Verkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU lehnt ein gemäßigtes Tempolimit von 130 Kilometer pro Stunde auf deutschen Autobahnen noch immer ab. Die deutsche Gesellschaft kauft mehr SUVs als je zuvor – 2019 waren es elfmal mehr als noch im Jahr 2000.
„SUVs sind eine Volksbewegung geworden“, sagt der Auto-Forscher Ferdinand Dudenhöfer. Diese Käufe hätten 2019 eine „psychologische Grenze“ überschritten. Aber BMW-Chef Oliver Zipse hält die SUV-Debatte für „Panikmache“ und schwadroniert: In SUVs sitzen „ganz normale Leute“. „Wahlfreiheit ist das Grundprinzip einer Marktwirtschaft.“
Immerhin widerspricht ein anderer Auto-Manager, Opel-Chef Michael Lohscheller – er sagt der Süddeutschen Zeitung: „Ich bin kein Freund von ganz großen SUVs, sie kommen kaum in die Parkhäuser, das ist gesellschaftlich nicht mehr vermittelbar.“ Bei Fünf-Meter SUVs könne man nicht länger sagen: „Alles super.“
Das beherrschende Thema in 2020: Klimaschutz
Das Jahr 2019 hatte ein beherrschendes Thema: Klimaschutz. Doch Deutschland, das als einziges EU-Land kein Tempolimit auf Autobahnen kennt, ist auch Ende 2019 dazu nicht fähig. Die Groko ist darüber zerstritten. Die neue SPD-Spitze fordert es im Jahr 2020, doch Verkehrsminister Scheuer hat auch im neuen Jahr Widerstand angekündigt.
Das müssen dann halt die Wähler organisieren. Denn die meisten Auto-Manager argumentieren noch immer nach dem alten ADAC-Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“ – um jeden Preis (Ein Tempolimit schützt die Freiheit der anderen)!
Sie verdrängen die positiven Erfahrungen unserer Nachbarn mit einem Tempolimit zwischen 120 und 130 Km/h. In Dänemark und Schweden, in Frankreich und in Finnland, in England und in den Niederlanden, gibt es weniger Tote auf den Autobahnen als in Deutschland.
Aber auch hierzulande zeigt sich dieselbe Tendenz: Auf der A24 in Brandenburg wurde 2003 das Höchsttempo 130 vorgeschrieben und die Zahl der Verkehrstoten sank um 50 Prozent. „Du sollst nicht töten“ – gilt dieses Gebot nicht auch für CSU- und CDU-Politiker? Die Mehrheit der Deutschen sagt Ja zum 130-Tempolimit.
Gäbe es europaweit endlich ein Tempolimit zwischen 120 und 130 Kilometer pro Stunde: warum sollten die Autobauer dann noch Autos bauen, die 180 oder noch schneller fahren können? Viele Autos würden verbrauchsfreundlicher, klimaverträglicher und sie würden weniger Verkehrstote und Verletzte zur Folge haben. Zudem würde der Verkehr flüssiger – und deshalb bei weniger Staus – auch schneller und angenehmer.
Deutsche Raserei und amerikanische Waffen
Meine US-amerikanischen Freunde, für die Höchsttempo 115 Kilometer pro Stunde selbstverständlich ist, finden die deutsche Raserei auf Autobahnen so verrückt wie die meisten Deutschen die US-Waffengesetze. Die deutsche Waffe ist das Auto – mit ähnlich verheerenden Folgen wie die viel zu vielen US-Waffen.
Die Klimakrise wird auch 2020 Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht mehr loslassen. Die Zwanziger Jahre werden wohl das letzte Jahrzehnt, in dem wir die ganz große Katastrophe noch abwenden können. Das kleine Land Dänemark hat soeben vorgemacht, was noch möglich ist: Unser nördlicher Nachbar hat parteiübergreifend beschlossen, bis 2030 seine CO2-Emissionen um 70 Prozent zu reduzieren.
Für Deutschland hieße das: Windenergie ausbauen statt abwürgen, Elektroautos fördern und Lade-Infrastruktur organisieren, Solarenergie verfünffachen und endlich auch hierzulande ein Tempolimit von höchstens 130 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen einführen. Dafür sind bereits alle Techniken vorhanden – auch die notwendigen Speicher-Technologien.
Mit Verzicht hat das alles gar nichts zu tun. Darin liegt vielmehr eine große Chance, das Land und die Wirtschaft zukunftsfähig zu machen. So könnte dann auch in Deutschland Lust auf Zukunft entstehen.
— Der Autor Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator. Er wurde bekannt durch das ARD-Magazin „Report“, das er bis 1992 leitete und moderierte. Bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion „Zeitsprung“ im SWR, seit 1997 das Magazin „Querdenker“ und ab 2000 das Magazin „Grenzenlos“ in 3sat. Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte auf www.sonnenseite.com. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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In welchem großen großen Industrieland will Herr Alt denn das gesehen haben was er als „Lust Auf Zukunft“ bezeichnet . Es scheint Herr Alt hat den Klimagipfel in Madrid verpasst in seiner „Käseglocke“ genau so verpasst wie die aktuelle Entwicklung der CO2-Emmisionen außerhalb von Europa
@Herr Arlt
Ein PV-Forum erscheint mir hier nicht geeignet, eine Geschwindigkeits-Grenze für den Individualverkehr auf deutschen Autobahnen zu diskutieren.
Außerdem wird das Argument Reccourceneinsparung mehrfach von Ihnen mit Reduktion von Verkehrstoten in Verbinding gebracht.
Es treibt mich um, wenn ich an die tausende Mittelspur Fahrer denken, die offensichtlich nicht inder Lage sind, dem gültigem Rechtsfahrgebot zu folgen.
Bitte lassen Sie nicht den Blickwinkel für den Lasten-Verkehr aus dem Auge:
Gefühlt drängelt sich der gesamte Wahrenverkehr durch Europa komlett auf der rechten Spur der Deutschen Autobahnen.
Abhilfe, Konzepte: Fehlanzeige
genauso könnte ich provokativ die Frage aufstellen, warum die DB nach immer weiteren Geschwindigkeits-Rekorden unterwegs ist und mit xx Investitioneen versucht, Ihr Streckennetz für Personen- wie auch Gütertransport im Hochgeschwindigkeits-Sektor auf Vordermann zu bringen.
Das Fehlverhalten von mehr als 3 Verkehrsministern hat doch Nichts mit dem hier vorliegenden PV-Forum zu tun.
Hallo Herr Alt.
Als jemand der Ihren Namen buchstabieren kann freue ich mich sehr über Ihren Beitrag und er ist hier auch bestens platziert.
Vielen Dank! 🙂
Upps; das sollte nicht passieren.
Bitte um Verzeihung, Herr Alt.
Offensichtlich hat Herr Alt Wunschdenken und Realität vermischt
1. Die bisher beworbenen E-Autos glänzen mit Geschwindigkeiten von über 200 km/h. Siehe Tesla, siehe Opel etc
2. Zubau von Windmühlen und Solarzellen ist nun mal in unseren Breitengraden sinnlos. Sonne 1000 Stunden pro Jahr, Wind weniger als 3000 Stunden pro Jahr
3.Speichertechnologien existieren nicht, es gibt unausgegorene Konzepte.
Man fragt sich, wer sponsert Herrn Alt?