschäftsführer VDMA Fachverband Electronics, Micro and New Energy Production Technologies. Es brauche deshalb „den Erhalt und den Aufbau von wesentlichen Wertschöpfungsstufen“.
Werde er „richtig ausgestaltet“, sei der Resilienzbonus für die Photovoltaik-Industrie „eine Brücke hin zur Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt der Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Power Systems, Dennis Rendschmidt. „Gleichzeitig verpflichtet sich unsere Industrie zu investieren und Forschung sowie Innovation auszubauen.“ Im VDMA sind auch die Hersteller von Produktionsanlagen für die Photovoltaik-Industrie in der „Fachabteilung Photovoltaik Produktionsmittel“ organisiert.
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In Bezug auf PV: Ein Resilienzbonus wird kaum den Preisnachteil auffangen können, den man sich mit den geförderten Produkten zwangsweise einkauft. Noch schlimmer wirkt vermutlich aber der technologische Rückstand, den die europäischen Hersteller zwischenzeitlich nicht mehr vertuschen können. Stringströme, Batteriesystem, Ersatzstrom on-board… Praktiker werden wissen wovon die Rede ist.
Es müssen neue Hybridwechselrichter europäischen Ursprungs her, mind. 15A Strinstrom, besser 20A. Dazu 4 MPPT. Hier ist ggf. noch ein Aufholen möglich mit Schnittstellen zur Sektorkopplung, netzdienlichem Verhalten, dynamischen Stromtarifen, regelbaren Lasten gem. §14a, BEV DC-Charging (V2G) und sonstigen europäischen Besonderheiten/Stilblüten. Nein, stattdessen werden die Geräte mit beschränkter Software ausgeliefert und gegen Einwurf von Münzen dann um die Hybrid-Funktion erweitert. Am liebsten auch noch jedes Bit an Betriebsdaten einzeln erkaufen müssen durch den BEtreiber. Einfach nur kindisch. Dazu lächerliche Garantien und schlechte Verfügbarkeiten wenn der Markt mal schön läuft.
Bei den Modulen ist doch alles verloren, wenn nicht an zentraler Stelle im EEG, nämlich der Vergütung oder zumindest der Vermarktungsfreiheit stark nachgebessert wird. Ohne dies, wird der ROI nur mit günstigsten Modulen herstellbar sein. Wenn ich den Strom wenigstem dem Nachbar anbieten dürfte, Stichwort Energiegemeinschaften. Intelligente Messeinrichtungen und Cloud-Lösungen würden es technisch bereits hergeben, Österreich kann es auch schon. In DE wird das Monopol der Netzbetreiber geschützt, §14a lässt grüßen.
Durch Altmayer und davor Gabriel wurde die europäische PV-Industrie und das Handwerk gleich dazu mehrfach brutal gestoppt. Nun sollen es die Nachfolger der damaligen Täter wieder heilen. Ein Treppenwitz der Geschichte. Die mangelnde Skalierung ist durch keinen Bonus zu kompensieren. Die Resilienz bestand mal in technologischen Vorsprung und Kundennähe. Das kann man nicht mit einem Bonus anreizen, dass müssen die Hersteller strategisch WOLLEN.
Als Praktiker klickt man mittlerweile das Gehäule der Gescheiterten Modulhersteller einfach nur weg. Wie naiv musste man sein, um bei 100% Aufpreis von einer Marktchance auszugehen?
Der Praktiker hat gelernt, welcher der neuen Anbieter aus Asien verlässlich ist und sagenhaften Service bietet. Ohne Englisch geht es halt nicht, aber das lernt eigentlich jeder in der Schule. Resilienz also auch durch Bildung….
Wenn an der Vergütung nachgebessert wird, kauft trotzdem keiner europäische Module – dann verdienen entweder die Händler schlicht mehr an den Chinesischen, oder die Rendite der Betreiber steigt. Aber nur wegen einer höheren Vergütung das teurere Produkt kaufen wird keiner machen.
Insofern wäre ein „Resilienzbonus“ inhaltlich tatsächlich zielführender. Wenn man dann wirklich glaubt, man kann mit etwas Förderung mal eben die Wettbewerbsfähigkeit erreichen. Das aber ist komplett utopisch.
Europa sollte sich eine ganz klare Vorgabe machen: 20% der Wertschöpfung von jeder benötigten Technologie sollte in Europa erfolgen. Man sieht doch ganz deutlich: China baut seine Wirtschaftsmacht aus, um anschließend politischen Druck auszuüben – die USA und der gesamte „Westen“ haben es nicht anders gemacht. Wenn man die erwünschten Fähigkeiten im Lande hält, ist man weniger erpressbar, und das muss man sich dann auch etwas kosten lassen.
