Mitte Mai hatten der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE), der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) in einem gemeinsamen Brief die Mitglieder des Deutschen Bundestages dazu aufgerufen, die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) bis zur parlamentarischen Sommerpause zum Abschluss zu bringen, um schnellstmöglich Planungssicherheit zu schaffen. Jetzt soll das sogenannte Heizungsgesetz tatsächlich noch in dieser Woche zu einer ersten Lesung in den Bundestag eingebracht werden. Allerdings haben sich die Koalitionsfraktionen am Dienstag auf wesentliche Änderungen am ursprünglichen Entwurf aus dem Wirtschaftsministerium verständigt, was nicht nur auf Zustimmung stößt.
Mit „Leitplanken der Ampel-Fraktionen zur weiteren Beratung des Gebäudeenergiegesetzes“, ist das Papier überschrieben, das pv magazine vorliegt. Es sieht für für die Ausstattung oder Umrüstung von Gebäuden auf erneuerbare Wärme vor allem längere Übergangsfristen und eine Kopplung an die kommunale Wärmeplanung vor. Diese kommunale Wärmeplanung soll bis spätestens 2028 eingeführt werden. So lange sie nicht vorliegt, sollen im Bestand beim Heizungsaustausch die Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes noch nicht gelten, und auch in Neubauten außerhalb von Neubaugebieten sollen Gasheizungen erlaubt bleiben, sofern sie auf Wasserstoff umrüstbar sind. Und: Beim Umstieg auf klimaneutrale Heizungssysteme „werden die diskriminierenden technischen Anforderungen an die Heizung und die Infrastruktur gestrichen“, so das Papier. Das Heizen mit Holz oder Pellets beispielsweise erfülle die Anforderungen des 65-Prozent-Ansatzes.
Bundesministerwirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) sieht den Kern des Gebäudeenergiegesetzes gewahrt: „Die Wärmewende ist praktikabel, Klimaschutz wird konkret, das klare Signal für den Umstieg auf klimafreundliches Heizen wird gesetzt.“ Die Menschen bekämen dafür mehr Zeit, und die kommunale Wärmeplanung werde besser mit dem Gebäudeenergiegesetz verzahnt. „Das finde ich richtig und ist in ganz in meinem Sinne“, so Habeck.
Aus Sicht des BDEW verbessert der Kompromiss das Gesetz entscheidend, und laut BEE hat die Ampelkoalition mit ihrer Einigung wichtige Grundlagen für die Wärmewende vor Ort gelegt. Kritische Anmerkungen hingegen kommen vom BWP, der in dem Kompromiss in erster Linie eine Aufschiebung von Planungssicherheit für Industrie, Handwerk und Verbraucher sieht. Denn bis zum Vorliegen von kommunalen Wärmeplänen gebe es für die Betroffenen keine Orientierung, welche Heizungssysteme sie im Falle eines anstehenden Heizungstauschs auf den Weg zur Klimaneutralität bringen. Zudem erhalte die Wärmepumpenbranche mit diesen Leitlinien der Ampelkoalition keine verlässlichen Rahmenbedingungen für den mit der Bundesregierung bereits vereinbarten Hochlauf von Produktions- und Installationskapazitäten.
Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) übt Kritik. Am schwersten wiege, dass die Wärmewende bei Bestandsgebäuden und sogar bei einem großen Teil der Neubauten auf einen Zeitpunkt nach 2028 und damit auf eine nächste Regierung verschoben werde. Außerdem bleibe die klima- und umweltschädliche Verbrennung von Holz weiter möglich. Und der BNE fordert nun schnell starke marktliche Signale aus dem Emissionshandel im Wärmesektor, um unverzüglich langfristige teure Fehlinvestitionen in fossile Technik zu verhindern. Das Wirtschaftsministerium sollte bald einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
In Ballungsräumen, in denen Holzheizungen wegen der Luftbelastung problematisch sind, werden sie aufgrund kommunaler Satzungen schon länger nicht mehr genehmigt, und das ist auch gut so.
Auf dem Land kann ich auf die Bevormundung durch die DUH gut verzichten. Da gibt es reichlich Restholz, das mit kurzen Transportwegen beim Verbraucher ankommt. Die Luftbelastung ist kein Problem, weil der nächste Nachbar genug Abstand hat.
