Massive Proteste gibt es von Bürgermeistern, Landrat und Bürgern gegen die neuen Planungen von Hochspannungsleitungen durch das Biosphärenreservat Rhön im Landkreis Bad Kissingen. Jetzt hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) einige Korridorvorschläge veröffentlicht für eine neue Leitung P43, auch Fulda-Main Leitung genannt. Sie soll als Wechselstrom Freileitung mit 380 KV errichtet werden. (https://www.mainpost.de/regional/
wuerzburg/suedlink-p43-p44-wie-viele-stromtrassen-vertraegt-die-region-art-10532362?wt_mc=o.email…newsletterDate=2020-11-25.newsletterId=2)
Kritisieren lässt sich an diesem Ausbauvorschlag der BNetzA, dass – wie in Deutschland entgegen der Forderungen des „Clean energy for all Europeans package“ der EU üblich – dabei weder die betriebswirtschaftlichen noch die sozialen Kosten durch verursachte Umweltbelastungen des Netzausbaus berücksichtigt werden. (https://ec.europa.eu/energy/topics/energy-strategy/clean-
energy-all-europeans_en)
Die BNetzA hätte sich also unter Berücksichtigung dieser Kosten eingehender mit Lösungen für eine dezentrale Energieversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien beschäftigen sollen, unter Einbeziehung aller Betroffenen. Genauso sind aber auch die Protestierenden entscheidend mitverantwortlich für den Bau der Leitungen, denn nur ein starker Ausbau der erneuerbaren Energien vor Ort würde den Leitungsausbau überflüssig machen. Genau diesen aber verhindern auch viele, insbesondere in Ämtern und Behörden, die sich in die Protestgruppen der Leitungsgegner einreihen.
Die letzten Atomkraftwerke werden 2022 abgeschaltet. Deren Stromproduktion muss aber ersetzt werden, damit die Lichter nicht ausgehen. Doch die heutige Stromerzeugung in Bayern wird Ende 2022 nur noch 60 Prozent des Strombedarfs decken können. Heute schon gibt es seit dem Abschalten von Grafenrheinfeld eine Unterdeckung von über 10 Prozent.
Diese Stromlücke kann, wenn es keinen nennenswerten Neubau von Stromerzeugungsanlagen gibt, nur mit neuen und immer stärkeren Leitungen aus Regionen außerhalb Bayerns ausgeglichen werden. Dabei ist noch nicht einmal mitgerechnet, dass in Bayern in den nächsten Jahren über 200 Windkraftanlagen, sowie viele Solarstrom- und Biogasanlagen abgeschaltet werden, weil die Bundestagsmehrheit aus CDU/CSU und SPD in der aktuellen EEG-Novelle keine ausreichenden Vorschläge macht, um die ältesten Anlagen, die nach 20 Jahren keine EEG-Vergütung mehr bekommen, weiter in Betrieb zu halten. Zudem wird der Strombedarf mit dem aus Klimaschutzgründen notwendigen Zuwachs an Elektromobilität und Wärmepumpen sogar noch steigen.
Doch statt den Ökostrom-Ausbau massiv zu stärken, wird er in der aktuellen EEG-Novelle weiter zurückgedrängt. In Bayern verhindert die 10H-Regelung darüber hinaus weitgehend den Ausbau der Windkraft und auch der Ausbau von Solarstrom und Bioenergien findet auf viel zu geringem Niveau statt. Zusätzlich werden Wasserkraftanlagen mit immer höheren Auflagen aus dem Betrieb gedrängt und im Bereich Geothermie konzentriert sich der Wärmeausbau nur auf den Süden Bayerns. Die Alternative, Erdgaskraftwerke, ist keine, denn Erdgaskraftwerke sind zu teuer und aufgrund ihres hohen Methanausstoßes klimapolitisch nicht zu verantworten.
