Grüner Wasserstoff wird gerade für die Industrie als essentiell angesehen, wenn es um die Dekarbonierung und Energieversorgung der Zukunft geht. Noch steckt die Wasserstoffwirtschaft jedoch in den Anfängen: Bis 2030 sollen die Erzeugungskapazitäten auf 10 Gigawatt nach dem Willen der Bundesregierung erhöht werden. Nach Angaben von Aurora Energy Research sind sogar bereits Projekte im 21 Gigawatt Gesamtleistung in Deutschland angekündigt, doch nur ein Bruchteil davon realisiert. Den Bedarf der Industrie schätzen die Analysten auf bis zu 300 Terawattstunden grünen Wasserstoff bis 2050.
Damit die Industrie wirklich auf grünen Wasserstoff setzt, muss er auch rentabel sein. Die Analysten gehen davon aus, dass sich die durchschnittlichen Kosten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Kombination mit einer Erneuerbaren-Anlagen bis 2025 auf rund 5 Euro pro Kilogramm reduzieren werden. Sie nehmen ferner an, dass die industriellen Abnehmer in den kommenden Jahren bereit sein werden, mehr als die 5 Euro pro Kilogramm für grünen Wasserstoff zu zahlen.* Ab 2030 sind die Analysten jedoch optimistisch, dass sich die Kosten durch Importe für grünen Wasserstoff weiter reduzieren werden. Dafür müsse jedoch die Transportinfrastruktur wie Häfen und Pipelines erstmal aufgebaut sein.
Bezüglich der Co-Location von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen hat Aurora Energy Research ermittelt, dass bei Preisen von mehr als 5 Euro pro Kilogramm eine Kombination mit Onshore-Windparks die rentabelste Variante sei. Dies sei vorteilhaft gegenüber einer Kombination des Elektrolyseurs mit einer Photovoltaik-Anlage. Die maximale Projektrentabilität ließe sich jedoch erreichen, wenn man Wind- und Solarpark gemeinsam mit einem Elektrolyseur für die Erzeugung von grünem Wasserstoff koppelt. Dabei sollte der Elektrolyseur eher klein dimensioniert werden. So sieht Aurora Energy Research für die Kombination von 50 Megawatt Windkraft, 50 Megawatt Photovoltaik und einen 20 Megawatt Elektrolyse die niedrigsten Gestehungskosten für grünen Wasserstoff.
Die Analysten gehen ebenfalls davon aus, dass bei einer Erzeugung des grünen Wasserstoffs über PPAs – also ohne direkte Co-Location einer Erneuerbaren-Anlage – die Gestehungskosten ebenfalls bei rund 5 Euro pro Kilogramm liegen. „Da in diesen Fällen die Standorte für die Erneuerbaren-Anlagen optimiert und der Elektrolyseur näher an den Abnehmern errichtet werden kann, sinken zudem die Kosten für den Wasserstofftransport und potenziell auch für die Wasserstoffspeicherung“, heißt es weiter. Damit sei die netzgestützte Wasserstoffproduktion für die Industrie derzeit günstiger.
In ihrem „RED II Delegated Act“ hatte die EU kürzlich auch Vorgaben festgesetzt, damit grüner Wasserstoff auch wirklich als grün gilt. Bis 2026 muss demnach eine monatliche Korrelation zwischen der Erzeugung der Erneuerbaren-Anlage und der Herstellung des grünen Wasserstoffs erreicht werden. Ab 2027 gilt diese Festlegung auf Stundenbasis. Zudem muss die Erneuerbaren-Erzeugungsanlage maximal 36 Monate vor oder nach Inbetriebnahme des Elektrolyseurs fertiggestellt sein. Auch müssten sich die Anlagen in der selben Zone befinden oder zumindest in angrenzenden Zonen.
*Anmerkung der Redaktion: Hier hatte sich ein Fehler eingeschlichen, den wir nachträglich korrigiert haben. Ursprünglich hieß es, die Industrie sei nicht bereit, doch die Analysten von Aurora Energy Research gehen durchaus davon aus, dass vor dem Hintergrund der deutschen Klimapolitik die Industrie bereit sein wird, in den nächsten zehn Jahren mehr als 5 Euro pro Kilogramm für grünen Wasserstoff zu zahlen.