Bei Privatleuten sehe ich kein Problem, dass sie bei der Heizungswahl zu zukunftsfähigen Lösungen greifen, ob das jetzt gesetzlich vorgeschrieben ist oder nicht. Immobilieninvestoren denken allerdings anders. Alle Kosten, die sie auf ihre Mieter abwälzen können, sind ihnen egal. Deshalb wehren sie sich ja auch mit allen Mitteln, die ihnen medial und in der Lobbyarbeit zur Verfügung stehen, dagegen ihren Mietern zwar zukunftsfähige, aber mit höheren Investionskosten verbundene Lösungen zur Verfügung stellen zu müssen. Aber nicht einmal der Mieterbund hat das verstanden, und meckert darüber, dass die Mieten steigen könnten, wenn bessere Heizungslösungen bereitgestellt werden müssen. Dass die in der Zukunft vor allem den Mietern hohe Heizkosten ersparen, so weit können sie anscheinend nicht denken.
Das ist einen sehr einseitige Betrachtungsweise. Die Kommunen versuchen auf diesem Weg, die Wärmepumpen abzuwürgen. Kein kommunaler Versorger wird die notwendigen Leitungskapazitäten für den von Wärmepumpen benötigten Strom installieren, wenn durch diese Leitungen Strom anderer Anbieter läuft, für den er außer den Durchleitungsentgelten nichts kassieren kann.
Bei der Wärmeversorgung hingegen haben die kommunalen Versorger ein Monopol, was sich deutlich auf die Preise bei der gelieferten Energie auswirkt. Fragen Sie mal die Mieter, die zwangsweise an eine Fernwärmeversorgung angeschlossen sind.
Ich habe bisher zweimal Erfahrungen mit Fernwärme gemacht, einmal in Tübingen und einmal in Heidelberg. Ich fand das sehr bequem. Beim ökologischen Umbau hat es ein Fernwärmeanbieter leichter, seine Wärme multivalent zu erzeugen, je nach Wetter und Wärmebedarf. Saisonale Speicherung von solarer Wärme ist erst sinnvoll, wenn man es für hundert oder mehr Abnehmer macht.
Probleme sehe ich beim geringen Wärmebedarf neu gebauter Häuser: Da ist der Leitungsbau überproportional teuer im Verhältnis zur gelieferten Wärme. Aber dieses „Problem“ hat jeder Erbauer eines minimal-Energiehauses: Die Kosten zur Bereitstellung der Restenergie sind deutlich höher, als bei höherem Energieverbrauch. Das geht so weit, dass sogar Stromdirektverbrauch eine ernst zu nehmende Variante sein kann.
Zum Thema der Gasheizungen die „auf Wasserstoff umrüstbar sind“ frag ich mich ob sich irgendwer in der Regierung (und speziell der FDP) mal Gedanken darüber gemacht hat wie teuer so eine Umrüstung ist. Und ob sie überhaupt möglich ist, oder ob dann schon wieder die Heizung ausgetauscht werden muß? Plus die Umrüstung der Gaspipelines, die werden ja auch nicht alle „einfach so“ für Wasserstoff geeignet sein. Plus der Fakt daß man ja wassertofffähige Heizungen bei allen Bürgern gleichzeitig in Betrieb nehmen muß. Man ja nicht in einer Pipeline 50% Gas und 50% Wasserstoff haben und dann selektiv sagen „diese Haus kriegt Gas, diese Wasserstoff usw.“. oO
Ob das in Summe günstiger ist als eine Wärmepumpe? Ich hab da so meine Zweifel.
Ja, und der Heizwert von 80% Erdgas plus 20% Wasserstoff beträgt volumetrisch 87%, wenn man es mit 100% Erdgas vergleicht.
Das ist ein tolles Geschäftsmodell. Es erinnert mich an die Geschichte aus der Sesamstrasse bei der sich Ernie eine Flasche Luft aufschwatzen lässt vom windigen Verkäufer Schlemihl.
Gas-Robert schlug wieder zu. Kann ihm niemand mal einreden, dass Wind und Solar mit Erdgas betrieben wird? Dann hätten wir eine passende Gesetzgebung per Eilantrag noch bis zum Wochenende abgesegnet.
