Im Gemeinderat Hallbergmoos ist in dieser Woche ein Konzept präsentiert werden, von dem die Energiewende und Wirtschaft im Ort gleichermaßen profitieren sollen. Die Energieallianz Bayern und Höflinger Müller wollen in dem Ort im Landkreis Freising eine 37 Hektar große Monokulturfläche zwischen S-Bahn, Bundesstraße und Gewerbegebiet in einen bienen- und insektenfreundlichen Photovoltaik-Park mit einer Servicestation inklusive Erlebnisgastronomie und Naturteich umwandeln.
Das Photovoltaik-Kraftwerk mit rund 37 Megawatt soll jährlich 37 Millionen Kilowattstunden Solarstrom erzeugen, die direkt vor Ort von der ansässigen Wirtschaft verbraucht werden soll. Für die Bürger von Hallbergmoos soll eine Infrastruktur mit mehreren Ladesäulen aufgebaut werden, wo sie ihre Elektrofahrzeuge direkt mit dem erzeugten Solarstrom beladen können. „Die Gemeinde Hallbergmoos ist damit auf einen Schlag CO2-neutral“, erklärt Ulrich Geis, Geschäftsführer der Energieallianz Bayern.
Bisher werden auf der Fläche Monokulturen wie Mais angebaut. Künftig werde eine Wildblumenwiese entstehen, die Bienen und andere Insekten anlocken soll. „Das Gelände, das im äußeren Bereich des Landschaftsschutzgebietes Isartal liegt, wird somit ökologisch aufgewertet“, sagt Geis. Zudem würden für die Photovoltaik-Anlagen keine Betonfundamente notwendig, sondern sie entstehe mit Trägern, die nur in den Boden gesteckt werden. „Ohne großen Aufwand kann man so eine Anlage auch wieder rückstandsfrei entfernen und die Fläche der Landwirtschaft zurückgeben“, so Geis weiter.
Höflinger Müller plant wiederum am angrenzenden Gewerbegebiet, eine Servicestation zu erreichten. Dort wird es seine über die Ortsgrenze bekannten Backwaren anbieten. Gleichzeitig plane der Betrieb, seine gesamte Flotte auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Immerhin 140 Filialen in Bayern beliefert der Betrieb. Tagsüber, wenn die Sonne für den umweltfreundlichen Strom sorgt, werden die Temperaturen im Kühlhaus, das in der Servicestation integriert ist, so weit heruntergefahren, dass in den Nachtstunden keine weitere Energieabnahme notwendig ist, wie und Franz Höflinger, Geschäftsführer der Höflinger Müller erklärt. Gleichzeitig würden tagsüber die Akkus der Elektro-Lkw geladen und als Energiepuffer genutzt. Mit dem bidirektionale Be- und Entladen könnten Schwankungen bei der Photovoltaik-Erzeugung ausgeglichen und Hallbergmoos den ganzen Tag über zuverlässig mit Solarstrom versorgt werden.
Überdies befinden sich in der Nähe des geplanten Photovoltaik-Kraftwerks mehrere Umspannwerke. Die Einspeisung des Solarstroms ins öffentliche Netz sei so ohne lange Kabelstrecken möglich. Wenn alle Genehmigungen vorliegen wollen die Energieallianz Bayern und Höflinger Müller umgehend mit dem Bau zu beginnen. Die Grundstückseigentümer haben bereits ihre volle Unterstützung zugesagt.
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Ein sehr gutes Konzept. Endlich findet eine Versorgung der ganzen Gemeinde mit diesem Solarpark statt. Mit zwei oder drei Windrädern wäre nahezu die komplette Versorgung über das ganze Jahr gewährleistet. Die Richtung, vor allem Solarparks mit Blühstreifen statt Maisacker ist genau richtig. Mais als Bioenergie zu nutzen ist sinnfrei. Wir werden in der westlichen Welt als Weizenersatz brauchen.
