Bundesregierung will Wasserstoff-Markthochlauf beschleunigen

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Das Bundeskabinett hat am Mittwoch den Entwurf für die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie aus dem Jahr 2020 beschlossen. Zuvor hätten sich die fünf Kernressorts – also die Ministerien für Wirtschaft, Umwelt, Verkehr, Forschung und das Bundesentwicklungsministerium – politisch über die Eckpunkte geeinigt. Demnach soll die Strategie mit der Fortschreibung an das gesteigerte Ambitionsniveau im Klimaschutz und die neuen Herausforderungen am Energiemarkt weiterentwickelt werden. Erklärtes Ziel der Bundesregierung sei eine zuverlässige Versorgung Deutschlands mit grünem, auf Dauer nachhaltigem Wasserstoff.

Die beschlossenen Maßnahmen würden die gesamte Wertschöpfungskette umfassen und seien teilweise schon begonnen worden. Als kurzfristig wird das laufende Jahr definiert, mittelfristige Maßnahmen sind für die Jahre 2024/25 und langfristig bedeutet bis 2030. Insgesamt soll ein beschleunigter Markthochlauf von Wasserstoff-Anwendungen erreicht werden. So sei das Ziel heimischer Elektrolyse-Kapazitäten für das Jahr 2030 von fünf auf zehn Gigawatt erhöht worden. Der restliche Bedarf soll durch Importe gedeckt werden, wofür eine gesonderte Strategie entwickelt werde.

Große Bedeutung habe auch der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur, wofür mit der EnWG-Novelle die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen für das künftige Kernnetz in der ersten Ausbaustufe geschaffen würden.  Bis 2027/2028 wird über die IPCEI-Förderung ein Wasserstoffstartnetz mit mehr als 1800 Kilometer umgestellten und neu gebauten Wasserstoffleitungen in Deutschland aufgebaut werden und europaweit sollen es etwa 4500 Kilometer sein. Mittels Erweiterung werden bis 2030 alle großen Erzeugungs-, Import- und Speicherzentren mit den relevanten Abnehmern verbunden, so das formulierte Ziel.

Desweiteren sollen Wasserstoff-Anwendungen in allen Sektoren etabliert werden. Deutsche Unternehmen sollten zudem eine Technologieführerschaft auf- und ausbauen. Helfen beim Markthochlauf sollen auch kohärente rechtliche Voraussetzungen auf nationaler, europäischer und möglichst auch internationaler Ebene. Dies umfasst der Bundesregierung zufolge insbesondere effiziente Planungs- und Genehmigungsverfahren, einheitliche Standards und Zertifizierungssysteme, ausreichend ausgestattete und auf allen Ebenen koordinierte Verwaltung.

Reaktionen

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) wünscht sich einen stärkeren Fokus auf die heimischen Potenziale für die Erzeugung von grünem Wasserstoff. „Statt auf heimische Potenziale zur Produktion von grünem Wasserstoff zu setzen, zielt die Bundesregierung mit ihrer Strategie vorrangig auf Importe per Schiff, auch von blauem Wasserstoff. Der ist durch seine Vorkettenemissionen nicht nur viel klimaschädlicher als grüner Wasserstoff, sondern auch teurer, wie kürzlich eine Studie des Wuppertal Instituts gezeigt hat“, erklärte BEE-Präsidentin Simone Peter. Sie warnte davor, dass die Fortschreibung zu Fehlinvestitionen führen könnte. „Deutschland verfügt nicht nur über große Gas- beziehungsweise Wasserstoffspeichermöglichkeiten, es gibt heute auch schon große Mengen an Erneuerbarer Energie, die für die Wasserstoffproduktion eingesetzt werden könnten: Allein 2021 wurden 5817 Gigawattstunden Strom abgeregelt, die besser genutzt worden wären“, so Peter weiter.

Der Nationale Wasserstoffrat (NWR) begrüßte die geplante Fortschreibung mit ambitionierteren Zielen. Allerdings sei aus seiner Sicht heute schon klar, dass auch zehn Gigawatt an Elektrolyse-Kapazität nicht ausreichen werden, um den heimischen Bedarf zu decken. Deshalb sei die Importstrategie richtig und wichtig. Zudem mahnte er an, schnell gute Rahmenbedingungen für den Hochlauf zu schaffen. Neben der Regulierung umfasst dies auch die Finanzierung.

Beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kritisierte, dass der Bundesregierung die Formulierung eines klaren Zielbildes für eine konsistente Strategie fehle. Dieses Zielbild müsse ein „funktionierender und sich selbst tragender Wettbewerbsmarkt sein“. „Auf dieses Ziel sollten die Förderinstrumente, aber auch die allgemeinen Rahmenbedingungen und das Marktdesign ausgerichtet werden“, sagte die BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Das Ziel von Zehn-Gigawatt-Elektrolyse-Kapazität müsse mit mehr konkreten Maßnahmen und Förderangeboten unterlegt werden. Erfreulich aus Sicht des Verbands ist, dass die Bundesregierung nun den Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes in Angriff nehme.

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