In seinem Sinne ist offensichtlich erst einmal Alles aufzuhalten. Der Druck zur Fernheizung ist ein Trend, Haushalte in alternativlose Abhängigkeit zu schleusen, wie es früher war, bevor sich Haushalte mit Solar etc. wenigstens teilweise aus der Abhängigkeit lösen konnten.
Das hatte sich sehr schön zur Energiepreiskrise gezeigt und der Rattenschwanz kommt für Viele noch, die im nächsten Winter die Fernwärme nicht mehr zahlen werden können.
Das ist billig (aber nicht preiswert) und genauso grün wie LNG oder Wasserstoff aus der Dampfreformation. Ich bin ja gespannt, bei welcher Fossilbude er später mal im Vorstand sitzt.
endlich scheint ein nicht umsetzbares Gesetzt in ein From gebracht worden zu sein, dass es wenigstens in Teilen umgestzt werden kann. Mit etwas mehr Verstand und Fingerspitzengefühl wäre so etwas auch gleich möglich gewesen.
Da hatten halt ein paar Leute die Idee, statt durch Sacharbeit, wie das dann letztendlich doch gemacht wurde, sich mit plumpem Dagegensein zu profilieren. Deshalb erstmal die ganze Aufregung mit „Durchstechereien“ und Blockaden.
Im nächsten Bundestag wird die FDP wahrscheinlich wieder nicht vertreten sein, wie nach ihrer letzten Regierungsbeteiligung auch.
Nach E-Fuels bei den Autos hat die FDP jetzt also auch Wasserstoff bei Heizungen durchgesetzt. Damit gibt es nach Jahrzehnten einer Energieversorgung mit Atomkraft, bei der das Müllproblem noch nicht mal nach deren Ende geklärt ist eine „neue Technik“ bei der erstmal so weitergemacht werden kann wie bisher ohne das Problem gelöst zu haben. Wieso geht es, das was eingebaut werden darf für das es noch gar keinen „Brennstoff“ gibt? Das kann nur jemanden einfallen, der es nicht auf Lösungen absieht.
Ich kaufe ab 2027 CO2 verschmutzungszertifate. Sicherlich werden das viele Spekulanten tun.
Der Bitcoin Kurs zeigte, wie Spekulanten seltene oder immer seltener werdende Güter kurzfristig in die Höhe treiben können.
Kurse von 500€ pro Tonne CO2 halte ich für möglich. (Zur Zeit staatlich festgelegt sind 30€/Tonne, was bei 7% MwSt ca. 0,7 Cent pro kWh sind)
Die CO2 Abgabe würde dann bei einem 20.000kwh Verbrauch alleine ca. 2.300€ betragen.
Dazu kämen Gaspreis, speicher- leitungsgebühren.
Da ist man doch froh, mit Gas heizen zu können.
Bitte berichtigt mich, wenn ich einen Denkfehler habe.
Hallo Thomas,
ich erinnere mich vor einiger Zeit eine Firma damit angeben gesehen zu haben, dass deren benötigten Zertifikate auf die nächsten Jahre/Jahrzehnte schon gekauft sind.
Es könnte also durchaus passieren, dass du dich dann zwar lobenswerterweise überproportional an den Kosten beteiligst, aber keine Abnehmer findest, da die sich schon längst zu Spottpreisen eingedeckt haben.
Es ist eine Spekulation darauf, dass die Regierung hart bleibt, wenn der CO2-Preis sehr hoch wird. Und das, wenn man nicht mal weiß, wer 2027 die Regierung stellen wird. Ich würde mich das nicht trauen.
Was man jetzt schon weiß: Der CO2-Preis findet dort seine Grenze, wo die CO2-freie Ersatztechnik billiger ist. Da wir noch reichlich Luft zur relativ preiswerten CO2-Vermeidung haben, wird es auch noch eine ganze Weile gehen, bis CO2-Zertifikate zur Mangelware werden, weil es keine Alternative gibt.
In meiner Bekanntschaft gibt es niemanden, der noch auf fossile Brennstoffe setzt. Wenn BLÖD und Konsorten Emotionen schüren, dann sind das vielleicht die Meinungen ihrer Chefs, aber nicht der halbwegs vernünftigen Bürger.