Verbände mahnen die einheitliche Förderung von Photovoltaik-Gründächern an

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Photovoltaik auf Gebäudedächern dienen dem Klimaschutz. Allerdings müssen sich insbesondere große Städte und Ballungszentren dem Klimawandel auch anpassen, denn die Zahl an heißen Tagen nimmt zu. Gegen die Überhitzung der Städte und Überschwemmungen durch plötzlichen Starkregen können Gründächer helfen, erläuterten mehrere Wissenschaftler auf dem Fachkongress „Solar-Gründach“ des Bundesverbands Gebäudegrün (BuGG) in Berlin am Donnerstag und Freitag vergangene Woche.

Demzufolge senken Gründächer die Umgebungstemperatur und saugen Wasser auf wie ein Schwamm. Mit der zunehmenden Einführung von Photovoltaik-Pflichten drohe das Gründach aber ins Hintertreffen zu geraten. Um dem Zielkonflikt vorzubeugen, Wissensdefizite zu beseitigen und einen Erfahrungsaustausch voranzutreiben, habe der der BuGG erstmals den Fachkongress organisiert, sagte Gunter Mann, Präsident des Bundesverbands vor den etwa 400 Teilnehmern, darunter mehr als 100 Städtevertreter.

Parallel hat der BuGG gemeinsam mit der 100 Prozent erneuerbare Stiftung, dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau sowie dem Nabu ein Positionspapier erarbeitet, in dem sie fordern, dass die Photovoltaik-Pflicht nicht zu einer Verdrängung von Dachbegrünungen führen darf. Stattdessen sollte, wo möglich, die Photovoltaik-Pflicht für Gewerbedächer mit der Gründach-Förderung kombiniert werden. Sie schlagen vor, bei der Dachbegrünung den Mehraufwand für die Kombination mit einer Solaranlage und den Pflegeaufwand für die ersten drei Jahre zu fördern. Dabei sprechen sie sich für eine Mindestgröße der förderfähigen Dachflächen von 100 Quadratmeter aus. Wichtig sei eine hohe, auskömmliche Förderung als Anreiz zur Begrünung.

In verschiedenen Vorträgen betrachteten Referenten die Vorteile und Nachteile der Kombination von Dachbegrünung und Photovoltaik. Dabei zeigte sich, dass die Dächer zum einen nicht zu dicht belegt werden dürfen, damit die Pflege zwischen den Modulreihen möglich ist. Als vorteilhaft hat sich nach Ansicht einiger Referenten die vertikale Aufständerung von bifazialen Modulen erwiesen. Andere belegten, dass die Artenvielfalt auf dem Dach zunimmt, wenn es neben den stark besonnten Grünflächen auch schattigere Zonen gebe. Zusätzlich ergab eine Umfrage unter Dachdeckern, dass die Haltbarkeit der Dachhaut unter einer dicken Substratschicht zunimmt und somit auch die Standzeit der Photovoltaik bis zur ersten Reparatur der Dachhaut voraussichtlich steige.

Trotz dieser Synergieeffekte gebe es erst sehr wenige Förderprogramme, die nicht nur Photovoltaik oder Gründach, sondern die Kombination förderten. Im Marktreport „Gebäudegrün 2022“, der Anfang Oktober erschienen ist, listet der BuGG die Fördermöglichkeiten für die Dach- und Fassadenbegrünung in allen Städten über 50.000 Einwohner auf. Insgesamt wiesen 121 auch kleinere Städte entsprechende Förderprogramme auf. Nur ein Bruchteil davon erwähnt ausdrücklich solare Gründächer. Zu den Städten, die Solar-Gründächer fördern, gehören Leipzig, Bielefeld und die Stadt Maintal. Darüber hinaus gibt es verschiedene Förderinstrumente auf Landes- und Bundesebene. Letztlich ist der Förderdschungel jedoch schwer durchschaubar und stellt nun auch die einzelnen Kommunen vor die Entscheidung, wie sie mit ihren Vorgaben in Bebauungsplänen zur Begrünung von Dachflächen umgeht, wenn die Photovoltaik-Pflicht hinzukommt. Beispielhaft stellte die Stadt Karlsruhe dar, wie die Flächenvorgabe für Photovoltaik auf 30 Prozent sinkt, wenn der Bauherr gleichzeitig ein Gründach errichtet.

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