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Da fehlen noch ein paar Randbedingungen: Was macht man mit dem Strom, der nicht vom Elektrolyseur verarbeitet werden kann. Welchen Anteil an dem produzierten Strom macht das aus? Ist der Überschussstrom in der Kostenrechnung mit einem Wert versehen, oder verfällt er wertlos? Wie modulierbar in seiner Leistung ist der Elektrolyseur? Hängt sein Wirkungsgrad von der Auslastung ab?
Ich hätte ohnhin mit meinem Milchmädchenverstand geglaubt, man lässt solche Elektrolyseure laufen, wenn mehr erneuerbarer Strom im Netz ist, als verbraucht werden kann. Gegenwärtig wären das nur wenige Stunden an wenigen Tagen im Jahr, aber bei planmäßigem Voranschreiten des Ausbaus wird das schnell mehr werden. In dieser Studie scheint es aber genau umgekehrt zu sein: Der Elektrolyseur läuft, sowie irgendwelcher Strom geliefert wird, wenn es zuviel wird, wird er abgeregelt. Das muss man sich schon leisten können wollen.
Die mir bekannten Berechnungen von grossen Elektrolyse-Projekten geben Ihnen recht.
Mit zunehmender Industrialisierung der Herstellung werde die Kapitalkosten der Elektrolyseure eine zunehmend kleinere Rolle für den Preis des Wasserstoffs spielen (von 30% auf 15%), wohingegen die Kosten des Stroms einen zunehmend grösseren Teil des Preises ausmachen werden (von 60% auf 75%). Mittel- bis langfristig wird es sich also lohnen, nur den Überschuss-Strom zu ‚verwasserstoffen‘, auch wenn der Elektrolyseur dabei nicht dauernd laufen wird.
p.s.: Im (bisher) liberalen Südaustralien sinkt der Strompreis heute schon fast jeden Tag um Mittag rum für etwa 4-6 Stunden auf null oder darunter.
Bei der hohen CAPEX insbesondere in den Elektrolyseur sollte doch darauf geachtet werden, dass die Auslastung desselben genau so maximiert wird wie insbesondere die der Windkraftanlage. Da sowohl Wind wie auch Solar diskontinuierlich produziert werden, sollten Langzeitspeicher wie Redox Flow Batterien zum Einsatz kommen. Diese nutzen tagsüber gespeicherten Strom um die Elektrolyse nachts weiter laufen zu lassen. Solange der Produktivitätsschub des Elektrolyseurs und der WKA dadurch höher ist als die Primärenergieverluste durch die Konversionsverluste des Speichers (ca 25-30%), werden die Kosten für die Herstellung des grünen H2 geringer.
Mir erschließt sich der Sinn einer Wasserstoffproduktion nicht, solange wir sehr viel effizientere Methoden haben, die den regenerativen Strom nutzen können. Wir haben noch sehr lange nicht die Überschüsse, um uns diesen verschwenderischen Luxus leisten zu können. Gerne soll in Feldversuchen geforscht und entwickelt werden, um bessere Wirkungsgrade zu erreichen. Aber die Produktion im großen Stil ist aus meiner Sicht frühestens in den Dreißigern eine Option, wenn die Sektorenkopplung und die effiziente Kurzzeitspeicherung halbwegs ausgeschöpft wurden und wir dann noch weitere (sehr günstige) Überschüsse dafür haben. Zu früh eingesetzt ist Wasserstoff leider ein teurer Bremser für die Energiewende, wenn er den schnell zu realisierenden und wirkungsvollen Bereichen den knappen Grünstrom wegnimmt.
Meine Frage zur günstigen Produktion von Wasserstoff ist : kann man nicht die Abregelungen bei WK und PV aufheben und bei Heim-PV-Produktion die Einspeisebeschränkungen an Wechselrichtern von derzeit m. W. 75 % abschaffen – und die Maximalleistungen zulassen.
Bei unserer privaten PV-Anlage waren im Mai 20 Tage (Baden-Württemberg der maximal zulässigen Einspeisegrenze erreicht worden – also zwangsabgeregelter klimaneutral erzeugter Strom !
Ok – die Netzstabilität müsste weiterhin gewährleistet werden – aber da muss im Netz sowieso noch viel geändert werden..
Gleiches gilt doch auch für Windkraftanlagen – Abschaltungen aufheben muss das Ziel sein !
Und schon sind die Überschüsse deutlich größer und man kann die Wasserstoffproduktion damit hochfahren ! Michael Laschinger
Werden wir in Zukunft noch so viel Stahl in Deutschland erzeugen?
Der Transport von Wasserstoff ist viel teurer, wie der Transport von Kohle, die heute zur Herstellung von Koks zur Eisenerzeugung benutzt wird.