Den fehlenden Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern sieht natürlich auch die Bundesnetzagentur und muss zur Sicherung der bayerischen und süddeutschen Stromversorgung immer weitere und stärkere Stromleitungen insbesondere für Windstrom aus dem Norden vorschlagen. Die neuste in dieser Reihe ist eben die P43.
Dagegen laufen in Unterfranken, insbesondere auch im Landkreis Bad Kissingen Landrat Bold, Bürgermeister, Gemeinderäte, Bürgerinitiativen und betroffene Bürger und Bürgerinnen Sturm und wollen sogar den Klageweg gegen die Leitungen beschreiten. Der Protest ist nachvollziehbar, weil die P43 gerade im Biosphärenreservat Rhön massive Schneisen schlagen wird. Eine verträgliche Erdverkabelung wie im Fall von Südlink wird es mit der Wechselstromleitung nicht geben.
Alle Protestierenden merken aber nicht, wie sie selbst mit ihrer Untätigkeit bis hin zur aktiven Verhinderung von Ökostromanlagen dazu beitragen, dass die Deckungslücke der Stromversorgung in Bayern immer größer wird.
Wer Leitungen verhindern will, muss den Ausbau der Erneuerbaren vor Ort massiv stärken. Im Prinzip bräuchte Bayern eine eigenständige Stromerzeugung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien, wodurch sich neue Leitungen erübrigen würden. Wie das geht, hat die Energy Watch Group (EWG) beispielhaft für den Landkreis Bad Kissingen aufgezeigt: http://energywatchgroup.org/wp-content/uploads/EWG_Regionalstudie_Bad-Kissingen.pdf
Diesen wissenschaftlich fundierten Plan hat die EWG im März 2020 in Hammelburg der Öffentlichkeit vorgestellt und diese auch am 10. März 2020 an Landrat Thomas Bold per Post mit einem Gesprächsangebot versendet. Im Mai 2020 wurden auch die Bürgermeister von Bad Bocklet, Bad Brückenau, Burkardroth, Elfershausen, Münnerstadt, Oberthulba, Thundorf und Hammelburg mitsamt einem Gesprächsangebot angeschrieben.
Lediglich der Oberbürgermeister von Bad Kissingen hatte kurz geantwortet, dass er nach der Coronakrise darüber ins Gespräch kommen wolle. Von Landrat Bold und allen anderen Bürgermeistern gab es keinerlei Reaktionen auf diese Schreiben.
Natürlich ist es in Zeiten der Coronakrise schwer, sich auch um andere wichtige Themen zu kümmern. Aber der Atomausstieg kommt immer näher und die Erderwärmung nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Wer sich auch in Zeiten von Corona nicht um diese drängenden Fragen kümmert, Angebote zur Problemlösung mit erneuerbaren Energien ignoriert und sich nur mit Protest und Klageandrohung gegen die neuen Leitungen aktiv einmischt, wird sehen, dass er oder sie die Leitungen nicht wird verhindern können. Denn die Leitungen werden dringend benötigt, wenn es keinen starken Ausbau der erneuerbaren Energien gibt. Genau um diesen kümmert sich aber die verantwortliche Politik in der Region nicht und befördert damit selbst die Notwendigkeit eines massiven Ausbaus der Leitungen.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Sehr seltsam, wenn es um neue Förderungen geht, gibt sich der deutsche Staat selbst in Corona-Zeiten sehr großzügig. Wenn es aber um Hemmnisse im EEG geht, wird die Regierung sehr kreativ. Statt Hemmnisse abzubauen, werden alte Hemmnisse mit sehr zweifelhaftem Gewinn durch neue ersetzt.
Wenn man eine PV Anlage mit einem Speicher betreibt, so stellt man fest, dass man mit ca. 1,6 Tage Reserve und einer großzügig dimensionierten PV Anlage eine Autarkie von über 90% erreichen kann.
