In der Schweiz erhalten Betreiber von Photovoltaik-Anlagen, die Solarstrom einspeisen, im kommenden Jahr deutlich mehr Geld. Die Netzbetreiber erhöhen die Vergütung im kommenden Jahr durchschnittlich um 55 Prozent – sie steigt damit von 10,1 auf 15,5 Rappen (10,5 bis 16,1 Eurocent) pro Kilowattstunde im Schnitt. Dies ergab eine erste Auswertung des Verbands der unabhängigen Energieerzeuger VESE. Nach dessen Einschätzung kamen die höheren Abnahmepreise nur auf Druck der EU-Strompreishausse zustande. Aktuell gehen die Strompreise in allen europäischen Märkten durch die Decke. Mittelfristig gebe es weiterhin keine Garantie für eine kostendeckende Vergütung für die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen in der Schweiz. VESE fordert daher dringend ein neues Vergütungsmodell.
Die neuen Zahlen von VESE beruhen auf Angaben der 30 größten Netzbetreiber im Land. Diese legen die Vergütung für den überschüssig eingespeisten Solarstrom jedes Jahr neu fest. VESE begrüßte, dass der Solarstrom als zuverlässige und ökologische Stütze der inländischen erneuerbaren Energiegewinnung endlich eine Aufwertung erfahre. Der Verband begrüßte, dass nun „auch notorische Bremser unter den Netzbetreibern“ endlich die lange von VESE geforderte Schwelle von 10 Rappen pro Kilowattstunde erreichen und überschreiten.
Doch ganz freiwillig geschieht dies wohl nicht. Nach Ansicht des Verbands liegt dies überwiegend darin begründet, dass mit der heutigen Gesetzeslage Produzenten mit Lastgangmessung sehr einfach wechseln könnten. Sie könnten somit ihren Solarstrom auch an den Terminmärkten verkaufen, wo der effektive Preis aktuell zwischen 20 und 30 Rappen pro Kilowattstunde liege. „Die Netzbetreiber waren somit gezwungen, dieser Abwanderung durch eine massive Erhöhung ihrer Vergütungen zu begegnen. Angesichts der hohen Marktpreise wäre ihnen ansonsten der recht günstige Strom der unabhängigen Produzenten möglicherweise entgangen“, heißt es von VESE weiter.
Während die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen nun von den höheren Strompreisen profitierten, weist der Verband jedoch auch einen „ungewollten Effekt“ durch den starken Anstieg der Vergütung hin. So würden die Preise für die Stromkunden in der Schweiz zusätzlich nach oben getrieben, da die Netzbetreiber die höheren Vergütungen an die Konsumenten weiterreichen würden. „Diese Entwicklung ist zu bedauern“, heißt es bei VESE. Die Betreiber der Photovoltaik-Anlagen benötigten eigentlich nicht mehr als acht bis zwölf Rappen pro Kilowattstunde, um ihre Investitionen decken zu können. Auch diese Situation sowie die Tatsache, dass Photovoltaik-Anlagen zu einer Preisstabilisierung beitragen könnten, unterstreiche die Notwendigkeit eines neuen Vergütungsmodells.
VESE spricht sich für ein System aus, welches die Finanzierung von Photovoltaik-Anlagen langfristig sichert, jedoch nicht zu Lasten der Stromkunden geht. Dieses gestehungkostenorientierte «Fix-Modell» – wie es VESE getauft hat und was auf einem vereinfachten Contract for Difference-Verfahren beruht – stoße ergänzt mit einem zugehörigen, rein marktorientierten «Flex-Modell», auf Anklang bei Verbänden, der Politik und Verwaltung in der Schweiz. Das ergänzende „Flex-Modell“ sieht vor, dass die Betreiber auch auf Wunsch am freien Markt agieren könnten – jedoch mit allen Vor- und Nachteilen.
Erfreulicherweise habe auch bereits die Kommissionen für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK-S) des Ständerates bei der Diskussion über den Mantelerlass zur Energieversorgung das Problem der Investitionssicherheit von Photovoltaik-Anlagen adressiert. Die Eckpunkte für ein neues Energie- und Stromversorgungsgesetz greifen dabei die Forderung von VESE nach einer fixen, minimalen Abnahmevergütung für Solarstrom auf, die schweizweit einheitlich gelten sollte.
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Die Schweizer haben es verstanden! Direktvermarktung ist eine Belastung für die Stromkunden, wenn die Preise steigen und bringt ihnen nichts, wenn sie stagnieren oder sinken. Hoffentlich setzt sich dieses Detail in dem sonst gar nicht so schlechten deutschen System auch durch.