Während die ursprünglich für vergangenes Jahr angekündigte Novelle des Mieterstromgesetzes der Bundesregierung weiter auf sich warten lässt, nimmt das Berliner Unternehmen Solarimo nun ein neues Projekt in Angriff: In Neupetershain im Landkreis im Landkreis Oberspreewald-Lausitz errichtet Solarimo jetzt auf drei gemeindeeigenen Wohngebäuden eine 108-Kilowatt-Mieterstromanlage. Die 318 Module sollen gut 98 Megawattstunden im Jahr erzeugen. Den 72 Mietparteien verspricht Solarimo, dass das Angebot um 15 Prozent günstiger ist als der örtliche Grundversorger-Tarif. Die Anlage spart jährlich 61,5 Tonnen Kohlendioxid ein.
Zuvor hat die Gemeinde Neupetershain eine ohnehin anstehende Dachsanierung durchgeführt. In diesem Zuge wurden die Dachflächen optimal für eine Photovoltaik-Anlage zugeschnitten. Aufbauten wie Sekuranten und Lüftungsauslässe wurden neu platziert, so dass mehr Solarmodule auf dem Dach Platz finden. Gleichzeitig konnten direkt Ankerpunkte für eine sichere Befestigung der Anlage angebracht werden, die Vorteile für Statik und Windlasten bieten.
Solarimo pachtet das Dach, baut und betreibt die Photovoltaik-Anlage und übernimmt den Stromverkauf an die Mieter. Gemeinde und Bewohner haben dadurch keinerlei Kosten, die Anlage wird durch Solarimo finanziert.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Wenn man Preisvorteile durch Mieterstrom hervorheben will, dann ist der Grundversorgertarif als Vergleichsmaßstab natürlich ideal geeignet: Da sieht jedes Alternativ-Angebot gut aus. Als Entscheidungsgrundlage für die Mieter taugt es allerdings nicht: Da wäre ein Vergleich mit dem günstigsten Stromdiscounter oder wenigstens mit dem Markt-angepassten Tarif des lokalen Stromnetzbetreibers sinnvoller. Schon gar, da sich unter den Beziehern des Grundversorgertarifs immer mehr die „schlechten Risiken“ sammeln werden, also Kleinstverbraucher und Eigenvorsorger, die ein ungünstiges Verbrauchsprofil haben und deshalb beim öffentlichen Versorger hohe Kosten verursachen. Ich beziehe z.B. Strom von einem Discounter, der ist 20% billiger als der Grundversorgertarif meines örtlichen Versorgers, und auch dessen Discount-Angebot nur unwesentlich teurer. Damit wäre es aber immer noch 5% günstiger, als Mieterstrom mit nur 15% Preisvorteil. Offensichtlich bezahlt man mit dem 5%-Aufschlag das Bürokratiemonster „Mieterstrom“, das ansonsten überhaupt keine Vorteile bringt, außer dass der Gewinn vom (meist kommunalen) örtlichen Versorger zum (meist privatwirtschaftlichen) Vermieter verschoben wird. Neoliberale finden die Gewinnverlagerung natürlich gut. Sozial denkende Menschen sind eher der Meinung, dass mit Deckung von Grundbedarfen wie Strom, Wasser, Wohnraum, Bildung, Sicherheit und Gesundheit kein Gewinn erzielt werden sollte, oder wenn doch, dieser dann wenigstens zur Finanzierung von öffentlichen Belangen dienen sollte.
Der Schlüssel zum gesamtwirtschaftlichen Erfolg liegt immer darin, dass jeder das macht, was er am besten kann. Vermieter sollten deshalb ihre Dachflächen an PV-Betreiber verpachten, die den erzeugten Strom zu 100% ins Netz einspeisen. Die Mieter sind dann frei, sich den günstigsten oder in sonstiger Hinsicht genehmen Stromlieferanten auszusuchen. Physikalisch beziehen sie ja trotzdem den Strom vom Dach – wenn von dort etwas kommt. Aber weder sie noch ihr Vermieter müssen sich damit herumschlagen, wo man den Strom herbekommt, wenn die PV nichts produziert, oder was man mit dem PV-Strom macht, wenn dort zu viel produziert wird. Das können die Netzbetreiber besser, und deshalb sollte man das denen überlassen.
Ich denke der Vorteil für die Mieter ist ein positives Argument und der Vergleich mit der Grundversorgung ist auch richtig.
Allerdings stimme ich zu, dass genau die Abrechnungstechnik ist das Hauptproblem mit dem Mieterstrommodell. Jeder Betreiber einer Anlage müsste zum Energieversorger werden und nicht nur den PV-Strom verkaufen, sondern auch noch den Differenzstrom, da sonst zwei Abrechnungssysteme nebeneinander laufen müssten. Denkbar wäre zwar, dass die Baugenossenschaften die Abrechnung machen aber im Grunde haben die nicht die Ressourcen und wollen auch nicht das Zahlungsrisiko eingehen.
Beim Mieterstrom muss daher dringend nachgebessert werden, so wird jeder Investor nur mit administrativen Themen abgeschreckt.