Was im kleinen Maßstab funktioniert, sollte auch im größeren Maßstab durch die zusätzliche Kombination mit Windkraft funktionieren. Allerdings setzt dies eine Überkapazität voraus. Erst mit Erreichen von Überkapazitäten ergibt sich aus dem Aufbau von Speichern ein Sinn.
Um nun Atomkraftwerke zeitnah ersetzen zu können, wäre es sinnvoll entsprechend viel zusätzlichen Strom aus erneuerbaren Energiequellen entgegenzuhalten.
Dies wird uns kaum gelingen, wenn Eigenverbrauch ausgeschlossen ist, Strom nicht über Grundstücksgrenzen geliefert werden darf oder Strom aus erneuerbaren Energiequellen beim Einsatz als Industriestrom nicht angemessen und nur an den Zwischenhändler vergütet wird.
Aber auch das EEG muss dringend so umgestaltet werden, dass eine Überproduktion von Strom ohne milliardenschwere Finanzlöcher möglich ist. Darauf zu warten, dass die Förderungen vergangener Jahre abbezahlt sind, ist keine gute Strategie.
Neben allen Diskussionen um Übertragung und Produktion von erneuerbarer Energie, sollte sich die Regierung aber auch überlegen, ob wir mit unserer Gesetzgebung überhaupt international konkurrenzfähig sind (vgl. https://www.erneuerbareenergien.de/der-neue-spanische-supersolarmarkt-anders-als-deutschland). Die Industrie ist m.E. dem Thema weit aus aufgeschlossener als viele erwarten und agiert auch sehr flexibel (https://www.pv-magazine.de/2020/11/18/bayer-und-iberdrola-schliessen-photovoltaik-ppa-ueber-590-megawatt-in-spanien/).
Mit anderen Worten: Industriestrom selbst zu produzieren oder sich produzieren zu lassen könnte auch in Deutschland noch günstiger und attraktiver als Graustrom sein. Mit etwas mehr Flexibilität seitens der Verbraucher lassen sich die Gewinne maximieren. Dies setzt jedoch einen barrierefreien Handel voraus. Das EEG leistet hier einen Bärendienst für die deutsche Industrie und deutsche Bürger, die die Zeche mit EEG Umlage, CO2 Abgabe und weiteren Steuermittel bezahlen müssen.
Der gesamte Zubau an Wind- und Sonnenkraft gehört so lange eingestellt, bis klar ist, was mit dem „geernteten“, angeblich umweltverträglichen Strom ökonomisch vertretbar passieren soll, wie man ihn wohin transportiert, und diese Kapazitäten auch vorhanden sind. Dann kann man auch die entsprechenden Kraftwerke anschließen, nicht vorher. Oder?
Genau diese Fragen sind nämlich bisher auch seit dem 2. Atomausstieg völlig unbeantwortet geblieben.
Stattdessen wird am vermurksten EEG immer weiter herumlaboriert bzw. verschlimmbessert.
@ B.Hoffmann.
Nach Ihrer Ideologie hätte ja niemals ein AKW gebaut werden, geschweige denn betrieben werden dürfen. Da weiß man ja heute noch nicht wo der Abfall hin transportiert werden soll.
T.Berendes:
Warum bitteschön sollte der Erzeuger und Leitungsausbau paralell NICHT möglich sein?? Wenn das Eine auf das Andere ständig warten muß bremst man sich gegenseitig aus!
Und daß die Nachfrage nach regenerativem Strom steigen wird ergibt sich durch Atomausstieg und Elektromobilitätseinstieg von selbst.
Dezentrale Lösungen und Energie in Bürgerhand könnten das System demokratischer machen und bei Ausfall von Großerzeugern oder Leitungsunterbrechungen für mehr Stabilität sorgen.
Diese Umgestaltungen sind gut für die Region und die heimische Wirtschaft(fürs Weltklima sowieso!), benötigen aber privates Engagement und politischen Willen!
Guter Artikel.
