Schweiz könnte ihren Atomstrom weitgehend durch Photovoltaik ersetzen

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In der Schweiz macht die Atomenergie fast ein Drittel des Strommix aus. Dieser Anteil muss mittelfristig ersetzt werden, da der Bau neuer Atomkraftwerke per Volksabstimmung verboten wurde. Wo soll der fehlende Strom herkommen, wenn die bestehenden Meiler vom  Netz gegangen sind? Die Photovoltaik könnte einspringen, wie eine neue Studie des Schweizer Bundesamtes für Energie (BFE) zeigt: Allein auf und an den Gebäuden könnten jährlich 67 Milliarden Kilowattstunden erzeugt werden. Das entspricht rechnerisch 110 Prozent des aktuellen Stromverbrauchs der Schweiz. Zusätzliche Erhebungen des Branchenverbandes Swissolar ergeben ein Potenzial von weiteren 15 Milliarden Kilowattstunden außerhalb von Gebäuden.

Für die Studie hat das BFE das Solarpotenzialkataster sonnendach.ch herangezogen, das die Bundesämter für Landestopographie (Swisstopo), Meteorologie und Klima (Meteo Schweiz) und Energie (BFE) erstellt haben. Für Dachanlagen geben die Experten schweizweit ein Potenzial von 50 Milliarden Kilowattstunden an, für Fassadenanlagen von 17 Milliarden Kilowattstunden. In beiden Fällen handelt es sich um das ausschöpfbare Potenzial, das deutlich tiefer liegt als das technische Potenzial. Berücksichtigt sind darin nur größere zusammenhängende Flächen mit einer sinnvoll nutzbaren Einstrahlung.

Für die Schweiz ist das Fassadenpotenzial von besonderem Interesse, da auf diesen Flächen wegen der senkrechten Ausrichtung der Module vergleichsweise hohe Wintererträge zu erwarten sind. Da im Winter weniger Strom aus Wasserkraftwerken – die mit einem Anteil von sechzig Prozent am Strommix weitaus wichtigste Erzeugungstechnologie – zur Verfügung steht, muss die Schweiz bereits heute während dieser Monate Strom importieren.

Ergänzend hat Swissolar berechnet, welches Potenzial zusätzlich auf Parkplatzüberdachungen, Straßenflächen und im Alpenraum vorhanden ist. Bei letzterem wurden nur Flächen in Betracht gezogen, die in keiner Weise geschützt sind und bereits Infrastrukturanlagen aufweisen. Dazu gehören beispielsweise Skigebiete. Das Ergebnis: Auch bei einer sehr vorsichtigen Berechnung kommen weitere 15 Milliarden Kilowattstunden Jahresproduktion hinzu.

Insgesamt können also in der Schweiz mindestens 82 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr produziert werden. In Kombination mit der bestehenden Wasserkraft (jährlich 35 Milliarden Kilowattstunden) und weiteren erneuerbaren Energien – insbesondere der Windkraft – lässt sich die Schweiz bis 2050 vollständig aus erneuerbaren Quellen versorgen, ist Swissolar überzeugt. Dafür brauche es allerdings eine Verfünffachung des jährlichen Photovoltaik-Zubaus von heute 300 Megawatt auf 1500 Megawatt.

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