Danach wird im Konverter der Stahl aus dem Roheisen erzeugt.
Oder wird man schon einfache Stähle importieren, um daraus in Deutschland hochwertige Stähle zu erzeugen?
Nicht nur zur Stahlerzeugung braucht man das Gas , sondern auch für Porzellan und Glas. Je eher also die bisherigen Gasnetze auch für H2 ertüchtigt werden, umso besser.
@Detlef K.
Aja welche Methonden sollen das sein? Akku’s mit 600kg Gewicht herum fahren (Beschleunigungs- und Bremsverluste)? Akkus brauchen ja keine Rohstoffe nehme ich mal an. Und der Strom kommt bekanntlich aus der Steckdose, da braucht es ja richtig dimensionierte Kabel, aber der E-Motor braucht ja auch Kupfer, die Folge höhere Rohstoffpreise! Flugzeuge werden sicher auch mit einem Akku fliegen ^^. Aus techn. Sicht ist die Akku Technologie eine Brückentechnologie, die im Verkehr für den Stadtbetrieb Sinn macht, aber auf Langstrecke äusserst schlecht abschneidet. Daher lieber kleine Akkus für temp. Leistungsaufnahme, Langstreckenspeicher in Form von Wasserstoff.
@Skodafahrer
Der Transport ist sogar günstiger, wenn man die besthenden Erdgasleitungen verwendet.
Die allererste Methode ist die Sektorenkopplung, die Direktnutzung über E-Autos und Wärmepumpen oder in der Industrie, das bedarf nur smartmeter und dynamischen Preisanreize im Strommarkt. Billiger, effizienter und rohstoffärmer geht nicht…
Akkus sind die zweite Wahl, sie mögen nicht der heilige Gral sein, sie sind aber das beste, was wir an Speichern zurzeit haben. Sie sind sehr effizient, der Rohstoffbedarf nimmt stetig ab, die alternativen Ressourcen (z.B. nur Natrium aus Kochsalz) sind bereits in der Pipeline und wir haben ein Recycling-Konzept.
Natürlich brauchen wir für die Erneuerbaren wie für die Akkus neue zusätzliche Rohstoffe, die Verwendung ist aber gebrauchend und nicht verbrauchend und langfristig mit Kreisläufen das weitaus geringere Übel, als die derzeitige fossile Welt.
Und wenn Sie vom Gewicht bei PKW’s reden… das ist wegen Rekuperation nicht entscheidend, viel entscheidender sind gute CW-Werte und das Recycling der Materialien. Auch Langstrecke ist für Akkus heute kein Problem mehr, wenn 3 Stunden am Stück gefahren werden kann und die Ladepausen sich auf wenige Minuten reduzieren. Sie befinden sich auf einem Stand von vor 7 Jahren, die Zeiten ändern sich.
Wasserstoff als bessere Alternative zu bezeichnen ist ziemlich absurd, wenn ihre aufgezählten Probleme des Aufbaus und der Ressourcen wegen der extremen Ineffizienz nur potenziert werden. Oder was denken Sie, wie viel zum Beispiel mehr an Beton, Kupfer oder seltene Erden in dreifach mehr Windrädern zu verbauen sind? … oder wie viel es mehr kostet oder welche zeitlichen Verzögerungen aufkommen, wenn drei mal mehr an Erneuerbaren aufzubauen sind für das absolut identische Ergebnis?
Wasserstoff bitte nur dort, wo wir nichts anderes haben… aber bestimmt nicht im PKW Bereich, selbst H2 LKW’s werden aus meiner Sicht nur Nische sein. Und alles der Reihe nach… zuerst alles machen, was effizient und schnell geht, zum Beispiel die Verbreitung von (bidirektionalen) E-Autos, Wärmepumpen, Batteriefarmen und Hausspeicher. Später mit hohen Überschüssen kann man sich dann erlauben, ineffizient und schleppender die schwierigeren Prozente anzugehen… zum Beispiel bei der Langzeitspeicherung, im Flugverkehr oder in Stahlwerken.
Aus meiner Sicht wird die Einführung von Wasserstoff eine Eigendynamik entwickeln, die auch dazu führt, dass auch Wasserstoff in der Mobilität swede seh rasch seinen Einzug hält. Oberleitungen auf der Autobahn und mit Batterie betriebene LKW sind dummes Zeug. Kein Mensch der technikoffen ist glaubt da an Erfolg.