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„Die Gemeinde Hallbergmoos ist damit auf einen Schlag CO2-neutral“, erklärt Ulrich Geis, Geschäftsführer der Energieallianz Bayern.
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Das ist ein typisches „sich in die Tasche lügen“, das leider sehr weit verbreitet ist. Es entsteht, wenn man nicht weiter als bis zu seiner eigenen Nasenspitze schaut. Bis dahin kann die Welt ganz entspannt aussehen.
Wie kommt der Herr Geis zu dieser Aussage? Hallbergmoos hat 11.000 Einwohner, also etwa 0,014% der deutschen Bevölkerung. Diesen Einwohnern sind vom deutschen Netto-Stromverbrauch (derzeit ca. 500TWh) etwa 69 GWh zuzuordnen. Die Anlage erzeugt aber nur 37GWh. Wahrscheinlich hat die Gemeinde H. wenig energieintensive Industrie und seine Einwohner kaufen den entsprechenden Energiebedarf nicht als Strom, sondern in Form von energieintensiv produzierten Gütern und Dienstleistungen. Die Anlage ist also keineswegs in der Lage, H. CO2-neutral zu machen, nicht mal bilanziell. Berücksichtigt man noch, dass Strom nur 20% des deutschen Energieverbrauchs ausmacht, bräuchte H. für die bilanzielle CO2-Neutralität (5*69/37-1=) 8,3 solcher Anlagen dazu. Bleibt noch das Problem der Wirkungsgradverluste bei der unvermeidlichen Energiespeicherung um nicht nur bilanziell sondern real CO2 neutral zu werden, und das Problem, dass es in Deutschland große Städte und Gemeinden mit einem ungünstigeren Verhältnis von Gemeindefläche zu Einwohnerzahl gibt. Auch für diese weniger begünstigten müssen die bessergestellten etwas übernehmen. Insgesamt kommt man so auf geschätzt 15 Anlagen a 37MW, also eine Fläche von 555ha, bei einer Gesamtgemeindefläche von 3500ha. Wäre machbar, und jedes Windrad a 5MW Nominalleistung würde ca. 10ha einsparen. Das wäre sicher noch eine Entlastung. Aber man sieht: Hallbergmoos liegt mit dieser Anlage noch weit weg von der CO2-Neutralität, wenn man nur ein weniges über die eigene Nasenspitze hinausschaut.
Warum immer gleich so übertrieben negativ, bei einem so positiven Projekt. Übrigens ist Ihre Rechnung auch nicht fehlerfrei. Sie rechnen nämlich mit 20% elektrischen Energieanteil am Primärenergieverbrauch. In Zukunft wird das aber nicht mehr so sein, da die hohen Energieverluste der fossilen Energieerzeugung wegfallen werden. Wir werden alles elektrifizieren und eine Wasserstoffwirtschaft mit Kraftwärmekopplung (mit nur geringen Verlusten) haben. Demotivieren von Akteuren ist nicht die Lösung um bei den EE vorwärts zu kommen.
Sagen Sie lieber was die Ihrer Meinung nach noch bessser machen könnten.
Definitiv ein richtig klasse Projekt, das hoffentlich Schule macht!
Die Kritik von JCW an der Aussage kann ich jedoch auch nachvollziehen. Ich kenne auch ein paar, die meinen, dass ein PV-Ertrag, der in Summe dem elektrischen Jahresverbrauch entspricht sie zu „Klimaengeln“ macht. In diesem Sinne wurde und wird es ja auch oft von Unternehmen beworben.
Einige nehmen solche Aussagen leider für bare Münze und ich stelle mal die Hypothese auf, dass der Anreiz Energie zu sparen, wenn man doch scheinbar schon CO2-neutral lebt, von Herrn Rebound genüsslich aufgefressen wird.
Ein wenig mehr Differenziertheit und Ehrlichkeit würde uns allen gut tun und die positive Strahlkraft eines solchen Projekts nicht im Geringsten schmälern.
