Die Bundesregierung hat im letzten Jahr für die Photovoltaik bis 2030 einen Ausbaupfad auf 215 Gigawatt festgelegt. Auf diesem Ziel basieren andere energiepolitische Entscheidungen, die nun anstehen – etwa zur künftigen Gestaltung des Strommarktes. Der PV Think Tank legt nun in einem Thesenpapier dar, dass die Politik viel zu konservativ kalkuliert. Angesichts der enormen globalen Dynamik bei der Photovoltaik müsse sie einen Zuwachs in Terawatt-Dimensionen zur Grundlage ihres energiepolitischen Handelns machen, fordert der Zusammenschluss von Solar-Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Die Fachleute erwarten, dass die installierte Leistung in Deutschland langfristig bei einem Terawatt liegen wird – etwa 15 mal mehr als heute installiert ist. Für die Planung, die Investitionssicherheit und auch für die nötige Gestaltung von Langfristszenarien sei es politisch dringend nötig, einen Zubau von 30 bis 40 Gigawatt pro Jahr anzustreben, heißt es im Thesenpapier.
Damit veränderten sich auch die Anforderungen an die weitere Gestaltung des Energiesystems. So müsse die geplante Überarbeitung des Strommarktdesigns etwa auch Limitationen auf Verteilnetzebene mit betrachten. Eine Reform der Netzentgelte wiederum müsse langfristige Preissignale in regionalen Strommärkten mitdenken.
PV Think Tank fordert Ende von Importgebühren für Komponenten
Zugleich weist der PV Think Tank darauf hin, dass die große Achillesferse für den weiteren Entwicklungspfad der Photovoltaik in Europa die Verfügbarkeit der Technologie ist – sprich die Abhängigkeit von China. So würden 85 Prozent der Zellen heute in China produziert, 97 Prozent der Wafer-Fertigungskapazitäten liegen dort. Während die USA mit dem Inflation Reduction Act und auch Indien bereits handeln, diskutiert die EU bislang nur, heißt es im Thesenpapier.
Im Sinne der Energiesicherheit müssten in Europa Produktionskapazitäten von mindestens 600 Gigawatt aufgebaut werden. Das entspreche 20 Prozent der erwarteten jährlichen globalen Installation von drei Terawatt. „Was es dazu braucht, sind etwa Eigenkapital-Förderprogramme, Sonderabschreibungen auf Photovoltaik-Produktionsanlagen, ein befristeter Betriebskostenausgleich in Zeiten hoher Energiepreise sowie die Abschaffung wettbewerbsverzerrender Importgebühren von Komponenten“, so der PV Think Tank.
Nicht zuletzt fordert der Zusammenschluss, dass sich Deutschland bei den internationalen Energieagenturen offensiv für realistischere Szenarien einsetzt, so dass deren Projektionen realitätstauglich würden und sich die Staaten auf die erwartbare Entwicklung einstellen könnten. Auch müsste der Bund neue, faire Energiepartnerschaften mit anderen Ländern schließen.
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Na dann mal los. So wie in D. die Diskussion aktuell läuft bin ich skeptisch, dass das was wird.
Da PV-Firmen keine freie Stellen haben arbeitet ein Bekannter, promovierter Physiker mit Erfahrung in der EE-Branche, nach Betriebsschließung inzwischen im Finanzsektor.
Guten Morgen,
es bleibt unklar, was genau mit der „Abschaffung wettbewerbsverzerrender Importgebühren von Komponenten“ gemeint ist. Ich gehe aber davon aus, dass z.B. der Antidumping- und Ausgleichszoll auf die Einfuhren von Solarglas aus China gemeint ist. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine willkürliche, marktverzerrende Maßnahme, sondern – zum Zeitpunkt der Einführung – um eine notwendige Maßnahme, um auf nachweislich illegales Preisdumping zu reagieren. Also eine Maßnahme für fairen Wettbewerb! Die wichtige und stark wachsende europäische Solarindustrie benötigt den vollen Zugriff auf lokal hergestellte Komponenten. Die Zulieferindustrie muss also ebenfalls wachsen, um eine wettbewerbsfähige PV-Industrie in Europa sicherzustellen. Ausschließlich importierte Komponenten in Europa zusammenzubauen, kann aus meiner Sicht auf Dauer kein geeignetes Geschäftsmodell sein.
Ich lese das Impulspapier und finde die angedachte Dimensionen für Deutschland schon sehr ambitioniert, aber immer noch zu bescheiden.
In Sachen Energiespeicherung und der damit einhergehenden Abwärmenutzung gibt es noch Lücken im Denkgebäude, die schon dann auftreten, wenn die genannten 1.000 Gigawatt Solarkraft am Netz hingen…