AECEA: Wahrscheinlich keine staatliche Solarförderung 2022 mehr in China – Photovoltaik-Zubau 2021 bei 53 Gigawatt

Teilen

In China sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Nationalen Energieagentur NEA Photovoltaik-Anlagen mit etwa 53 Gigawatt neu installiert worden. Dies sei ein Wachstum um zehn Prozent im Vergleich zu 2020, wie das Beratungsunternehmen AECEA berichtet. Die insgesamt installierte Photovoltaik-Leistung in China stieg damit zum Jahresende 2021 auf mehr als 306 Gigawatt, wobei 107,5 Gigawatt auf dezentrale Anlagen entfallen. Diese dezentralen Anlagen hätten im vergangenen Jahr auch erstmals mehr als die Hälfte des gesamten Zubaus in China ausgemacht. Auch die installierte Leistung der gewerblichen und industriellen Photovoltaik-Anlagen sei im Jahresvergleich um 50 Prozent auf etwa 7,5 Gigawatt angewachsen.

Der Anstieg der Installationen von privaten Photovoltaik-Anlagen um 113 Prozent auf 21,59 Gigawatt sei nicht verwunderlich, da sie 2021 letztmalig wohl von staatlichen Förderungen profitieren können. „Aller Wahrscheinlichkeit nach könnte 2022 das erste Jahr sein, in dem der chinesische Inlandsmarkt tatsächlich ‚subventionsfrei‘ sein wird, das heißt keine Subventionen mehr auf nationaler Ebene vorgesehen sind“, schreibt Frank Haugwitz in seiner AECEA-Analyse.

Dennoch habe das neue Jahr sehr gut begonnen. In den zurückliegenden Wochen habe es eine enorme Zahl von Ausschreibungen für die Beschaffung von Solarmodulen gegeben. Dabei seien oftmals Lieferdaten bis zum dritten Quartal oder spätestens bis November geliefert werden müssten. „Gleichzeitig sind die Provinzregierungen angesichts des bevorstehenden chinesischen Neujahrsfestes eifrig dabei, neue Projektpipelines vor Februar zu genehmigen“, so Haugwitz weiter. Für Anfang März sei dann der jährliche „Nationalen Volkskongress“ vorgesehen, auf dem der lang erwartete 14. Fünf-Jahres-Plan für die Energieentwicklung offiziell veröffentlicht werden soll. Zudem könnten dort Reformen der chinesischen Gesetze für Elektrizität, Kohle und erneuerbare Energien angestoßen werden. Eine Prognose für den Photovoltaik-Zubau in diesem Jahr werde vor diesem Hintergrund momentan von AECEA noch erarbeitet.

Allerdings gibt es einige Anzeichen für ein weiteres Wachstum des Photovoltaik-Marktes. NEA habe in den letzten Dezembertagen bekannt gegeben, dass sie 97 Gigawatt an so genannten „Gigawatt-Basen“ genehmigt habe. Es handele sich dabei hauptsächlich um Photovoltaik- und Windkraftkapazitäten, die in 19 Provinzen entstehen sollen. Berichten zufolge befinden sich 75 Gigawatt im Bau, von denen 45 Gigawatt bis Ende 2022 ans Netz gehen sollen. Die restlichen Anlagen würden dann bis Ende 2023 folgen. Zudem ist AECEA zufolge eine weitere Aufforderung zur Einreichung von Projektvorschlägen für insgesamt 100 Gigawatt veröffentlicht, die als zweites Los bezeichnet wird.

Provinzregierungen als Treiber

Daneben treiben auch die Provinzregierungen den Photovoltaik-Zubau. Sie genehmigten demnach 2020 bis zu 150 Gigawatt an garantierten Netzanschlüssen oder marktgesteuerten Projekten. Dies sei eine Verfünffachung gegenüber 2020. Allein die Provinz Hebei strebe die Realisierung von 40 Gigawatt auf diesem Wege an. Insgesamt hätten 29 Provinzen Richtlinien erlassen, die als Gegenleistung für die Projektgenehmigung einen „Beitrag“ zur lokalen Wirtschaft durch Investitionen, vorzugsweise in vorgelagerte Produktionsanlagen, verlangen.

