Enervis erwartet PPA-Photovoltaik-Markt 2020 in Deutschland bei rund 300 Megawatt

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Mit der aufkommenden Corona-Krise und dem landesweiten Lockdown kam der gerade aufblühende PPA-Markt in Deutschland im Frühling wieder zum Stillstand. Doch dies war nur vorübergehend. In den vergangenen Wochen häuften sich die Meldungen über die Realisierung von PPA-Projekten wieder und auch neue Stromabnahmeverträge wurden verkündet. „Mit den wieder höheren Marktwerten gibt es auch wieder mehr PPA-Abschlüsse. Der wesentliche Treiber für den Markt ist wieder intakt“, sagt Nicolai Herrmann, Partner bei Enervis. Die Erholung der vorübergehend auf weniger als 1 Cent pro Kilowattstunde eingebrochenen Marktwerte Solar sei in den vergangenen Monaten zu verzeichnen gewesen. Im September sei in Deutschland in etwa wieder das Niveau von Januar – also der Vor-Corona-Zeit – erreicht worden. Auch auf den Terminmärkten, die wesentlicher als die Spotmärkte für PPA-Abschlüsse seien, seien wieder Preise von rund 40 Euro pro Megawattstunde für 2021 zu verzeichnen. „Viele PPA-Projekte, die vorübergehend auf Eis gelegt waren, kommen jetzt wieder aus der Schublade und zum Abschluss“, sagt Herrmann weiter.

Sein Kollege Benedikt Ziegert, Consultant bei Enervis, sagt mit Blick in die in hauseigene PV-Projekt-Datenbank, dass das Marktvolumen für PPA-Anlagen mit Inbetriebnahme in diesem Jahr voraussichtlich bei rund 300 Megawatt liegen wird. Davon entfallen schon gut 182 Megawatt auf den Solarpark von EnBW bei Werneuchen. Daneben gibt es noch eine Reihe kleinerer Photovoltaik-Projekte ohne EEG-Förderung, die in diesem Jahr realisiert werden. Das Marktvolumen wird damit nicht ganz so hoch ausfallen, wie Enervis noch zu Jahresbeginn erwartet hat, was aber den Umständen der Corona-Krise geschuldet ist.

Zusätzlich zu den rund 300 Megawatt an PPA-Projekten mit Realisierung in diesem Jahr befinden sich Ziegert zufolge noch weitere rund 300 Megawatt an Photovoltaik-Anlagen mit bekannten PPA-Abschlüssen in der Projektpipeline, die mehrheitlich im nächsten Jahr auch realisiert werden. Darüber hinaus gebe es zudem weitere Projekte, die aktuell einen Bebauungsplan auf nicht EEG-förderfähigen Flächen anstreben und mit einem Aufstellungsbeschluss die erste Hürde dabei genommen haben. Die kumulierte Leistung dieser Projekte liege aktuell bei rund einem Gigawatt und ein weiteres Gigawatt könnte noch in diesem Jahr hinzukommen.

Neben den klassischen PPA-Projekten verzeichnen die Analysten auch erste Mischformen. So realisiert Anumar in Bayern derzeit eine 110 Megawatt Photovoltaik-Anlage, wovon 80 Megawatt über einen PPA und die anderen 30 Megawatt über Zuschläge aus Ausschreibungen realisiert werden. Vattenfall, Enerparc und BayWa re sind weitere Projektentwickler, die Projekte dieser Art entwickeln. Auch könnten über PPAs bestehende Solarparks aus der Vergangenheit noch erweitert werden. Allein dafür schätzt Enervis das Volumen auf mindestens ein Gigawatt Photovoltaik-Leistung, die so in Deutschland installiert werden könnten. „Wenn die Preise an den Strombörsen stimmen, sehen wir bis Ende 2022 ein maximales Potenzial von 3,6 Gigawatt an PPA-Projekten ohne EEG Förderung“, so Ziegert weiter. Verzögerungen bei Bebauungsplan-Verfahren seien bei solchen Großprojekten jedoch häufig, sodass die realisierte Leistung von förderfreien Photovoltaik-Anlagen bis 2022 wahrscheinlich geringer als 2 GW ausfallen dürfte. Über die relativ konkrete Projektpipeline hinaus, die Enervis projektscharf analysiert, gäbe es zudem für mehrere Gigawatt an großen Photovoltaik-Projekten Netzanschlussanfragen. Dies sei allerdings noch ein sehr frühes Planungsstadium, so dass nicht genau absehbar ist, welche dieser Photovoltaik-Anlagen wirklich in den nächsten Jahren ans Netz gehen werden.