Woher soll die Eigendynamik denn kommen, wenn Wasserstoff unumstößlich immer deutlich teurer sein wird, als die batterieelektrische Alternative?
Der „durchschnittliche“ Kunde wird das ganz sicher nicht finanzieren wollen. Bis Wasserstoff wirklich mal so weit wäre, können BEV’s nahezu das gleiche an Reichweite und Ladezeit. Sie ermöglichen vor allem die Eigenproduktion von günstigstem Treibstoff, diese Unabhängigkeit ist ein unschlagbarer Vorteil.
… und warum sind batteriebetriebene LKW’s dummes Zeug, wenn sie 800km fahren können und deutlich weniger kosten, als der gigantische Wasserstoff-Apparat sowohl im Aufbau als auch im Unterhalt? … aus meiner Sicht wird das der Markt ganz von alleine entscheiden, jeder Cent zählt hier noch viel mehr, als im privaten Bereich. Natürlich wird es noch Nischen geben, wo Wasserstoff die bessere Wahl ist, die werden aber immer weniger.
Elektrolyseanlagen sind nicht zukunftsträchtig, weil sie
1. Zu viel elektrischen Strom verbrauchen,
2. Teure Edelmetalle für Elektroden, Membrame und Katalysatoren brauchen, deren Versorgungssicherheit für die Zukunft nicht gewährleistet ist,
3. Die massgebende spezifische Investition von 500 €/kW nicht erreicht worden ist,
4. Hochdruckspeicher- Transport von H2 mit Treyler nicht nur mehr Verkehrsaufkommen verursacht, sondern auch H2- Kilopreis erhöht,
5. Die Komprimierung und Verflüsssigung energieintensiv und komplex sind,
6. Aus diesen und weiteren Gründen verursacht Elektrolyseverfahren „das Ei- Henne- Problem“: Weil die teuren H2- Fahrzeuge wegen der ungenügenden Tankstellen nicht abgesetzt werden, investieren die Tankstellen- Firmen nicht für die nötige Infrastruktur mit dem Resultat, dass die Verbreitung der H2- Umsetzung für Verkehr erheblich erschwert wird!
Wegen der von Ihnen angesprochenen Probleme hat man auch lange gezögert, der Wasserstoffelektrolyse eine großtechnische Zukunft zuzubilligen. Bis jetzt hat sich aber noch nichts besseres für die Langzeitspeicherung ergeben. Und ohne diese wird man nicht auskommen. Biogas beispielsweise hat eine noch schlechtere Flächeneffizienz als PV+Wasserstoffspeicherung.
Für kürzere Zeithorizonte gibt es auch andere Lösungen wie Batterien für die Kurzzeitspeicherung oder Hochtemperaturspeicher für mittelfristige Zeiträume. Den größten Teil des Verkehrs wird man mit Batterien und Oberleitungen (auch auf Straßen) bewältigen. Nach derzeitigem Stand der Technik wird Wasserstoff wichtig für bestimmte Prozesse (z.B. Stahlherstellung), gewichtssensitive Anwendungen (Langstreckenflüge) und für die Langzeitspeicherung (Rückverstromung) sein.
Wenn man mal ähnlich problembewusst bei der Nutzung der fossilen Brennstoffe gewesen wäre, wie Sie jetzt bei der Wasserstoffelektrolyse! Aber keines der von Ihnen genannten Probleme stellt ein absolutes Hindernis dar, im Gegensatz zu den Problemen, die aus dem ständig steigenden CO2-Gehalt der Atmosphäre resultieren.
Würde hier nicht mal die Frage was ist für was gut Sinn machen? E-Autos und Wasserstoffautos haben beide einen E-Motor. Der Wirkungsgrad liegt bei ca 85%. Das Wasserstoffauto kommt aber durch Umwandlung, Transport und Komprimierung nur auf 15 Prozent. Also scheidet Wasserstoff beim PKW rein physikalisch aus. Auch wenn die Batterien im E-Auto 2000 kg wiegen würden wäre es immer noch viel effizienter. Auch LKWs von Daimler fahren bereits 8 00 km weit. In ein paar Jahren schaffen die auch 2000 km. Das ist nur eine Frage der Zeit. Wasserstoff in der Luftfahrt und im Schiffsverkehr und als Langzeitspeicher sind da extrem sinnvoll. Beim Umwandeln von diesem sollte man immer die Wärme nutzen können. Das Rückverstromen in Verbindung mit einem Fernwärmenetz erhöht den Wirkungsgrad enorm. Bosch hat auf der Hannover Messe angekündigt Wasserstoffaufbereitung im industriellen Maßstab bis Ende des Jahres möglich zu machen. Mit der Hochskalierung sind auch mehrfache Halbierungen der Preise möglich. Für das brauchen wir aber sehr viel erneuerbare Energie. Die billigste kommt dabei aus PV.