Datenschutzverordnung hin oder Her:
Wer den Leitungsausbau verhindert sollte sich die nächsten Wochen doch besser darauf einrichten, von seinem Stromversorger zwangsweise für ein paar Minuten oder auch Stunden abgeschaltet zu werden.
Für Alle wird die verbleibende Produktion an Strom vorraussichtlich doch nicht ausreichen.
Oder sind wir schon an den Zeiten des Wegezolls für erhöhte Durchleitungsendgelte angekommen.
Einfach mal ein paar Gedanken machen.
Protest ist nicht immer förderlich, aber bewirkt eventuell doch etwas.
Atomenergie wird jedenfalls 2022 definitiv abgeschaltet, oder doch nicht?
Der Artikel bringt zumindest ein Problem auf den Punkt: Die Gegner des Netzausbaus sind ZUGLEICH Gegner der Erneuerbaren Energien, zumindest der Windkraft. Sie würden also gegen das von Joseff Fell propagierte Modell noch viel stärker Sturm laufen, denn es würde einen massiven Ausbau der regionalen Windenergie in Bayern bedeuten. Die Regionalstudie Bad Kissingen hochskaliert auf den Freistaat würde bedeuten, dass dort rund 12.000 neue Windräder errichtet werden müssten, 10x so viele wie sich heute dort drehen. 2019 kamen aber nur 6 neue WKA hinzug. PV-Freiflächen klingt schön. Aber ebenfalls hochskaliert: 60.000 HA – das entspricht der Fläche Berlins. Ist das wünschenswert oder gar politisch durchsetzbar? Würden die Grünen (in Bayern) einen solch massiven Eingriff in Natur, Landschaft und Lebensraum mittragen? Ist es da nicht logischer, auch dort in großem Maßstab Strom zu erzeugen, wo die Stromausbeute aufgrund Leistungsstärke der Anlagen und Vollbenutzungsstunden wesentlich höher ist? Also Windkraft küstennah und auf See. PV-Freiflächen in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg auf Konversionsflächen. PV-Dachanlagen plus Solarspeicher in Bayern, Baden-Württemberg. Ergänzt im ländlichen Raum um Bioenergie mit Wärmeanwendungen? Die Debatte um Stromleitungen wird aus meiner Sicht sehr ideologisch geführt. Man wittert dahinter immer die „Konzerninteresseren“. Aber ganz objektiv muss man doch zugeben, dass in einem Industrieland wie Deutschland mit derzeit über 500 TWh/Strombedarf (steigend wegen E-Mobilität, Dekarbonisierung der Industrie, Wasserstoffanwendungen) eine Energiewende ausschließlich vor Ort umgesetzt zu einem unglaublich großen Flächenverbrauch führen würde. Dagegen nehmen sich die Eingriffe durch Erdkabel von Norden nach Süden und neue oder verstärkte Freileitungen relativ bescheiden aus und beeinträchtigen vergleichsweise weniger Menschen. Von den Kosten ganz zu schweigen. Joseff Fell plädiert hier für eine Energiewende, die Öko-Kleinkleckersdorf vor Augen hat und so tut, als könne man „energieautark“ werden. Das ist doch kein Konzept in einem vereinigten Europa. Wir haben doch beim Klimaschutz nur eine Chance, wenn wir europäisch vernetzt den Green Deal anpacken. Mit lokalen Projekten ebenso wie mit großen Projekten auf See. Zum Schluss, damit alles schön transparent ist, oute ich mich als Pressesprecher eines Stromübertragungsnetzbetreibers, der sich das Erreichen von 100% Erneuerbaren im Netz bis 2032 auf die Fahnen geschrieben hat.
Hallo ihr Diskutanten.
Auch der umstrittene Netzausbau, hat einen tieferen Hintergrund, als den der vordergründig hier diskutiert wird. Wer meine Kommentare hier liest weiß, dass ich die Ermächtigungsverordnung zum EEG , als ein Faules Ei bezeichne, dass der Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde, und sich fortan wie ein roter Faden, nachteilig durch alle Bereiche der Energiewende zieht. Nach vielen anderen Bereichen ist der rote Faden nun auch beim Netzausbau, hier als Diskussionsthema angekommen.
