RWI: In Haushalten mit Photovoltaik-Anlage steigt der Stromverbrauch

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Wenn nach Investitionen Energieeinsparungen nicht wie erwartet eintreffen, liegt das häufig am Rebound-Effekt – etwa wenn das Licht im Raum länger brennt oder mehr Leuchten in Betrieb sind, weil LED-Lampen nur einen Bruchteil des Stroms der früher üblichen Glühbirnen verbrauchen, oder wenn Spül- und Waschmaschinen nicht optimal gefüllt laufen, weil es ja Energiesparmodelle sind. Schon seit Einführung der Dampfmaschine wird an Rebound-Effekten geforscht. Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat diesen Effekt nun für deutsche Haushalte untersucht, die eine Photovoltaik-Anlage installiert haben. Der Studie zufolge liegt deren Stromverbrauch nach der Installation höher als davor.

Den Forschenden zufolge sind empirische Erkenntnisse über das Ausmaß des Solar-Rebounds spärlich und liegen hauptsächlich für Australien und die USA vor. Im Vergleich dazu sei der Solar-Rebound in Deutschland gering. Für die Analyse hat das RWI eigene Paneldaten zum Energieverbrauch von knapp 8000 Haushalten zwischen 2004 und 2015 ausgewertet. „Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass Haushalte nach der Installation von Photovoltaik-Anlagen ihren Strombezug aus dem öffentlichen Netz nicht statistisch signifikant senken und daher im Durchschnitt etwa gleich viel Strom beziehen wie zuvor“, so das RWI. Um dieses Ergebnis richtig interpretieren zu können, sei zu bedenken, dass Haushalte in Deutschland im Durchschnitt rund 25 Prozent des Stroms aus Photovoltaik-Anlagen selbst nutzen und den übrigen Solarstrom ins Netz einspeisen.

Aus den empirischen Erkenntnissen und aus theoretischen Überlegungen leitet das RWI ab, dass der Solar-Rebound in Deutschland zwischen 12 und 50 Prozent liegt. „Ein Solar-Rebound im Bereich von 50 Prozent erscheint jedoch unrealistisch, da die Haushalte wegen der im Untersuchungszeitraum hohen Einspeisevergütungen einen starken Anreiz hatten, möglichst wenig Solarstrom selbst zu verbrauchen und viel ins öffentliche Netz einzuspeisen. Der Solar-Rebound sollte demzufolge eher beim in der Studie geschätzten Minimum von 12 Prozent liegen“, so das RWI. In Australien und die USA gehe man von etwa 20 Prozent aus. Wenn es um den Ausbau privater Photovoltaik-Anlagen in Deutschland gehe, müsse dieser Effekt berücksichtigt werden, da er das volle Potenzial der Photovoltaik untergrabe. Beim Bau großer Photovoltaik-Anlagen im öffentlichen Raum, etwa am Rand von Autobahnen oder Bahngleisen, spiele er jedoch keine Rolle.

Trotz der in den vergangenen Jahren drastisch gesenkten Einspeisevergütungen geht das RWI davon aus, dass der Solar-Rebound in deutschen Haushalten moderat bleiben wird. Denn weiter steigende Strompreise könnten die Substitution des aus dem Netz bezogenen Stroms durch selbst erzeugten Solarstrom erhöhen sowie zum Stromsparen anregen.

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