Axpo plant alpines Photovoltaik-Kraftwerk an Staumauer

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Es gibt bereits diverse Studien, die zeigen, dass Photovoltaik-Anlagen im alpinen Hochgebirge auch im Winter kräftig Solarstrom produzieren können. Dies will der Schweizer Energiekonzern Axpo nun mit dem Bau einer ersten Zwei-Megawatt-Anlage an der Staumauer des Muttsees in fast 2500 Meter Höhe auch beweisen. Daher treibt er derzeit das Pionierprojekt „PV Muttsee“ voran und will es beim Bundesamt für Energie auf die Liste der Leuchtturmprojekte bringen. Es sei geplant, auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern rund 6000 Module an der Staumauer zu installieren, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Die Neigung der oberen Modulebene betrage dabei 77 Grad und der unteren 51 Grad. Mit der Anlage sollen dann jährlich rund 2,7 Gigawattstunden Solarstrom produziert werden. Derzeit führt Axpo nach eigenen Angaben noch Gespräche mit potenziellen Partnern, die den erzeugten Solarstrom über langfristige Verträge (PPA) abnehmen sollen.

„Die Muttsee-Staumauer ist außerordentlich gut für Photovoltaik geeignet“, sagt Christoph Sutter, Leiter neue Energien bei Axpo. Auch die Infrastruktur sei perfekt, so gebe es bereits einen Netzanschluss und die Staumauer sei nach Süden ausgerichtet. Durch die Höhenlage werde die Solarstrom-Produktion zusätzlich angekurbelt. Nach den Erwartungen von Axpo wird die Photovoltaik-Anlage rund die Hälfte ihrer Stromproduktion im Winterhalbjahr liefern. Bei Anlagen vergleichbarer Größe im Mittelland sei es nur ein Viertel. Die Vorteile der Höhenlage: Sie liegt seltener im Nebel und bekommt daher mehr Sonne ab. Auch die Wirkungsgrade der Module seien bei tiefen Temperaturen höher. Dazu kommt die Verstärkung des bifazialen Effekts bei einer geschlossenen Schneedecke im Winter.

In der Schweiz wird im Winter deutlich mehr Strom verbraucht als produziert. Der Bezug des Stroms im Winter wird sich in den nächsten Jahren noch schwieriger, wenn weitere große Kraftwerke im In- und Ausland vom Netz gehen. In den vergangenen Jahren seien in der Schweiz vor allem Photovoltaik-Anlagen im Mittelland gebaut worden, was die Winterstromproblematik aber nicht entschärfen könne.

Axpo sieht in alpinen Photovoltaik-Anlagen einen vielversprechenden Ansatz, um die „Energiestrategie 2050“ der Schweizer Regierung zu unterstützen. „Wir sehen, dass man mit Photovoltaik grosse Mengen Strom produzieren kann“, sagt Andy Heiz, Leiter Produktion und Netze bei Axpo. „Um einen wesentlichen Beitrag zu leisten, reicht die Anlage auf der Muttsee-Staumauer natürlich nicht. Man müsste weitere Standorte ausbauen, die nicht in Schutzgebieten liegen und bereits gut erschlossen sind. Dafür müssen allerdings auch die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen.“

Der Schweizer Photovoltaik-Verband „Swissolar“ hatte erst am Mittwoch erneut betont, dass die Schweiz eine installierte Photovoltaik-Leistung von 50 Gigawatt braucht, um den zusätzlichen Strombedarf in Zukunft zu decken, der als Ersatz für Brenn- und Treibstoff sowie die fehlenden Kapazitäten durch den Atomausstieg gebraucht würden. Dies sind 25 Mal mehr, als bisher in der Schweiz installiert wurden. „Wir brauchen jährlich 40 bis 45 Terawattstunden Solarstrom, den wir zum größten Teil auf unseren Dächern und Fassaden produzieren können“ sagt David Stickelberger, Geschäftsleiter vom Fachverband Swissolar. Der Bundesrat und das Parlament müssten daher die Rahmenbedingungen schaffen, damit mehr Photovoltaik-Anlagen – vor allem auch auf Gebäuden – installiert werden.

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