Kohlestrom verstopft die Leitungen, so die Meinung der Kritiker, und den Ursprung dieser Behauptung, kann man der Ermächtigungsverordnung entnehmen..
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zitat:…Die Einführung des neuen Ausgleichsmechanismus hatte somit starke Auswirkungen auf die Einspeisung von erneuerbaren Energien und von Kohlekraftwerken. Bis 2009 hatten erneuerbare Energien sowohl einen Einspeisevorrang als auch einen Verbrauchsvorrang. Wurde viel regenerativer Strom ins Netz eingespeist, mussten konventionelle Kraftwerke. . „abgeschaltet“. . werden, damit der Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland verbraucht wurde. Mit der Reform wurde der Verbrauchsvorrang aufgehoben, was einen starken.. „Anstieg“.. der Kohlestromproduktion zur Folge hatte, da diese nun bei starker Einspeisung erneuerbarer Energien nicht mehr notwendigerweise gedrosselt werden musste. Der nun in großem Maße zusätzlich produzierte Strom konnte stattdessen in andere Staaten exportiert werden…. Zitat Ende.
Welchen Einfluss der Anstieg der Kohlestromproduktion – seit 2010 – auf die Netze hat, und wer davon profitiert, kann man am Folgenden erkennen.
https://www.solarify.eu/2017/08/25/207-zu-viel-schmutziger-strom/
Zitat:…Deutschland produziert Strom im Überfluss: In den vergangenen fünf Jahren haben sich deshalb die deutschen Stromexportüberschüsse fast verzehnfacht und lagen 2016 bei rund 54 Milliarden Kilowattstunden – so viel wie die Stromerzeugung der fünf größten deutschen Atomkraftwerke 2016. Zitat Ende.
Oder hier: https://www.iwr.de/news/stromexport-deutschland-erzielt-rekordeinnahmen-news26696
Zitat:..Münster – Die deutsche Stromwirtschaft hat im Jahr 2013 mit dem Export von Strom so viel verdient wie noch nie.. .. Zitat Ende
Der gleiche Prof. Jarras, der schon die Ermächtigungsverordnung kritisiert hat, meldet sich nun auch wieder zu Wort.
Siehe hier.
https://www.energate-messenger.de/news/146860/oekonom-jarras-kritisiert-netzausbau
Zitat:…Berlin – Der Wirtschaftswissenschaftler Lorenz Jarras hält die Planungen der Bundesnetzagentur zum Ausbau der Stromnetze für überdimensioniert. Die Netzagentur veranschlage einen überhöhten Netzbedarf, um diese „Einspeisung von Kohlestrom zeitgleich zur Starkwindeinspeisung“ künftig zu gewährleisten, sagte er auf der Handelsblatt-Jahrestagung „Erneuerbare Energien“ in Berlin. Bereits heute speisten Kohlekraftwerke auch bei hohem Windstromaufkommen unverändert ein. Der Netzausbau werde gemeinhin zwar mit den Erneuerbaren begründet, diene aber dem europaweiten Verkauf von Kohlestrom. Zitat Ende.
Und hier:
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/wirtschaft/detailansicht-wirtschaft/artikel/von-leitungen-kohlestrom-und-der-trassenluege.html#topPosition
Zitat:…Auch wenn BNetzA, Bundesregierung, Übertragungsnetzbetreiber ÜNB oder Braunkohle-Ausbuddler allesamt anderes behaupten: Für Jarass sind nicht Windkraftwerke in Norddeutschland der Grund, dass inzwischen über 10 000 Kilometer Höchstspannungsleitungen neu geplant werden. „Weil die konventionellen Kraftwerke auch dann einspeisen dürfen, wenn die erneuerbaren Energien viel Strom produzieren, wird das bestehende Stromnetz überlastet.“ Für den Wissenschaftler sind also vor allem ostdeutsche Braunkohlekraftwerke Schuld am Netzausbau. Der ist im Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) und dem laufend aktualisierten Netzentwicklungsplan (NEP) festgelegt…. Zitat Ende.
