AECEA: China installiert 52,6 Gigawatt Photovoltaik-Leistung in ersten neun Monaten 2022

Floatovoltaik, schwimmende Photovoltaik in China

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Die Nationale Energieagentur NEA in China hat für die ersten neun Monate des Jahres einen Photovoltaik-Zubau von 52,6 Gigawatt im Land vermeldet. Dies sei ein Anstieg um 132 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Beratungsunternehmen AECEA berichtet, dass die kumulativ installierte Photovoltaik-Leistung Ende September die Marke von 350 Gigawatt übertroffen habe. Damit rangiert die Photovoltaik nun auch ein paar Gigawatt vor der Windkraft. Bis Mitte 2023 wird sie nach der Kohlekraft wohl zur zweitwichtigsten Stromerzeugungsquelle im Reich der Mitte avancieren. Aktuell gibt es Wasserkraftwerke mit insgesamt 403 Gigawatt Leistung in China.

Für das Gesamtjahr hatte NEA bereits im Juni erklärt, dass es einen Zubau von mindestens 108 Gigawatt Photovoltaik-Leistung erwarte. Damit könnte der Rekord von 2021 mit knapp 55 Gigawatt fast verdoppelt werden. Angesichts des aktuellen Zubaus nach neun Monaten scheinen die Einschränkungen durch die Zero-Covid-Politik die Verwirklichung des Ziels zu gefährden. Angesichts der komplexen Marktlage geht AECEA weiterhin von einem Zubau 2022 zwischen 80 und 90 Gigawatt in China aus. Auch dies wäre noch eine Zunahme zwischen 45 und 63 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.

Auffällig ist, dass in China die Neu-Installationen immer stärker in Richtung private und gewerbliche Anlagen gehen. AECEA zufolge machten sie etwa 63 Prozent der mehr als 30 Gigawatt aus, die im ersten Halbjahr zugebaut wurden. Dies ist aber auch gewollt. Erste Provinzen und Regierungsbezirke hätten auch schon Vorschriften für die Photovoltaik-Nutzung auf neuen öffentlichen Gebäuden und Fabriken erlassen. Dazu kommt ein neues Pilotprogramm der NEA, welches die Installation von Dachanlagen gezielt fördern soll. Die ersten Projekte aus den sogenannten „Gigawatt-Basen“ werden wohl erst bis Ende nächsten Jahres realisiert werden.

Während der 14. Fünf-Jahresplan der NEA für die Entwicklung erneuerbarer Energien von 2021 bis 2025 kein klares Ziel für den Ausbau der Photovoltaik enthält, sind die Pläne der Provinzen in dieser Hinsicht konkreter, wie es weiter heißt. 29 Provinzen präsentierten demnach bislang offizielle Ausbaupläne und streben einen Zubau von 390 Gigawatt Photovoltaik bis 2025. Ohne den Zubau von 2021 eingerechnet bedeutet dies eine neu installierte Photovoltaik-Leistung von etwa 97 Gigawatt im Jahr bis 2025. Zusätzlich zur Förderung der Photovoltaik auf nationaler Ebene unterstützen auch viele Provinzen unter anderem die Ansiedlung der Solarindustrie. Auch gibt es eine vorteilhafte Steuerpolitik, wenn es um „grüne“ Unternehmen geht.

So verwundert es kaum, dass es eine große Dynamik auf dem chinesischen Photovoltaik-Markt gibt. Dazu gehören mehrere neuer Photovoltaik-Hersteller, die sich auf Topcon- und Heterojunction-Technologie konzentrieren, aber zunehmend auch Zelltechnologien auf Perowskit-Basis nutzen. Diese fortschrittlichen Technologien sind in zahlreichen industriepolitischen Maßnahmen auf nationaler und provinzieller Ebene berücksichtigt. AECEA erklärt auf Basis von Berichten, dass die Ausbaupläne für Topcon bei mehr als 220 Gigawatt Gesamtkapazität liegen und sich bei Heterojunction der Marke von 150 Gigawatt nähern. Es sei jedoch nicht davon auszugehen, dass sich die Industrielandschaft in China kurzfristig grundlegend ändern werde. Die etablierten Photovoltaik-Hersteller würden ihre Marktposition konsolidieren. Die vertikale Integration bleibe gerade in Zeiten von Lieferengpässen das bevorzugte Geschäftsmodell. Viele führende Photovoltaik-Unternehmen, darunter etwa Trina Solar und Canadian Solar haben so unlängst auch Investitionen in die Silizium-Produktion angekündigt.

Die Wachstumsraten der chinesischen Solarindustrie sind durchaus beeindruckend. Bis Ende September 2022 seien die Kapazitäten für Polysilizium, Wafer, Solarzellen und -module jeweils um 50 Prozent im Jahresvergleich gewachsen. Im ersten Halbjahr hatten die zehn führenden Modulhersteller des Landes bereits 100 Gigawatt Module ausgeliefert und bis zum Jahresende werden es wohl 140 bis 150 Gigawatt sein. Nach Angaben von Industrieverband CPIA erzielten sie mit Exporten von Solarmodulen einen Umsatz von 35 Milliarden US-Dollar bislang in diesem Jahr – ein Plus 110 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die Photovoltaik-Hersteller arbeiten auch entlang der Wertschöpfungskette weiter an einem massiven Ausbau der Kapazitäten. Die Produktionskapazitäten für Polysilizium lagen 2021 bei bis zu 530.000 Tonnen. Bis 2024 sollen sie nach den Ankündigungen der Unternehmen auf drei bis vier Millionen Tonnen ausgebaut werden. Bereits für dieses Jahr ist eine Verdopplung angestrebt. Zudem könnten die Produktionskapazitäten für Wafer, Zellen und Module bis Ende des Jahres jeweils 550 bis 600 Gigawatt erreichen, wie AECEA berichtet.

Doch auch dann ist nicht Schluss: 20 Hersteller haben seit Januar ihre Pläne veröffentlicht, wonach sie die Modulproduktion insgesamt um 380 Gigawatt ausbauen wollen. Dies soll in den nächsten Monaten, maximal nächsten anderthalb Jahren erfolgen. Neue Zehn-Gigawatt-Fabriken werden dabei als „Minimum“ angesehen. Etwas kleiner geht es bei den Herstellern zu, die neue Modultechnologien wie Topcon nutzen, wo überwiegend eher Fabriken mit zwei bis drei Gigawatt gebaut werden.

Doch nicht alles läuft nach Plan in China, manchmal kommt auch das Wetter dazwischen. Zwischen Juni und August lief das Land unter einer Hitzewelle, die fast ganz China erfasste und sich auch auf die Produktion der Photovoltaik-Hersteller auswirkte. Die Regierung in Peking und viele lokale Regierungen ordneten teilweise eine Reduktion oder den Stopp von Produktionen für eine bestimmte Zeit an. Dazu gab es im September einige Erdbeben, die kurzfristig die Waferproduktion beeinträchtigte und Preise steigen ließ.

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