Bundesnetzagentur: 55 Prozent Erneuerbare an der Netzlast 2023

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Und noch eine Auswertung zur Stromerzeugung im vergangenen Jahr: Nach Angaben der Bundesnetzagentur lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Netzlast bei 55 Prozent. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 2022, als es noch 48,42 Prozent waren. Die Windkraftanlagen kamen auf einen Anteil von 31,1 Prozent, während die Photovoltaik-Anlagen 12,1 Prozent und Biomasse 8,4 Prozent abdeckten. Die Wasserkraft und sonstigen Erneuerbaren trugen zusammen 3,4 Prozent bei. Insgesamt lag die Erzeugung der Erneuerbaren-Anlagen bei 251,2 Terawattstunden und damit rund 7,5 Prozent höher als im Jahr davor, so die Bundesnetzagentur.

Die Behörde nutzt für die Auswertung die Zahlen ihrer Strommarktplattform Smard. Demnach ist die Erzeugung der Onshore-Windparks im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf 118,7 Terawattstunden gestiegen. Die Windkraftanlagen auf See erzeugten 4,9 Prozent weniger und trugen insgesamt 23,5 Terawattstunden bei. Die Einspeisung der Photovoltaik-Anlagen lag nach Angaben der Bundesnetzagentur mit 55,2 Terawattstunden auf dem Niveau des Vorjahres (55,3 Terawattstunden. Der starke Photovoltaik-Zubau habe dabei die sonnenärmere Witterung kompensiert.

Für die konventionellen Kraftwerke zeigt Smard eine Gesamterzeugung von 197,2 Terawattstunden im vergangenen Jahr an. Dies sei ein Rückgang um 24 Prozent gegenüber 2022. Vor allem die Steinkohlekraftwerke erzeugten deutlich weniger Strom. Hier habe es einen Rückgang um 36,8 Prozent gegeben, bei den Braunkohlekraftwerken seien es 24,8 Prozent weniger gewesen. Dafür stieg im vergangenen Jahr die Erzeugung der Gaskraftwerke um fast ein Drittel an. Die Netzlast insgesamt sei um 5,3 Prozent auf 456,8 Terawattstunden gesunken und die Nettostromerzeugung um 9,1 Prozent auf 448,5 Terawattstunden. Dies sei ein Rückgang im zweiten Jahr in Folge.

Verteilung Energieträger 2022 vs. 2023, Quelle SMARD, Bundesnetzagentur

Der durchschnittliche Day-ahead-Großhandelsstrompreis belief sich der Behörde zuvolge 2023 auf 95,18 Euro pro Megawattstunde. Gegenüber den 235,45 Euro pro Megawattstunde 2022 ist dies mehr als eine Halbierung und entspricht etwa wieder dem Niveau von 2021. Die Schwankungen bei den Preisen sind jedoch groß. Deutlich zugenommen hat die Zahl der Stunden mit negativen Day-ahead-Großhandelsstrompreisen. 2022 waren es 69 Stunden und 2023 insgesamt 301 Stunden, an denen die Preise negativ waren. Dabei seien die Großhandelsstrompreise im Jahresverlauf generell rückläufig gewesen.

Zum grenzüberschreitenden Stromhandel hieß es von der Bundesnetzagentur, dass Deutschland im kommerziellen Außenhandel insgesamt 54,1 Terawattstunden importierte und 42,4 Terawattstunden exportierte. Im Vergleich zu 2022 seien die Importe um rund 63 Prozent gestiegen und die Exporte um 24,7 Prozent gesunken. Zur Erklärung dafür heißt es, dass im europäischen Verbund der Strom immer dort erzeugt werde, wo dies am günstigsten möglich sei. Daher könne es nicht nur aus Versorgungsgründen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll sein, Strom aus dem Ausland zu importieren oder umgekehrt zu exportieren. Zudem spielen Netzkapazität und -stabilität bei den Handelsströmen eine Rolle, wie es weiter hieß. Der europäische Strombinnenmarkt trage auf diese Weise zu günstigeren Strompreisen sowie geringeren CO2-Emissionen bei.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verbuchte den Anstieg der Erneuerbaren als Erfolg der Ampel-Regierung. „Wir haben erstmals die 50-Prozent-Marke bei den Erneuerbaren geknackt. Zugleich wird deutlich weniger Strom aus Kohle produziert. Wir kommen also auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stromversorgung sichtbar voran“, sagte er. „Dafür haben wir seit dem Regierungswechsel viel getan, um schneller zu werden und mehr zu schaffen. Und diese Anstrengungen lohnen sich: Wir haben einen Aufwärtstrend erreicht und setzen diesen fort“, erklärte Habeck weiter. So sei der Photovoltaik- und Windkraft-Zubau im vergangenen Jahr gestiegen. „Die Neuinstallationen gehen nach oben, die Genehmigungen auch. Beim Netzausbau zieht das Tempo endlich an. Unsere Maßnahmen für einfachere Planungen und Genehmigungen beginnen zu wirken. Es bleibt zwar weiter viel zu tun, aber der aktuelle Erfolg ist ein guter Ansporn, die Anstrengungen fortzusetzen“, sagte Habeck weiter.

Die Daten der Bundesnetzagentur erfassen den Anteil des Stroms an der Netzlast und unterscheiden sich von der Berechnungsgrundlage für die Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien, die sich am Bruttostromverbrauch bemisst. Die Netzlast erfasst keine Kraftwerkseigenverbräuche und Industrienetze, sodass sich bei der hier angewendeten Berechnungsgrundlage, im Vergleich zum Anteil am Bruttostromverbrauch, ein tendenziell höherer Anteil erneuerbarer Energien ergibt, hieß es dazu von der Bundesnetzagentur. Die Netzlast berechnet sich aus Nettostromerzeugung abzüglich Export-Übertragungsleistung zuzüglich der Import-Übertragungsleistung und abzüglich der Pumparbeit von Pumpspeicherkraftwerken.

Erst am Dienstag veröffentlichte Energy-Charts vom Fraunhofer ISE seine Jahresauswertung zur öffentlichen Nettostromversorgung. Diese zeigt einen Anteil der Erneuerbaren von 59,7 Prozent an der öffentlichen Nettostromerzeugung und von 57,1 Prozent an der Last.

Bereits kurz vor Jahresende veröffentlichte die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) vorläufige Zahlen zum deutschen Primärverbrauch 2023. Der Erneuerbaren-Anteil stieg in dieser Bilanz von 17,7 auf 19,6 Prozent. Noch davor veröffentlichten ZSW und BDEW die Zahlen zur Bruttostromerzeugung, an denen sich die Ziele der Bundesregierung orientieren. Demnach stieg der Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch von 47 auf 52 Prozent und an der Bruttostromerzeugung von 44 auf knapp 53 Prozent 2023.

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