Ich kann’s nicht beurteilen wie viel Netzausbau nötig ist , stelle allenfalls der Daten und Fakten fest, dass im Sinne der Energiewende, für Kohlestrom keine Kapazitäten nötig sind.
@Volker
Unter diesem Gesichtspunkt, sollten Sie Ihre folgende Aussage nochmal überdenken.
Zitat Volker:
Die Gegner des Netzausbaus sind ZUGLEICH Gegner der Erneuerbaren Energien, zumindest der Windkraft.
Volker sagt.
Ist es da nicht logischer, auch dort in großem Maßstab Strom zu erzeugen, wo die Stromausbeute aufgrund Leistungsstärke der Anlagen und Vollbenutzungsstunden wesentlich höher ist? Also Windkraft küstennah und auf See.
@ Volker.
Natürlich wäre das logischer.
Diese Logik hatten wir ja auch schon mal bis 2010, wie Sie meinem vorhergehenden Beitrag entnehmen können. Als die EE noch in den Standard Last Profilen der Versorger zwingend enthalten waren, musste die konventionelle Erzeugung der EE Erzeugung angepasst werden, und der Windstrom vom Norden musste nicht ab geregelt werden, weil er Platz hatte für den Transport in den Süden.
Siehe hier.
https://w3.windmesse.de/windenergie/news/31537-schleswig-holstein-energiewende-windenergieanlage-abregelung-netzausbau-energiewende-stillstand-stromtransport
Zitat:….Schleswig-Holstein ist das Land der Energiewende: Schon heute erzeugt das Land zwischen den Meeren mehr Strom aus Wind, Sonne und Biogas als es rechnerisch verbraucht. Doch noch immer müssen regelmäßig Windräder stillstehen, weil die Stromnetze nur einen Teil der Energie weitertransportieren können. 2018 mussten 2.860 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien ab geregelt werden – das entspricht dem Jahresverbrauch von mehr als 800.000 Haushalten. Zitat Ende.
@ Volker sagt.
Zum Schluss, damit alles schön transparent ist, oute ich mich als Pressesprecher eines Stromübertragungsnetzbetreibers, der sich das Erreichen von 100% Erneuerbaren im Netz bis 2032 auf die Fahnen geschrieben hat.
@ Volker.
Da haben wir ja den richtigen Mann, passend zum Thema. Und damit auch tatsächlich ..„Alles“.. schön transparent ist, wie Sie schreiben, machen Sie als Pressesprecher ihrer Branche mal ..„Transparent“, dass nach dem System bis 2010 der Windstrom vom Norden locker nach Süden transportiert werden könnte, und im Süden wesentlich weniger Windräder errichtet werden müssten.
Auf wessen Drängen der Kohlestrom damals wieder Freifahrt bekam, um die Netze zu verstopfen, können Sie in meinem vorigen Beitrag dem Link zum Wälzmechanismus unter „Gründe der Reform“ entnehmen, und lautet wie folgt.
Für die Reform wurden verschiedene Gründe genannt. Befürworter waren vor allem die liberalen Wirtschaftspolitiker der FDP sowie die großen Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit ihren Lobbyorganisationen wie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.
PS.: Damit ich nicht falsch verstanden werde. Ich maße mir nicht an zu beurteilen ob die Netze ausreichend sind. Ich stelle lediglich fest, dass man sie nur der Energiewende entsprechend ausbauen muss, und nicht zum exportieren von Kohlestrom ins Ausland, wie es gegenwärtig der Fall ist..
Viel sinnvoller, umweltschonender, billiger und zuverlässiger wäre es natürlich, einfach die Atomkraftwerke weiter zu betreiben