Auch eher auf regionaler Ebene verzeichnet AECEA zahlreiche Unterstützung für den Zubau von privaten und gewerblichen Photovoltaik-Anlagen. Der Anteil habe sich von 32 Prozent 2020 auf 64 Prozent im Zeitraum erstes bis drittes Quartal 2021 verdoppelt. So sei Ende August ein Pilotprogramm aufgesetzt worden, dass speziell auf dezentrale Photovoltaik-Projekte ausgerichtet ist. Demnach sollen 50, 40, 30 und 20 Prozent der bestehenden staatlichen, öffentlichen, gewerblichen und ländlichen Gebäude in 676 Bezirken bis Ende 2023 mit einer Photovoltaik-Dachanlage ausgestattet werden. Seit August hätten sich weitere 170 Bezirke diesem Programm als „lokale Initiative“ angeschlossen. Bis heute haben schätzungsweise 380 Landkreise entweder bereits sogenannte „landkreisweite Photovoltaik-Dach-Entwickler“ ausgewählt oder befinden sich in fortgeschrittenen Verhandlungen. Mindestens zwei Dutzend Städte bieten AECEA zufolge auch verschiedene Förderungen für dezentrale Photovoltaik-Anlagen an, die meist eine Laufzeit von drei Jahren haben. Dazu kommen neue Ankündigungen für eine Beschleunigung der Energiewende im Gebäudesektor sowie im ländlichen Raum.

Enormer Produktionsausbau für Wafer, Zellen und Module geplant

Auch die Solarindustrie im Land habe 2021 auf die optimistischen Wachstumsperspektiven reagiert. So gehe die Upstream-Expansion ungebremst weiter. Es habe eine Welle an Ankündigungen für die Erweiterung von Produktionskapazitäten für Wafer, Zellen und Module gegeben. AECEA beziffert sie für Wafer auf insgesamt 340 Gigawatt, Zellen auf 170 Gigawatt und Module auf 160 Gigawatt. Allein im vierten Quartal seien mehr als 80 Gigawatt an neuen Produktionskapazitäten für Wafer von überwiegend neuen Marktteilnehmern angekündigt worden. Wenn sie realisiert werden, könnten bis Ende 2022 kumulativ Produktionskapazitäten von jeweils 550 Gigawatt für Wafer und Zelle und 500 Gigawatt für Module in Betrieb sein. „Trotz dieser beeindruckenden jährlichen Wachstumsraten gibt es bis heute keine einzige Schätzung der weltweiten Nachfrage, die auch nur annähernd mit diesen gigantischen Produktionskapazitäten in naher Zukunft mithalten könnte“, so Haugwitz weiter. Daher werde sich die Zeit der Überkapazitäten fortsetzen.

Auch beim Polysilizium geht der Ausbau der Produktionskapazitäten weiter – 2021 wurden zusätzliche 1,6 Millionen Tonnen angekündigt, was 500 Prozent mehr seien als noch 2020. Derzeit führt die eher angespannte Versorgungslage dazu, dass im Herbst ein Zehn-Jahres-Hoch mit einem Preis von 276 Yuan (38,40 Euro) pro Kilogramm erreichte. Ende 2021 lagen die chinesischen Polysilizium-Produktionskapazitäten bei etwa 530.000 Tonnen. Aktuell befänden sich Kapazitäten für weitere 300.000 Tonnen im Bau, die im Laufe des Jahres in Betrieb gehen. Nach Einschätzung von AECEA werden die Polysiliziumpreise bis zum Sommer auf einem hohen Niveau von etwa 200 Yuan (27,80 Euro) pro Kilogramm bleiben und bis zum Jahresende möglicherweise auf 170 Yuan (23,70 Euro) pro Kilogramm fallen. Beginnend 2023 werde sich der Preisrückgang beschleunigen und das historische Preisniveau von 56 (7,80 Euro) Yuan pro Kilogramm sei dann wieder möglich.

Das knappe Polysilizium-Angebot habe sich auch in steigenden Modulpreisen 2021 niedergeschlagen. Sie hätten sich bis Ende November auf 2,09 Yuan (29 Cent) pro Watt erhöht, ehe sie begannen und sinken. Aktuell bewegen sich die Modulpreise zwischen 1,85 und 1,9 Yuan (25,8 und 26,5 Cent) pro Watt und könnten bis zum dritten Quartal 2022 auf etwa 1,7 bis 1,75 Yuan (23,7 bis 24,4 Cent) pro Watt weiter sinken.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.