Noch vor einiger Zeit konnten sich Installationsbetriebe kaum retten vor Aufträge für neue Photovoltaik-Anlagen und Heimspeicher. Doch seit ein paar Monaten hat die Nachfrage spürbar nachgelassen, wie Firmen immer wieder mit Blick auf eine verbreitete Investitionszurückhaltung der Menschen berichten. Nun schlägt sich dies auch in den Zubauzahlen nieder.
Die Leistung der neu installierten Photovoltaik-Anlagen gibt die Bundesnetzagentur für September 2023 mit 918,6 Megawatt an. Dies ist der niedrigste Wert seit Februar, als der Zubau bei 887 Megawatt lag. In den Folgemonaten stieg er an und lag konstant bei mehr als einem Gigawatt im Monat. Aktuell weist die Statistik der Bundesnetzagentur den Höchstwert für dieses Jahr für August aus, als 1352 Megawatt* neue Photovoltaik-Leistung hinzukam. Die Bundesnetzagentur korrigiert die Werte allerdings fortlaufend. Der rückläufige Trend seit August ist jedoch deutlich erkennbar.
Nach neun Monaten summiert sich der Photovoltaik-Zubau auf 10.172,9 Megawatt netto. Damit ist das Ziel der Bundesregierung, eine neu installierte Leistung von neun Gigawatt zu erreichen, bereits überschritten. Mit Blick auf das Ziel einer kumuliert installierten Leistung von 215 Gigawatt bis 2030 müsste der monatliche Zubau – linear betrachtet – bei 1578 Megawatt liegen, wie die Bundesnetzagentur ermittelt hat. Ein Wert der in diesem Jahr bislang in keinem Monat erreicht wurde. Insgesamt sind bis zum Auswertungsstand der Bundesnetzagentur (18.10.2023) in Deutschland mehr als 3,45 Millionen Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 77,672 Gigawatt installiert gewesen.
Die Detailauswertung der Bundesnetzagentur (siehe Tabelle oben) zeigt, dass vor allem weniger über das EEG-geförderte Dachanlagen und Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit Zuschlägen aus den Ausschreibungen neu gemeldet wurden. Im September lag die Leistung der mit Einspeisevergütung oder Marktprämie geförderten Dachanlagen bei insgesamt 666 Megawatt. Dies ist ebenfalls der niedrigste Wert seit Februar und ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Vormonaten als es mehr als 800 Megawatt in diesem Segment waren – mit dem Spitzenwert von fast 937 Megawatt im Juni.
Auch bei den Solarparks in den Ausschreibungen schien im September wenig zu passieren. So summierte sich die Leistung der neu gemeldeten Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit Zuschlägen auf 113,5 Megawatt und damit mehr als 100 Megawatt weniger als noch im Vormonat. Nur im Februar lag der Zubau in diesem Segment mit 97,7 Megawatt noch niedriger.
Relativ stabil ist dagegen der Zubau bei den ungeförderten Photovoltaik-Anlagen – wobei sie nur einen kleinen Teil des Gesamtzubaus ausmachen. Dort erreichten die Dachanlagen, die ohne EEG-Vergütung errichtet wurden, mit 30,7 Megawatt Gesamtleistung ein Rekordniveau für dieses Jahr. Gegenüber dem August ist dies mehr als eine Verdopplung. Bei Freiflächenanlagen ging der Zubau allerdings etwas auf 73,5 Megawatt zurück.
*Anmerkung der Redaktion: Wir haben die Maßeinheit nachträglich korrigiert. Vielen Dank für den Leserhinweis.
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Vielleicht hat der Auftragsrückgang nun auch ein Gutes und die Preise werden zunehmend den realen Verhältnissen angepasst. Da wurden teilweise doch sehr hohe „Krisenaufschläge“ bei hoher Nachfrage aufgeschlagen, wir brauchen jetzt wieder Marktwirtschaft… wie bei Wärmepumpen auch.
Wenn die realen Preise der Module angesetzt werden würden dann stiegen die Preise massiv an. Aktuell wird unter Gestehungskosten verkauft. Das ist ja das gefährliche an der Situation. Es ist kein nachhaltiger Preisrückgang. Er geht auf Kosten vieler Unternehmen welche langfristig vermutlich verschwinden werden wenn damit kein Geld zu verdienen ist. Das kann nicht im Interesse der Endkunden sein wenn es zukünftig keine Serviceansprechpartner gibt.
Wollen Sie etwa bestreiten, dass viele Monate ein ordentlicher „Krisenaufschlag“ hingelegt wurde? … das war genauso wenig nachhaltig und ging auf Kosten des Verbrauchers. Ich rede aus der Sicht des Solarteurs, natürlich haben die Modulhersteller jetzt ein Problem… alles hat 2 Seiten, das wird sich aber wieder beruhigen… und muss es auch, damit es für alle Seiten fair bleibt. Dieses extreme Auf und Ab hilft niemandem…
Herzlichen Dank an den FDP Verkehrsminister welcher den am besten laufenden Markt mit dem KFW442 Programm zum erliegen gebracht hat.
Das sind mehr als satte 91% Wachstum bis Sept 23 beglichen mit den Zahlen bis Sept 22.
Was für toller Erfolg für Klimaschutz, Energiesicherheit und die Energiewende!
Wir lernen:
– es gibt keine Bremsung durch Knappheit in Installation sondern brutales Wachstum (weshalb alle gut beschäftigt sind)
– da Bild sehen wir in vielen Ländern der EU weshalb hohe Importzahlen für Module / Batterien keine Skandale sondern Zeichen des brutalen Erfolgs sind
Es ist nun auch bei weiterer Abschwächung sehr realistisch das Deutschland über 13 GWp in 2023 neu installiert (!) – wäre dann phantastische 85% mehr als 2022.