[Leute aus dem Marketing und Popu… ähm Tobias Theodor Hans könnten widersprechen.]
Politiker und auch Bürgermeister schmücken sich gerne mit grünen Federn. Bilanziell klimaneutral ist halt nicht komplett klimaneutral. Das wissen hier auch die meisten. Wer aber solche Projekte schlecht redet, der ist in der alten Welt hängen geblieben. Dieses Projekt wird als Leuchtturmprojekt dargestellt. Das müsste überall passieren und gang und gäbe sein. Dazu wie oben beschrieben mit Windrädern Speichern und Fernwärme ergänzt da gibt es ein wirklich klimaneutrales Konzept. Das wird die Zukunft sein müssen.
Über das Projekt selbst habe ich doch gar nichts gesagt. Nur über die falsche Aussage dieses Herrn Geis. Was soll man besser machen? Ehrlich sein, nachdenken, die notwendigen Flächen für die benötigten Erneuerbaren Anlagen ausweisen.
Wenn dieser Herr Geis eine Aussage macht „jetzt sei Hallbergmoos klimaneutral“, können Sie sicher sein, dass in der nächsten Gemeinderatssitzung, in der eine Änderung des Flächennutzungsplans beantragt wird, die Mehrheit sagt: „Wir sind schon klimaneutral, wir haben unser Soll erfüllt!“ Und dann wars nix mit der Klimaneutralität für die nächsten 20 Jahre. Für Hallbergmoos nicht und für München und andere Großstädte, Hochöfen, Chemiefirmen, Aluminium- und Kupferschmelzen noch viel weniger.
@Herrn Scherer: Das ist mir auch klar, dass man mit Wärmepumpen und KWK weniger Primärenergie braucht. Lassen Sie es 20% sein – viel ändert sich damit nicht an meiner Rechnung. Ob man jetzt 1400% Steigerung oder nur 1100% mehr braucht – wir sind noch sehr weit weg von der Klimaneutralität. Und die effektivste Maßnahme, nämlich eine gescheite Wärmedämmung für Neubauten, wird weiterhin verschleppt auf den St Nimmerleinstag. Statt dessen werden weltfremde Vorgaben für die Erneuerbaren-Quote bei neuen Hausheizungen gemacht. Da dafür aber fast nur Wärmepumpen zur Verfügung stehen, wird dies die Erneuerbaren-Quote beim Strom eher senken. Zumindest wird sie bei dem geplanten Zubau an Erneuerbaren nicht steigen. Und der realisierte Zubau wird noch weit unter dem geplanten liegen, weil bei der Windkraft keine substantielle Verbesserung zu erkennen ist. Hier sollte vorläufig die Ausschreibung ausgesetzt werden zugunsten eines freien Zubaus mit garantierten Einspeisevergütungen, bis die geplanten Zubauzahlen erreicht sind, und der Verlust der letzten Jahre aufgeholt ist.
Ganz Deutschland ist übrigens besser als Hallbergmoos: Deutschlandweit haben wir schon eine Quote von 16% Erneuerbare Energien. Da brauchen wir nur noch eine Steigerung um weitere 500%.
Es freut mich sehr, dass die Gemeinde Hallbergmoos den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen von echter Mehrdimensionalität bei Solarparks erkannt hat. Wie ich bereits in meinem Artikel ( https://www.pv-magazine.de/2021/11/03/positive-image-energie-fuer-solarparks/ ) vom 03.11.2021 darlege, sind solche Mixed-Use Projekte für die Entwicklung einer Gemeinde/eines Standortes imagetechnisch aufwertend. 37ha Solarpark mit einer einfachen Nutzung für die Erzeugung von Energie sind schlichtweg Verschwendung von Grund und Boden.
Gut gefällt mir auch der Ansatz, den vor Ort erzeugten Strom für das angrenzende Gewerbegebiet zu nutzen.
Weiter so! Vielleicht finden wir noch mehr Visionäre, die uns fernab des technischen Pragmatismus in die Zukunft führen.