Altmaier: Politik hat künftigen Strombedarf in Deutschland unterschätzt

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„Wir müssen durch die verschärften Klimaziele Deutschlands und der EU von einem deutlich höheren Strombedarf ausgehen, als es bisher zugrunde gelegt wurde. Dazu wird mein Haus neue Berechnungen vorlegen.“ Das sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) der „Wirtschaftswoche“ in einem Doppelinterview mit BDEW-Chefin Kerstin Andreae. Demnach hat sein Ressort bisher unterschätzt, wie stark der Strombedarf in Deutschland im Zuge der Energiewende steigen dürfte.

„Das heißt dann weiter, dass wir mehr Energie produzieren müssen, und zwar aus allen verfügbaren erneuerbaren Quellen: Windkraft und Photovoltaik“, sagte Altmaier außerdem. Er werde „konkrete Vorschläge vorlegen, wie wir die Offshore-Windkraft auf hoher See und die übrigen erneuerbaren Energien viel stärker ausbauen können, als bisher geplant.“ Als „ein verkapptes Plädoyer für eine Solarpflicht auf allen Dächern“ will Altmaier das jedoch nicht verstanden wissen, sondern als „Plädoyer für Pragmatismus. Fangen wir doch mit allen Gebäuden der öffentlichen Hand an, da kommt schon einiges zusammen: Bis 2030 sollten alle öffentlichen Gebäude in Deutschland klimaneutral und mit PV ausgestattet sein.“

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. hat Altmaiers Ankündigung begrüßt, neue Berechnungen zum Strombedarf vorzulegen. Damit habe der Bundeswirtschaftsminister eingestanden, dass die Prämissen der Energiewende bislang falsch gesetzt worden seien. „Die Annahmen zur Entwicklung des Strombedarfs sind essenziell, um die Klimaziele zu erreichen und Versorgungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten“, so BEE-Präsidentin Simone Peter.

Nach Berechnungen des BEE wird sich der Bruttostromverbrauch von 571 Terawattstunden im Jahr 2019 auf 745 Terawattstunden im Jahr 2030 erhöhen. Demnach nimmt zwar der klassische Stromverbrauch aufgrund ambitionierter Effizienzannahmen ab, und auch die Netzverluste, der Eigenverbrauch der Kraftwerke und Speicherverluste verringern sich. Der zusätzliche Strombedarf im Wärme- und Verkehrssektor für Wärmepumpen, Elektromobilität und Sektorenkopplungstechnologien werden aus Sicht des BEE diesen Rückgang jedoch übertreffen. Vor diesem Hintergrund müsse der Ausbau erneuerbarer Energien dringend beschleunigt werden.

 

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