Baden-Württemberg will geplante Forschungsfertigung für Batteriezellen nach Ulm holen

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Mit einer „Forschungsfertigung Batteriezelle“ will das Bundesforschungsministerium (BMBF) den Aufbau einer Batteriezellproduktion in Deutschland vorantreiben. Dafür stellt der Bund 500 Millionen Euro bereit. Einrichtung und Betrieb der Forschungsfertigung sollen durch die Fraunhofer-Gesellschaft erfolgen. Nun hat Baden-Württemberg bekannt gegeben, in das Rennen um den Standort für die Forschungsfertigung einzusteigen – mit der Zusage der Landesregierung, 185 Millionen Euro an eigenen Mitteln bereit zu stellen, wenn der Zuschlag erfolgt. Die Bewerbung hat das Land dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) übertragen. Bewerbungsschluss ist der 15. Mai 2019.

Die Landesregierung in Stuttgart hat beschlossen, im Erfolgsfall Grundstück und Gebäude, einschließlich der notwendigen Finanzierung, bereitzustellen. Im Standortbewerbungsprozess wird ein Finanzbedarf für die Erstimmobilie von bis zu 105 Millionen Euro und weiteren 80 Millionen Euro für eine Erweiterung nach drei Jahren erwartet. Um eine verbindliche Bewerbung abgeben zu können, will die Landesregierung kurzfristig 100 Millionen Euro aus dem aktuellen Nachtragshaushalt zur Verfügung stellen. „Baden-Württemberg investiert seit Jahren konsequent und kontinuierlich in die Batterieforschung und ist international konkurrenzfähig“, erklärt Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Allein das Zentrum für elektrochemische Batteriespeicher Ulm und Karlsruhe, CELEST, hat international den zweitgrößten wissenschaftlichen Output. Das hier entstehende Wissen direkt in einer Forschungsfertigung einzusetzen, ist so konsequent wie erfolgversprechend – der Technologietransfer wird damit beschleunigt.“

Die „Forschungsfertigung Batteriezelle“ soll den Innovationsprozess zur Entwicklung neuer Zellfertigungskonzepte und deren Umsetzung in die industrielle Produktion forcieren. Das Kernangebot liegt in der Evaluierung der Skalierbarkeit von innovativen, industrierelevanten Zellfertigungskonzepten. Über die Integration eines umfassenden Digitalisierungs- und intelligenten Vernetzungsansatzes adressiert die Forschungsfertigung insbesondere prozessinduzierte Ansätze, um die Qualitätsstandards zu optimieren und Ausschuss zu reduzieren. Darüber hinaus können auch künftige Zellkonzepte – einschließlich Post-Lithium-Ionen-Konzepte –qualifiziert und bis zur Herstellung von Null- und Kleinserien entwickelt werden.

Unterdessen zeigt sich der Vizechef der EU-Kommission, Maroš Šefčovič, jüngst auf einem Treffen der European Battery Alliance zufrieden mit den Fortschritten, die in den vergangenen Monaten beim Aufbau einer Batterieproduktion in Europa erzielt wurden. Derzeit würden große grenzüberschreitende Konsortien in der EU gegründet, die die ganze Wertschöpfungskette abdeckten, vom Rohmaterial über die nötigen Chemikalien bis Zellproduktion, Software und Recycling. Dazu zählt zum Beispiel ein Konsortium unter Führung von Volkswagen und dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt, das die Batterieforschung vorantreiben will. „Die Mitbewerber außerhalb Europas werden nervös“, erklärt Šefčovič. Allerdings müsse die EU schneller vorankommen, um die Konkurrenz einzuholen. „Wir dürfen nicht naiv sein“, sagt der EU-Kommissar.

Šefčovič weist zudem darauf hin, dass die EU verpflichtende Nachhaltigkeits-Standards und -Anforderungen entwickeln müsse, bevor 2022 oder 2023 die Massenfertigung von Batterien starten werde. Diese Kriterien müssten die gesamte Wertschöpfungskette abdecken, von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zu Recycling  und zur Wiederverwertung.

Bei einem Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und dem französischen Finanzminister Bruno Le Maire hat Šefčovič jetzt zudem in Paris über weitere Schritte zum Aufbau einer europäischen Zellfertigung gesprochen. Ein Thema war dabei Altmaier zufolge die mögliche Förderung eines bereits konkret ausgearbeiteten deutsch-französischen Projekts zur Batteriezellfertigung. „Uns ist es wichtig, dass diejenigen Unternehmen, die über ausgereifte Pläne verfügen, zügig vorangehen können“, erklärte Altmaier. Der Minister erwähnte die Namen der beteiligten Unternehmen nicht. Es dürfte sich hier um ein Vorhaben des französischen Autokonzerns PSA mit seiner deutschen Tochter Opel und dem französischen Batteriehersteller Saft handeln, die Batteriezellen für Elektroautos herstellen wollen.*

*Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde am 2. Mai 2019 um 15.40 Uhr ergänzt.

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