Positive Image-Energie für Solarparks

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Tapezierte Naturräume. Monostrukturen durch lineare Formen. Zensur der Landschaft durch Eindimensionalität. So sehen sie aus, die derzeitigen Entwürfe für Solarparks. Aber steckt in dem pragmatischen Ansatz der Energieversorgung nicht noch mehr Potential, welches wir nutzen können? Was bedeutet uns die begrenzte Ressource „Boden“ und wie stehen wir zu dem Begriff Kulturlandschaft, der zwangsläufig durch die Energiewirtschaft neu geprägt werden wird?

Rund um den Vorentwurf eins 21 Hektar großen Solarparks stellt sich die Gemeinde Petershausen im Landkreis Dachau gerade diese Fragen. Diese Initiative ist gut zu bewerten und spricht grundsätzlich für sich. Bemerkenswert daran ist das Konzept von GP Joule, Magerwiesen und Sträucher im Zwischenraum der Solarmodule anzupflanzen. Diese neu entstandene klimapolitische Photovoltaik-Landschaft kann, lokal begrenzt, mehr zu einer Artenvielfalt beitragen als eine gentechnisch veränderte Maismonokultur.

Jedoch, und das gilt als kritisch zu bewerten, sind keine Ansätze vorhanden, die auf eine mehrdimensionale Planung schließen lassen. Das eingereichte Projekt wirkt auf den Betrachter eher wie eine Mogelpackung in Bezug auf die Gestaltung. So wird trotz aufgestellter Solarmodule eine vielschichtige Arten- und Nutzungsvielfalt den Bürgerinnen und Bürgern suggeriert. Tatsächlich schneidet aber ein Zaun eine Lücke von 21 Hektar in die naturräumliche Landschaft. Es ist daher nachvollziehbar, dass nicht alle Bewohner dieses Projekt mit verantworten können.

Wie könnte nun echte Mehrdimensionalität eines Projektes zu Gunsten den Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Petershausen aussehen? Lösungsansätze dazu fand ich in der Neuinterpretation der Wörter „Kulturlandschaft“ und „Solarpark“. Kultur und Landschaft verbindet die vom Menschen gesetzten Interessen mit der Natur. Kultur gilt als die „Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestalterischen Leistung einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung“ (Oxford Languages).

Es gibt ansprechend gestaltete Photovoltaik-Kraftwerke, die über Ihre Form als Pandabär oder Mickey Mouse an Bekanntheit gewannen. Technische Möglichkeiten lassen unterschiedliche Farben der Solarmodule zu, die beispielsweise als Zeichen für Solidarität in Regenbodenfarben angeordnet werden könnten. Man kann sich vorstellen, welche überzeugende Wirkung bei dem Betrachter entsteht und welche Imagewirkung dadurch dem Betreiber und der Gemeinde zu Gute kommt.

Eine eigene Konzeptstudie sollte den Ansatz von Mehrdimensionalität bei einem Solarpark in den Vordergrund stellen. Über das Design kann das eigentliche Photovoltaik-Kraftwerk an Akzeptanz gewinnen, in dem es die sterilen Formen eines Kraftwerkes mit Innovation, Flexibilität und Leben befüllt. Das Design der Solarmodule orientiert sich deshalb an einem Sonnenblumenfeld, welches charakteristisch für die Landschaft steht. In meinem Konzept habe ich die Gestaltungsform des Solar-Parks eines Herzens gewählt. Diese Form symbolisiert Harmonie mit der Landschaft, Leidenschaft zu diesem Solarpark als auch ein gemeinsames Auftreten aller Bürgerinnen und Bürger für den Energiewandel. Es ist frei von klimakapitalistischer Arroganz. Denn es schränkt durch seine Zugänglichkeit die Menschen als auch die Wildtiere in deren Heimat nicht ein. Die auf etwa drei Meter über dem Boden aufgeständerten Solarmodule lassen verschiedene Aktivitäten für die Besucherinnen und Besucher darunter zu. Betrachtet man das projizierte Image eines solchen Solarparks, so ist dieses aufgeladen mit positiver Energie, Neugierde als auch Darstellung einer konstruktiven und zukunftsorientierten Weiterentwicklung.

Ein Solarpark, der in seiner Gesamtheit Ausdruck menschlicher Höherentwicklung auf mehreren Dimensionen beweist, könnte demnach als Kulturgut in die Landschaft eingehen. Um diesen Status zu erhalten, sollte die Gemeinde sich von klimakapitalistischen Initiativen entfernen und eigene Überlegungen zur Einführung von Kultur in die Landschaft partizipativ planen. Der Ausdruck menschlicher Höherentwicklung zeichnet sich durch die Berücksichtigung gemeinschaftlicher Interessen aus und lässt Diversität zu. Eindimensionalität war gestern.

— Der Autor Bernhard Lachmann ist Diplom-Ingenieur für Stadt- und Raumplanung mit Spezialisierung in Projektentwicklung. Als Experte für Business Development sind für ihn neue Märkte als auch innovative Produkte spannend. Er betrachtet Solarparks als Mixed-Use Projekte, deren Funktionalitäten im nachhaltigen Einklang mit der Umgebung stehen. www.lachmann-realitaeten.de

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