Diese Dynamik haben wir immer wieder bewiesen und ich hatte schon vor einem Jahr darauf u.a. hier hingewiesen: https://www.pv-magazine.de/2022/09/15/photovoltaik-lieferkettenchaos-na-und/
Es sind soviel (tausende) dezentrale Unternehmen aus Handwerk und Mittelstand die solche Erfolge ermöglichen.
In der extrem Dynamischen Entwicklung kann man dann oft das Gefühl kriegen „geht ja nix mehr weil alles ausverkauft“ oder auch „warum kommt soviel Ware?“- es war und ist ein Zeichen der Stärke unserer Technologie.
Also feiern wir das ausnahmsweise mal?!
Vielleicht sollte man aber auch Bedenken, das die Tage kürzer werden, das Wetter schlechter und Mitarbeiter auch mal Urlaub machen. Zudem war der Sommer zwar lange warm, aber nicht so brutal heiß wie die letzten beiden Jahre. Man kann als Firma mal eine Zeit lang ranklotzen, aber irgendwann ist auch mal die Luft draußen. Man brauch ein langfristiges gesundes Tempo, in welchem auch die Mitarbeiter zählen.
2 Punkte find ich etwas merkwürdig:
1. Warum wird denn der lineare benötigte Ausbau als Referenz genommen wenn vollkommen klar ist das der Ausbau nicht linear sein wird? Das ist doch als Kenngröße kompletter Murks…
2. Ist der Rückgang der Inbetriebnahmen wirklich ein Auftragseinbruch? Wurde das recherchiert oder ist das nur eine Vermutung?
Mitte des Jahres hieß es noch dass die Inbetriebnahmen im Solarbereich so „schleppend“ voran gehen weil es ewig dauert bis die Anlagen abgenommen werden können weil nicht genügend Personal dafür da ist bei der Menge an neuen Solaranlagen so das die Leute oft monatelang/halbes Jahr auf die Abnahme warten.
Ist das immer noch so? Dann wäre interessant wieviele Anlagen noch auf Abnahme warten und die September Zahlen komplett hinfällig (wird jetzt noch langsamer abgenommen?).
Oder wurden die Auflagen geändert wodurch die Anlagen mittlerweile zeitnah abgenommen werden können? Dann lege die Vermutung nahe das bis August der Rückstau abgearbeitet wurde (=viele Inbetriebnahmen) und wir nun bei den tatsächlichen monatlichen Ausbauten sind.
Weil Mitte des Jahre hieß es auch noch das man teilweise monatelang auf den Termin beim Solarteur warten muss bis überhaupt mal jemand aufs Dach schaut wie groß die Anlage Sinn macht und dann nochmal ähnlich lang bis die Solaranlage montiert wird. Da wäre ein „Aufgangsrückgang“ doch viel langsamer spürbar als direkt im nächsten Monat was hier suggeriert wird.
Also irgendwie klingt das nicht plausibel, leider erklärt der Artikel aber nicht ob man das nicht bedacht hat oder ob diese Effekte schon ausgelaufen sind und es einen echten Einbruch in der Solarinstallation
Zu ihren Fragen:
Natürlich ist klar, dass der Zubau nicht linear verlaufen wird, dennoch finde ich es eine durchaus interessante Zahl. Außerdem steht im Artikel auch, dass das anvisierte Ziel für dieses Jahr schon mehr als erreicht ist (also mit Blick auf das 2030 Ziel).
Zum Nachfrageeinbruch: Dies ist uns von verschiedenen Installateuren erklärt worden. Zum einen im Zusammenhang mit der Wissing-Förderung, aber auch schon vorher. Kernaussagen in etwa: Es gibt viele Stornierungen von Aufträgen, wir arbeiten gerade noch die alten Aufträge ab und haben etwa noch zu tun für 3 Monate, neue Aufträge kommen kaum noch rein…
Zur Inbetriebnahme von Anlagen habe ich keine Erkenntnisse vorliegen.
Der realistischere exponentielle Zuwachs sieht so aus, dass wir zu Beginn des Jahres noch einen monatlichen Zuwachs von 4,3% benötigt hätten, um am Ende von 2030 genau 215 GW installiert zu haben. Die jährliche Steigerung wären dann 66% (jedes Jahr, bis 2030!).
Durch den starken Zubau in diesem Jahr errechnet sich die monatliche Steigerung jetzt nur noch zu 1,6%, die jährliche zu 21%. Dieser Wert ist durch die zurückgegangenen Zubauzahlen der letzten zwei Monate wieder etwas angestiegen, er hatte auch schon mal bei 1,2% monatlich gelegen.
Im Prinzip teile ich den Optimismus von Herrn Remmers, dass wir die 215GW schaffen. Es ist aber klar, je höher die absoluten Zubauzahlen sind (in 2030 müssten sie etwas mehr als doppelt so hoch liegen wie heute), desto dünner wird die Luft. Da wird sich schon die Frage stellen, wie schnell die Netzbetreiber mit den Anschlüssen hinterherkommen, und die Speicherbetreiber mit den Speichern, damit man nicht die schönsten Erträge (im Sommer mittags) zu größeren Anteilen abregeln muss. Bisher ist die insgesamt installierte Leistung noch nicht viel höher als die maximale Last, und Netzanschlüsse profitierten von großzügig auf Wachstum dimensionerten Leitungen. Diese stillen Reserven sind aber vielerorts inzwischen gehoben, und bei weiteren Anschlusswünschen muss erstmal ausgebaut werden. Bis das sich eingependelt hat, werden wir wohl auch mit Rückschlägen bei den Zubauzahlen rechnen müssen.