Auch wenn es sich bei PPA-Projekten um Photovoltaik-Anlagen ohne Förderung handelt, so hat doch auch das EEG einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung dieses Marktes. Im aktuellen EEG-Entwurf ist unter anderem vorgesehen, die förderfähigen Flächen für Ausschreibungsanlagen auszuweiten. So sollen künftig nicht nur 110, sondern 200 Meter entlang von Auto- und Schienenwegen für den Bau von Photovoltaik-Kraftwerken genutzt werden können. Zudem soll die Leistungshöchstgrenze für Gebote von 10 auf 20 Megawatt angehoben werden. Zeitgleich wird eine Grenze von 20 Megawatt für Photovoltaik-Anlagen auf sonstigen baulichen Anlagen eingezogen, wie Ziegert anmerkt.

Der Enervis-Analyst sieht zwei gegenläufige Entwicklungen, die sich für den PPA-Markt aus den EEG-Änderungen ergeben könnten. Zum einen könnte sich durch die Ausweitung der zulässigen Flächen und Anhebung der Höchstgrenze auf 20 Megawatt das EEG wieder attraktiver für mehr Projektierer machen. In der Konsequenz würde dies den Zubau von PPA-Projekten etwas reduzieren, wie der Ziegert sagt. Auf der anderen Seite könnte die Einführung der Begrenzung für Projekte auf sonstigen baulichen Anlagen diese Flächen für Kombinationsprojekte mit EEG-Förderung für 20 Megawatt und PPA für die restliche Anlagenleistung attraktiver machen.

Innovationsausschreibungen als PPA-Treiber

Auch die kürzlich abgeschlossene Innovationsausschreibungen sieht Ziegert noch als einen Treiber für den PPA-Markt, auch wenn nicht unbedingt verknüpft mit dem Bau neuer Photovoltaik-Anlagen. So gab es bei der Ausschreibung eine Vielzahl von Zuschlägen für Einzel-Photovoltaik-Projekte. Die fixe Marktprämie fällt allerdings mit bis zu drei Cent pro Kilowattstunde eher gering aus, weshalb der Analyst erwartet, dass die Betreiber einen zusätzlichen PPA abschließen werden, um ihre Einnahmen aufzubessern und die Finanzierungsbedingungen zu optimieren. Dies wären dann sogenannte Graustrom-PPAs, da es ein Doppelvermarktungsverbot für den Solarstrom gebe, der über das EEG bereits gefördert werde. Bei den bezuschlagten Photovoltaik+Speicher-Projekten aus den Ausschreibungen erwartet Ziegert hingegen etwas weniger zusätzliche PPA-Abschlüsse, da die dort erzielte fixe Marktprämie wesentlich höher liegt.

Und was sind die Aussichten für die Entwicklung des PPA-Marktes 2021? „Es werden mehr PPA-Projekte als 2020 in Betrieb genommen, aber eine Explosion des Marktes erwarten wir für 2021 noch nicht“, sagt Ziegert. „Wenn die Terminmärkte mitspielen, gehen wir in den kommenden zwei Jahren von einem moderaten Wachstum aus.“ Zugleich könnte die Zahl der PPA-Abschlüsse stark zunehmen. Dies liege auch daran, dass durch die Corona-Krise das Interesse von Investoren an vergleichsweise krisenfesten Infrastruktur- und Erneuerbaren-Projekten enorm zugenommen habe. Von diesem nachhaltigen Interesse der Kapitalgeber könnte somit auch der PPA-Markt für Photovoltaik-Anlagen in Deutschland in der nächsten Zeit profitieren.

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