„Also scheidet Wasserstoff beim PKW rein physikalisch aus“.
Mit Verlaub, Sie machen den klassischen Fehler, den hier Viele machen, Sie nehmen nur einen relevanten Parameter – die Energiemenge -, statt alle relevanten Parameter, wozu auch Zeit und Ort gehören.
Wenn der Strompreis bald überall regelmässig zwischen 60.-, 30.-, 0.- und -10.- Euro pro MWh pendelt, dann bedeutet das, dass beim Stromverbrauch nicht nur die Menge, sondern auch Zeit und Ort ein wichtige Rolle spielen, sowohl finanziell, wie auch ökologisch.
Wir wollen und müssen PV in Europa und weltweit noch massiv ausbauen, mindestens auf das Fünffache von heute. Dann werden diese Schwankungseffekte noch vermehrt auftreten. In Südaustralien (mit einer liberalen Regelung) ist der Strompreis zur Mittagszeit heute schon fast immer 0 oder negativ.
Wenn man diesen überflüssigen Strom via H2 für die Mobilität – und auch für Anderes – nutzen kann, dann ist das einerseits billig und andererseits auch sinnvoll, selbst wenn man ein Mehrfaches braucht als bei direkter Verwendung.
Es geht doch darum den fluktuierenden Wind und PV-Strom auszugleichen um eine gesicherte Leistung zu erhalten. Das war ja mit der europäischen Kupferplatte geplant. Ganz Europa sollte da preisabhängigen Strom einspeisen können, egal aus welcher Erzeugung er stammt. Dazu sind die sündhaft teuren Stromtrassen über Deutschland notwendig. Um das europäische Versorgungsystem umzusetzen wurden Verträge auf europäischer Ebene abgeschlossen.
Frage: Ist das nun alles wieder vom Tisch? Ich persönlich würde das gut finden denn dadurch würde Deutschland gewinnen, aber ich glaube nicht, dass man den geplanten gemeinsamen europäischen Binnenmarkt aufgibt. Vor allem Deutschlands Nachbarländer freuen sich schon seit langem bei diesem System die kostenlosen deutschen Überschüsse zu erhalten, und dass Deutschland bei Strommangel ihren teuren Atomstrom kauft.
Eine europäische Kupferplatte wird es nie geben, aber einen intensiven Stromaustausch über die Grenzen hinweg schon. Grundsätzlich ist es ja immer am besten (billigsten), produzierten Strom unmittelbar zu verbrauchen. Fluktuierende Stromerzeuger wie Sonne und Wind müssen aber immer zu einem gewissen Prozentsatz zwischengespeichert werden, um den erforderlichen Ausgleich von Angebot und Nachfrage zu gewährleisten und diese Speicherung kostet. Je größer der Bilanzkreis aus Erzeugungsanlagen und Verbrauchern ist, desto kleiner wird dieser Prozentsatz und desto billiger wird der Strom. Rein dezentrale Stromversorgung mit Sonne und Wind ist also die teuerste Variante. Aber auch bei der Vergrößerung des Bilanzkreises stößt man an Grenzen, die nicht nur ökonomischer und technischer (Leitungsverluste) Natur sind. Einzelne Länder legen doch auch starken Wert darauf, in gewissen Grenzen autark zu sein. In Deutschland beginnt die Schnappatmung schon, wenn der Exportüberschuss etwas kleiner wird. Andere Länder sehen überhaupt kein Problem darin, dauerhaft auf Stromlieferungen aus dem Ausland angewiesen zu sein. Für Finnland ist es jetzt aber nicht erfreulich, dass Russland die Stromlieferung (10% des finnischen Bedarfs) eingestellt hat. Dann gibt es ja durchaus unterschiedliche Ansichten, welche Art Kraftwerke akzeptabel ist. Unsere Nachbarn finden deutschen Braunkohlestrom dreckig, wir französischen Atomstrom. Da grundsätzliche Einigkeit besteht, auf Erneuerbare Stromquellen umzustellen, wird sich dieses Problem hoffentlich erledigen.