Eine zeitliche Begrenzung der Förderung lokaler Produktion ist genau das, was potentielle Investoren abschrecken wird: Es muss eine dauerhafte Perspektive geboten werden, und ein klarer Mechanismus eingerichtet, dass die Resilienzboni immer die notwendige Höhe haben werden, um den gewünschten lokalen Anteil zu erreichen. Wenn das auch mit degressiven Boni geht, wird niemand etwas dagegen haben, aber woher will man das heute schon wissen, dass es geht? Die einzige Festlegung deren es bedarf, ist die Verlässlichkeit, dass Nachteile immer ausgeglichen werden. Den Stachel der Notwendigkeit der permanenten Effizienzerhöhung, den man mit degressiver Gestaltung erhalten will, bekommt man auch mit regelmäßigen Ausschreibungen, wer von den Resilienzboni profitieren darf. Wer sich dann auf die faule Haut legt, wird von den effizienteren aus dem Markt gedrängt.
Also, ich bin überhaupt kein Freund Ihrer Forderung, das vorab. China ist in Dutzenden Bereichen nicht erst seit gestern quasi Monopolist – und zwar in kritischeren Segmenten als der Solarwirtschaft. Jedes Handy, jeder Computer und vieles vieles mehr stammt zu einem absolut überwiegenden Teil aus China. Das ist schlicht die Realität. Andererseits ist China von den Absatzmärkten durchaus auch abhängig. Und Deutschland als Exportnation weiß auch, wie wichtig es ist, im Handel nicht künstlich eingeschränkt zu werden. Ich habe nicht das Gefühl, dass der neu aufkommende Protektionismus die Weltlage entspannt.
Aber zum Thema: wenn man Resilienz möchte, kann man es ja ganz einfach machen. Ohne jeden Bonus. Und zwar Ihrem Vorschlag folgend. Dann würde es aber heißen: wenn EEG Förderung, dann x% lokale Wertschöpfung. Sonst nur PPAs. Und dann steigert man eben jährlich die Quote. Aber natürlich stellt sich dann bei Großprojekten die Frage, wie viele Projekte überhaupt noch an einer Auktion teilnehmen wollen. Dennoch wäre das zumindest ein Mittel, was funktionieren könnte. Es könnte leider auch zu einem Zusammenbruch des Marktes führen, da man kleine Dachanlagen nicht mit x% europäischen Modulen (z.B.) ausstatten kann, sondern natürlich nur 0% oder 100%. Und bei 100% könnte es dazu führen, dass die kleine Dachanlage sich schlicht gar nicht mehr rechnet.
Leider wird bei allen Preisvergleichen immer vergessen, dass neben staatlichen Subventionen die Wechselkurse der dominante Faktor sind.
Auszug aus APuZ, „Das chinesische Wechselkurssystem“:
„Das chinesische Wechselkurssystem ist durch staatliche Eingriffe geprägt, die sich in eine gradualistische Reformstrategie einbetten. Die Wechselkursentwicklung, die durch Kapitalverkehrskontrollen und Devisenmarktinterventionen der chinesischen Zentralbank abgesichert ist, dient dieser Strategie. Es sind somit nicht die niedrigen Löhne, die den Exporterfolg Chinas darstellen; es ist der von der PBoC (People’s Bank of China / chinesischen Zentralbank) gesteuerte Wechselkurs, der die Überschüsse erzeugt. Um Löhne in RMB (Renminbi, chin.Währung) und, sagen wir, Euro vergleichbar zu machen, muss der Wechselkurs zwischen den beiden Währungen bekannt sein, und es ist der Wechselkurs, der die chinesischen Löhne niedrig hält. Ein weiterer Punkt ist erwähnenswert. Es sind die internationalen Kapitalströme, die den Leistungsbilanzsaldo eines Landes bestimmen und nicht das Lohnniveau, der technologische Stand eines Landes, der Ressourcenreichtum etc. Im Falle Chinas sind die hohen Leistungsbilanzüberschüsse das Resultat der „künstlichen“ Kapitalexporte der PBoC.“
Dies wurde und wird weiterhin den Europäern nicht nur bei den PV-Modulen zum Verhängnis, sondern auch schon bei allen anderen Produkten (s. Erfolg Temu und Shein). Dazu kommen widersinnig subventionierte niedrige Transportkosten (Porto von China geringer, als innerhalb Deutschlands!) und falsch (viel zu niedrig) deklarierte Preise beim Import (um Einfuhr-Zölle zu vermeiden). Profiteure sind die großen Handelsketten, denen es vollkommen egal ist, das europäische Produzenten durch den unfairen Wettbewerb somit in den Ruin getrieben werden. Statt Wertschöpfung in Europa sind Arbeitsplatzverluste und fehlende Steuereinnahmen das Resultat.
Ein Lösungsansatz wäre eine Umlage auf die Produkte (ähnlich EEG für Energie) -> ein variabler produktspezifischer Zuschlag auf Importe in die EU und Rabatt auf EU-Produkte. Dazu eine Abschaffung der Portogeschenke und Stärkung der Zollbehörden, um nicht CE-zertifizierte Waren und betrügerische Importangaben erfassen und verhindern zu können.