Stimmung in der deutschen Photovoltaik-Branche so gut wie nie

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Der globale Photovoltaik-Markt wächst und wird in diesem Jahr wohl erstmals 200 Gigawatt Zubau auf Jahresebene überschreiten. Auch in Deutschland ist die Photovoltaik wieder auf dem Vormarsch und der Markt wächst. So überrascht es nicht, dass die The Smarter E in München auch wieder an Vor-Corona-Zeiten anknüpft. Insgesamt 1356 Aussteller präsentieren in 12 Messehallen ihre Neuheiten in München. Der Veranstalter Solar Promotion erwartet mehr als 50.000 Besucher bis Freitag.

Für die deutsche Solarbranche gab Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) eine kurze Lageeinschätzung ab. Demnach erreicht der Geschäftsklima-Index, den der Verband vierteljährlich ermittelt, ein Allzeithoch. „93 Prozent der Befragten schätzen die Lage als gut oder sehr gut ein. Eine so gute Bewertung hatten wir noch nie“, sagte Körnig am Mittwoch im München. Nur ein Prozent schätze die Situation aktuell als schlecht ein. Auch mit Blick auf die Zukunft erwarten rund Dreiviertel der Befragten zuversichtlich und erwartet eine anhaltend günstige Entwicklung. Nur sieben Prozent sind eher pessimistisch.

Entsprechend ist der BSW-Solar auch optimistisch, was die weitere Marktentwicklung in Deutschland angeht. Der Zubau lag im 2021 bei rund sechs Gigawatt. Gerade bei privaten Photovoltaik-Dachanlagen erwartet der Verband ein weiteres Marktwachstum im zweistelligen Bereich. Im vergangenen Jahr sei ein Zuwachs von 39 Prozent verzeichnet worden. Auch bei Freiflächenanlagen mit und ohne EEG-Förderung geht der BSW-Solar von einem Zuwachs in diesem Jahr aus. Immerhin rund 670 Megawatt seien im vergangenen Jahr ohne Solarförderung in Deutschland zugebaut worden – ein Plus von 215 Prozent gegenüber 2020. Die Projektpipeline liegt bei rund sieben Gigawatt für solche Projekte, wie Körnig erklärt. Allerdings würden wohl nicht alle in den nächsten ein, zwei Jahren realisiert und die Marktentwicklung in diesem Segment hänge auch wesentlich von der weiteren Ausgestaltung des Strommarktdesigns ab.

Sorgenkind ist dagegen das Segment der gewerblichen Photovoltaik-Dachanlagen. Die Nachfrage war auch wegen der Änderungen im EEG 2021 im vergangenen Jahr um 28 Prozent eingebrochen. In diesem Jahr werde sie wohl nicht spürbar anziehen. Obwohl mit dem EEG-Osterpaket durchaus eine positive Perspektive für den gesamten Photovoltaik-Markt verbunden ist. Eine klare Zubauprognose wagt Körnig dennoch nicht für 2022.

Die ambitionierten Klimaziele insgesamt helfen der Branche, doch sie zu erfüllen ist auch noch ein weiter Weg. Aktuell sind etwa 2,2 Millionen Photovoltaik-Anlagen in Deutschland installiert. Um die bis 2030 avisierten 215 Gigawatt zu erreichen, brauche es jedoch etwa fünf Millionen Anlagen auf den Dächern und 0,2 Prozent der Landesfläche für Photovoltaik-Freiflächenanlagen, so Körnig weiter. Auf dem Weg dahin könnte auch die Solarindustrie in einem nennenswerten Maße wieder Fuß in Deutschland fassen. Erste Projekte für Gigawatt-Fertigungen in Deutschland wie etwa von Meyer Burger gebe es bereits. Weitere würden folgen, so Körnig, der jedoch noch keine Details nennen durfte. Mittlerweile seien die Arbeitskosten aufgrund der hohen Automatisierung der Fabriken nicht mehr entscheidend, sondern Transportkosten fielen stärker ins Gewicht. Dies gilt auch gerade aktuell, da aufgrund der Corona-Politik in China sich die Schiffe in Shanghai stauen, nicht entladen werden und keine Ware nach Europa liefern können. Aus Sicht von Körnig schlägt dies auf die Preise aktuell durch, jedoch will er keine genauen Angaben zur weiteren Entwicklung machen. Allerdings sei in der jüngsten Vergangenheit ein Aufschlag auf die Gesamtkosten von rund zehn Prozent zu verzeichnen gewesen.

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