1Komma5° hat mit der Übernahme von Viasol A/S einen weiteren europäischen Markt in Angriff genommen. Im Kauf inbegriffen ist auch die Übernahme des virtuellen Kraftwerks des dänischen Unternehmens, was künftig in das bestehende System von 1Komma5° integriert werden soll. Den Kunden in Dänemark werde damit künftig auch das Energiemanagementsystem „Heartbeat“ von 1Komma5° zur Verfügung stehen. Darüber könnten dann dynamische Stromtarife angeboten werden. Zudem sollen Einnahmen über das virtuelle Kraftwerk durch Dienstleistungen zur Stabilisierung der Netzfrequenz generiert werden. 90 Prozent der Erlöse sollen dabei an die Kunden gehen, wie Philipp Schröder, Gründer und CEO von 1Komma5° pv magazine erklärte.
Viasol plant nach eigenen Angaben in diesem Jahr einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro und gehört damit zu den führenden Photovoltaik-Unternehmen in Dänemark. Für 1Komma5° bringt die Übernahme einen weiteren Sprung im Ranking der größten Installationsbetriebe in Europa. Nach einer Erhebung von EUPD Research, deren Ergebnisse pv magazine bereits vorliegen, steigt das Hamburger Unternehmen mit 80.000 installierten Systemen sogar zur Nummer eins in Europa auf. Neben Deutschland und Dänemark ist 1Komma5° über seine Beteiligungen auch in Schweden, Finnland und Italien präsent. In der Rangliste, die EUPD Research in Kürze veröffentlichen wird, folgen EDF ENR und Enpal mit mehr als 50.000 respektive 45.000 installierten Systemen auf den Plätzen zwei und drei. Energiekonzepte Deutschland (EKD) folgt auf Platz fünf vor Energieversum. Zolar liegt mit gut 10.000 Systemen auf Platz zehn. Mit Svea Solar und Otovo sind auf Platz sieben und acht zwei weitere Unternehmen vertreten, die ihre Photovoltaik-Pakete auch in Deutschland verkaufen und Systeme installieren.
Aus der Studie von EUPD Research geht zudem hervor, dass 1Komma5° seit seiner Gründung vor gut zwei Jahren nicht nur mehr als 80.000 Photovoltaik-Anlagen bei Privathaushalten installiert hat, sondern auch rund 60.000 Heimspeicher, 2000 Wärmepumpen und 30.000 Ladelösungen. Bis 2030 will sich 1Komma5° an etwa 80 Installationsbetrieben beteiligen oder diese übernehmen und nimmt dabei vor allem lokale Photovoltaik-Marktführer in verschiedenen europäischen Ländern in den Blick.
„Die Übernahme von Viasol und die Einführung von Heartbeat in Dänemark sind entscheidende Momente für 1Komma5“, sagte Schröder. „Gemeinsam dekarbonisieren wir Gebäude, befähigen Kunden zur Teilnahme am Strommarkt und bauen eine nachhaltigere Zukunft auf.“ Mit der IoT-Lösung „Heartbeat“ sei es möglich, dass Privathaushalte in Dänemark am Strommarkt teilnehmen könnten und zusätzliche Einnahmen generierten. Das Energiemanagementsystem wird mit einer Photovoltaik-Anlage installiert und kann mit Heimspeichern, Wärmepumpen und Wallboxen verbunden werden. Es ist direkt mit der paneuropäischen Strombörse Nord Pool verbunden. Dies ermögliche eine sofortige Analyse der Energiepreise, wobei die Wettervorhersage berücksichtigt wird, um die Photovoltaik-Produktion vorherzusagen. „Heartbeat“ könne automatisch steuern, was mit dem verfügbaren Strom aus der Photovoltaik-Anlage, dem Heimspeicher und dem Stromnetz geschehen solle. Die Schwankungen beim Strompreis könnten so zum Vorteil der Endverbraucher genutzt werden.
Für seine Studie „Market Leadership Study: Last Mile Distributed Solar and Energy Storage“ hat EUPD Research den erwarteten Zuwachs bei Photovoltaik-Installationen in den kommenden Jahren analysiert. So erwarten die Bonner Analysten für dieses Jahr einen Zubau von mehr als 54 Gigawatt in den 27 EU-Staaten und Großbritannien und über die nächsten fünf Jahre eine neu installierte Photovoltaik von insgesamt knapp 350 Gigawatt – allerdings umfasst dies nicht nur private Photovoltaik-Anlagen, sondern auch das gewerbliche Segment und Freiflächenanlagen. Auf Dachanlagen könnten in diesem Jahr etwa 32 Gigawatt des Zubaus in Europa entfallen und dies werde sich bis 2026 sukzessive auf 38 Gigawatt erhöhen, so die Prognose von EUPD Research.
10 Prozent durchschnittliche Zuwachsrate bei privaten Photovoltaik-Dachanlagen bis 2027
Die Analysten erwarten bis 2027 eine durchschnittliche Zuwachsrate (CAGR) von 10 Prozent für private Photovoltaik-Anlagen in Europa, die hauptsächlich durch staatliche Anreize und den Wunsch der Haushalte nach Energieautarkie getrieben werde. Unter den Dachanlagen werden die privaten Installationen in diesem Jahr voraussichtlich 14 Gigawatt ausmachen und in den kommenden Jahren um jeweils ein bis 1,5 Gigawatt zunehmen.
In Deutschland befragten die Analysten zudem knapp 300 Installationsbetriebe, wie lang die Wartezeit für die Installation einer Photovoltaik-Anlage für Privathaushalte 2022 durchschnittlich waren. 63 Prozent gaben mehr als vier Monate an, wobei dies zumeist mit langen Wartezeiten für die Komponenten (87 Prozent) und fehlenden Fachkräften (55 Prozent) begründet wurde.
EUPD Research hat sich in seiner Studie insbesondere auf voll integrierte und schnell wachsende Downstream-Unternehmen konzentriert. Also Installations- und Last-Mile-Fulfillment-Unternehmen, die in den letzten Jahren ein überproportionales Wachstum verzeichneten und eine starke nationale und in einigen Fällen auch internationale Präsenz und Marktanteile erlangt haben. Diese Unternehmen bieten privaten Hausbesitzern und Eigentümern kleinerer gewerblicher Gebäude „All-in-One“-Wertangebote für Photovoltaik-Anlagen, Energiespeicher sowie Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur, indem sie alle relevanten Prozesse wie Verkauf, Planung, Installation und Energiedienstleistungen in einer einzigen kundenorientierten Lösung zusammenfassen, wie EUPD Research zu seiner Studie erklärte. Besonders konzentrierten sich die Analysten dabei auf die neun wichtigsten Photovoltaik-Märkte für private Dachanlagen in Europa: Deutschland, Spanien, die Niederlande, Italien, Belgien, Österreich, Schweden, Dänemark und das Vereinigte Königreich.
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