Am schwierigsten wird es wohl mit den Kernkraftwerken werden, weil man die nicht nur zur Stromproduktion einsetzt, sondern auch zum Erbrüten von spaltbarem Material (Plutonium). Und mit den jüngsten imperialistischen Ambitionen Russlands wird die Notwendigkeit einer effektiven Landsverteidigung doch wieder ganz anders gesehen. Die Hoffnung auf eine vollständige nukleare Abrüstung ist in sehr weite Ferne gerückt. Dank seines nuklearen Zerstörungspotentials kann sich Russland ziemlich sicher sein, dass es nicht auf seinem Territorium angegriffen wird. Der Weltgemeinschaft bleibt als Druckmittel nur der Ausschluss Russlands aus der globalen Arbeitsteilung und damit ein Wohlstandsverlust.
Damit sind wir zurück bei der „europäischen Kupferplatte“: Zusammenarbeit mit Nachbarländern schafft zwar Wohlstand aber auch Abhängigkeit. Im Augenblick geht das Pendel eher Richtung Unabhängigkeit auf Kosten des Wohlstands.
Hier kommt bei mir die Frage auf, wie teuer sind die unterschiedlichen Stromarten? Wie teuer muss ich Strom aus AKWs oder Braunkohle ansetzen? Wie hoch ist in 10 Jahren der CO2 Preis für diese Energie? Ich bin immer noch der festen Meinung, dass dezentrale Anlagen von erneuerbaren Energien die preiswerteste Lösung sind. Entscheidend ist die Menge der grünen Energie. Wasserstoff nur aus Überfluss zu produzieren ist vielleicht zu teuer. Große Solarparks mit Kurzzeitspeichern oder mit Windstrom in der Dunkelheit kombiniert müssten den preiswertesten Wasserstoff generieren können . Mit Akkus, Salz- oder Flüssigmetallspeichern kann man kurzzeitig regulieren. Bei genügend Wasserstoffproduktion ist die Dunkelflaute Geschichte. Anstrengungen benötigt es sicherlich bei der Wärmeversorgung. Abwärme beim Wasserstoff und große Wärmepumpen über ein Fernwärmenetz würden den Wirkungsgrad stark verbessern. Auch hier kann man die Bilanzkreise vergrößern und Strom und Wasserstoff untereinander austauschen.
Dass Erzeugung und Verbrauch in Zukunft dezentral erfolgen (im Gegensatz zu heute, wo die fossil-nukleare Erzeugung stark zentralisiert ist), ist unbestritten. Die Frage ist aber, wie groß man die Bilanzkreise macht, innerhalb derer 24/365 Angebot und Nachfrage ausgeglichen sein müssen. Meiner Meinung nach ist da Deutschland noch zu klein. Schon heute ist es ja so, dass bei starker PV- oder Winderzeugung ein Großteil davon ins Ausland geht. Ein größerer Teil davon geht in Speicherkraftwerke in Norwegen, der Schweiz und Österreich, die mittägliche PV-Spitze auch in den direkten Verbrauch in den Nachbarländern. Wenn bei uns Flaute herrscht, wären wir natürlich dankbar, wenn die Nachbarländer etwas abzugeben haben, wenn dort gerade mehr Wind weht oder mehr Sonne scheint. Über Schwerpunktverschiebungen der Fließrichtung in den Stromleitungen über ganz Europa hinweg kann so auch Strom aus Portugal in Finnland ankommen. Je mehr Strom direkt verbraucht wird, desto weniger muss zwischengespeichert werden, und da damit zu rechnen ist, dass diese Zwischenspeicherung in Zukunft teurer als die Erzeugung selbst sein wird, lässt sich da auch am meisten sparen.
@ Jakob Sperling. Kann es sein, dass der Denkfehler auf ihrer Seite liegt? Mir reicht ein Parameter vollkommen aus. Es ist egal was der Strom kostet und es ist auch egal wo er herkommt. Auch in Deutschland gibt es negative Strompreise. Als erstes brauchen wir ein zwingendes Gesetz, das grüne Energie vorrangig verbraucht werden muss. Die Netzbetreiber kennen die Schwachstellen der Leitungen. Hier kann dann auch Wasserstoffproduktion einspringen. Noch mal zum Thema Wasserstoff im PKW. Ein wasserstoffbetriebenes Fahrzeug braucht die vierfache Menge an Strom im Vergleich zum reinen E-Auto. Egal wie hoch der Preis ist, es ist einfach nur Verschwendung. Wir werden die grüne Energie dringend brauchen, aber für sinnvolle Dinge, welche mit Akkus nicht realisierbar sind.